BLKÖ:Kürsinger, Ignaz von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 13 (1865), ab Seite: 332. (Quelle)
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Kürsinger, Ignaz von (Topograph und Alterthumsforscher, geb. zu Ried im Innviertel Oberösterreichs 7. December 1795, gest. zu Salzburg 18. August 1861). Entstammt einer schon im Jahre 1627 geadelten Familie. Sein 1834 verstorbener Vater Ignaz [siehe die Quellen] war k. k. Regierungsrath und Cameral-Administrator von Oberösterreich. Der Sohn besuchte die Schulen zu Linz, hörte 1814 zu Kremsmünster, 1816 zu Wien die Philosophie und beendete 1816 bis 1819 an der Wiener Hochschule die rechtswissenschaftlichen Studien. Im November 1819 trat er in den Staatsdienst und zwar als Concepts-Praktikant bei dem Mühlkreisamte in Oberösterreich. Im Mai 1822 kam er in gleicher Eigenschaft zur Landesregierung in Linz, wurde im April 1825 Adjunct bei dem Pfleggerichte Braunau, nachdem er schon ein Jahr früher provisorisch Adjunctendienste bei dem Pfleggerichte Obernberg verrichtet hatte. Im Jänner 1829 kam er zum Pfleggerichte Mauerkirchen und wurde am 29. März 1832 mit der Amtsleitung daselbst betraut; Mitte März 1833 zum provisorischen Pfleger zu Thalgau im Salzburgischen und Mitte Juni zum Pfleger in Goldegg ernannt. Auf diesem Posten rückte er bis December 1834 zum Pfleger 1. Classe [333] in Mittersill vor und wurde im Mai 1842 über sein Ansuchen in gleicher Eigenschaft nach Schärding in Oberösterreich übersetzt. In Folge der Denunciation eines Unterbeamten von 1844 bis 1848 vom Amte suspendirt, wurde erst im November des letztgenannten Jahres, nachdem sich die Denunciation als unwahr herausgestellt, die Suspension aufgehoben. Da sich aber nicht gleich eine angemessene Bedienstung fand, wurde ihm am 1. Jänner 1850 die Redaction der amtlichen Salzburger Zeitung übertragen, welche er bis 1. Juli 1858 führte, worauf er sich in Ruhe zurückzog. K. hat sich durch sein humanistisches und schriftstellerisches Wirken hervorgethan. Schon am 18. Mai 1827 zeichnete er sich bei einer Feuersbrunst in Mattighofen[WS 1] durch hilfreiche muthvolle Thätigkeit besonders aus; dann wirkte er zur Gründung des Liebesvereines, eines Krankenhauses für Gesellen in Braunau wesentlich mit; während seiner Amtswirksamkeit zu Mittersill steuerte er dem Deserteurswesen, welches in jener Gegend, durch örtliche Beschaffenheit so sehr begünstigt, eine schwere Landplage geworden war. K. wirkte ebenso durch Energie wie durch Milde. An 200 Deserteure machten weit und breit die Gegend unsicher. Indem er versprach, Allen, die sich selbst stellen würden, Begnadigung zu erwirken, fanden sich 114 dieser Flüchtlinge ein und K. erwirkte ihnen allen die kaiserliche Begnadigung, ferner einen Generalpardon für alle übrigen, die binnen wenigen Wochen zur Fahne zurückkehren würden, und in der That, es kamen noch weitere hundert zurück und die Unsicherheit der dortigen Gegend hatte mit einem Male ein Ende genommen. Auf seine Veranlassung wurde auf der Straße zwischen Mittersill und Stuhlfelden das Kaiser Franz-Monument errichtet, zum Andenken an die von diesem Monarchen befohlenen Vorkehrungen, um den Ueberschwemmungen der Salzach, deren Schrecknisse der Kaiser am 12. Juli 1832 selbst kennen gelernt, für die Zukunft vorzubeugen. Die Beförderung des Schulwesens, der Sittlichkeit in seinem Amtsbezirke und die Entsumpfung der Gegend zwischen Hollersbach und Stuhlfelden sind gleichfalls Werke seines Amtseifers. In Schärding, wo er zuletzt war, gründete er auch im J. 1842 einen Liebesverein, ein Spital für Gesellen. K., ein Mann von gründlicher Bildung, das Land, wo er lebte und wirkte, liebend, sammelte seit Jahren alles zur Kenntniß desselben erforderliche Material und es erschien von ihm das Werk: „Oberpinzgau oder der Bezirk Mittersill“ (Salzburg 1841, gr. 8°.), worin er diese Gegend in geschichtlicher, topographischer, statistischer und naturhistorischer Beziehung schilderte und den Reinertrag dieses schätzbaren Werkes einer Unterstützungs-Anstalt und Industrieschule für arme Schulkinder der Pfarre Mittersill widmete. Die übrigen literarischen Arbeiten K.’s sind, im Vereine mit Spitaler: „Der Gross-Venediger in den norischen Central-Alpenketten, seine erste Ersteigung am 3. September 1841 und seine Gletscher in gegenwärtiger und ehemaliger Ausdehnung“ (Innsbruck 1843, Wagner) und „Lungau historisch, ethnographisch, statistisch“ (Salzburg 1854, Oberer, gr. 8°.), ein Werk, dessen der verewigte Chmel in seinem „Notizenblatte“ (1854, Nr. 24) mit Anerkennung gedachte. K. hat mannigfache Ehren für sein gemeinnütziges Wirken erlebt. Der König von Sachsen hat ihn mit dem Albrecht-Orden geschmückt; der Münchener Verein gegen Thierquälerei mit der goldenen Medaille ausgezeichnet; mehrere Vereine des In- und Auslandes haben ihn unter ihre Mitglieder [334] aufgenommen; die Märkte Mittersill und Tamsweg zum Ehrenbürger und die Landschaft Oberpinzgau zum Ehrenbauer ernannt, und überdieß hat der Markt Mittersill einen Stiftbrief errichtet, welchem zu Folge am 31. Juli eines jeden Jahres Kürsinger zu Ehren ein Jahrestag gehalten werden soll. Wie sehr aber das Vertrauen auf seine Ehrenhaftigkeit und Unbescholtenheit in der Bevölkerung fest stand, beweist der Umstand, daß ihn, als auch durch die amtliche Suspension der Schein wider ihn war, noch während der Dauer derselben Stadt und Landbezirk Salzburg zum Abgeordneten der deutschen National-Versammlung zu Frankfurt a. M. erwählten. K. starb im Alter von 66 Jahren, nachdem er 41 Jahre dem Staate treu gedient, welche leider in der zweiten Hälfte durch die Ruchlosigkeit eines Verläumders schwer getrübt wurden.

Salzburger Zeitung 1861, Nr. 201 u. 202: „Ignaz von Kürsinger“, Nekrolog von A. R. von Schallhammer. – Wurzbach von Tannenberg (Const. Dr.), Bibliographisch-statistische Uebersicht der Literatur des österreichischen Kaiserstaates (Wien, Staatsdruckerei, gr. 8°.) u. Bericht (1854), S. 235, Marg. 7222 bis 7235. – Zur Genealogie der Kürsinger. Wie Schallhammer in seinem Nekrologe Ignaz von Kürsinger’s berichtet, soll die Familie der Sage nach zur Zeit der Reformation aus England nach Schwaben eingewandert sein. Im Gesuche des obigen Ignaz von K. um Bestätigung seines alten Adels nennt dieser den am 16. September 1627 von Kaiser Ferdinand II. in den Reichsadelstand erhobenen Wilhelm K. seinen Ahnherrn und den im Jahre 1776 in den Reichsfreiherrnstand erhobenen salzburgischen Hofkanzler Anton von Kürsinger seinen Großoheim. Er wies auch die Abstammung nach und wurde ihm in Folge dessen zwar nicht die Freiherrnwürde seines Oheims, da er nicht sein unmittelbarer Nachkomme war; wohl aber der Adelstand seines Ahnherrn Johann Wilhelm mit Auftrag vom 3. Februar 1843 bestätigt. Sowohl der Vater des obigen Ignaz von K., gleichfalls Ignaz von K. wie dessen Großoheim Franz Anton Freiherr von K. sind beide denkwürdige Persönlichkeiten.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Mattinghofen.