BLKÖ:Habsburg, Ernst der Eiserne

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Habsburg, Ernst
Band: 6 (1860), ab Seite: 178. (Quelle)
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78. Ernst der Eiserne, Herzog von Oesterreich (geb. 1377, gest. 9. Juni 1424). Sohn Leopold’s III. des Gerechten und Viridis, Tochter Barnabas, Herzogs von Mailand. Gemalinen: 1) Margaretha, Tochter Bogislaus’ V., Herzogs von Pommern, vermält 1392, gestorben kinderlos 1410. 2) Cimburgis, Tochter Ziemovits’, Herzogs in Masovien, vermält 1412, gest. 28. September 1429. Von dieser letzteren hatte Ernst zehn Kinder, von denen nur fünf ihn überlebten, fünf in der Kindheit starben, Es sind: Margarethe, vermält 1431 an Friedrich II. den Gütigen, Churfürsten von Sachsen, gest. 6. Februar 1486. Margarethe ist die Stammmutter des heutigen sächsischen Fürstenhauses; – Katharina, vermält 1446 an Karl, Markgrafen zu Baden, gest. 11. December 1493; – Friedrich V., als deutscher Kaiser Friedrich IV., nach Anderen III., je nachdem Friedrich der Schöne in die Reihe der deutschen Kaiser aufgenommen wird oder nicht; – Albrecht VI., geb. 1418, gest. 3. Dec. 1463 [s. d. Nr. 12] – Elisabeth, vermält mit Hugo, Grafen von Werdenberg; – Ernst, Rudolph, Leopold, Alexandra[WS 1] und Anna, alle fünf in der Kindheit verstorben. Wahlspruch. Ernst des Eisernen Sinnbild zeigte die halbe Mondscheibe mit der Devise: „Numquam eadem“. Wichtigere Lebensmomente: Als Ernst’s Neffe, Albrecht IV. das Weltwunder, starb, hinterließ er einen siebenjährigen Sohn: Albrecht V., nachmaliger deutscher Kaiser Albrecht II. Ernst, von den Gebrüdern von Waldsee und den Wienern ganz vorzüglich unterstützt, übernahm die Vormundschaft. Darüber entspann sich mit seinem Bruder Leopold dem Dicken, nach Anderen dem Stolzen, Bruder- und Bürgerkrieg, und namentlich wüthete in Wien der Parteikampf; der Rath und die vornehmen Bürger standen zu Ernst, die Handwerker und das Volk zu Leopold. Endlich kam zu Klosterneuburg die Versöhnung der Brüder zu Stande. Ernst begab sich nach Gratz und Leopold nach Wien. Aber nicht lange währte der Friede, der zwar wieder durch Georg aus dem Hause Liechtenstein, Bischof von Trient, ausgeglichen, hingegen auf einer andern Seite um so heftiger gestört wurde, nämlich zwischen Ernst und seinem Bruder Friedrich in Tirol, welcher Tirol und Burgau, die Vorlande und das Elsaß regierte, und durch die Arglist Sigmund’s, Königs der Deutschen, [179] Ungarn und Böhmen, dem die Macht der Habsburger an der Donau längst ein Dorn im Auge war, seine Länder verlor und noch dazu in die Reichsacht verfiel (daher Friedrich mit der leeren Tasche). Ernst, der dem Uebermuthe Sigmund’s die Spitze brechen wollte, eilte nun nach Tirol. „Was sein Bruder Friedrich verschuldet, sei dem Könige zu Gute gekommen ... aber wenn sein Bruder etwas verbrochen habe, hätte nur er, aber nicht sein ganzes Haus mißhandelt und beraubt werden sollen.“ Diese Antwort ließ Ernst dem Könige Sigmund entbieten. Friedrich, über Ernst’s Absichten irregeführt, der nur Tirol für die Habsburger erhalten und dem übermütigen Sigmund entreißen wollte, stellte sich Ernst entgegen und wieder standen zwei Parteien einander gegenüber: die Bauern und die Bürger, die mit dem armen länderlosen Friedel (wie Friedrich hieß) hielten, und die Prälaten und der Adel, die zu Ernst standen. Ernst aber, des Unglücks gedenkend, so durch seinen Zwiespalt mit Leopold über Oesterreich gekommen, schloß – am 22. Juli 1416 zu Botzen – einen Stillstand auf Jahr und Tag; am 1. und 17. Jänner 1417 wurden aber die Irrungen zwischen beiden Brüdern ganz beigelegt, die alten Hausverträge erneuert und ein fester Bund wider den allgemeinen Feind erneuert. Früher schon, 1412, hatte E. mit einem auserlesenen Gefolge eine Wallfahrt nach Palästina unternommen und 1414 zu Gratz einen Landtag gehalten, alle Freiheiten der Stände bestätigt und von den steirischen, dann krainischen und kärnthnerischen Ständen die Huldigung empfangen. E. war der letzte Fürst, dem in Kärnthen nach althergebrachter Sitte, während er auf einem hölzernen Klotze am Zollfelde saß, gehuldigt ward, wobei ein alter Bauer den Herzog an seine Regentenpflicht erinnerte. 1418 waren zum ersten Male die Türken bis an und über die Grenzen der Steiermark gedrungen; Ernst, welcher sein Heer mit Oesterreichern und Ungarn verstärkt hatte, schlug sie bei Radkersburg auf’s Haupt und zurück; aber viele steirische Edle blieben auf dem Schlachtfelde. Zuletzt unternahm E. noch einen Zug gegen die Hussiten in Böhmen, von dem er jedoch bald zurückkehrte, als ihn das energielose Benehmen des Königs Sigmund, der bald dieß, bald jenes, aber nie das Rechte wollte, verdroß. Ernst starb im kräftigen Mannsalter von 47 Jahren. Seine unbeugsame Festigkeit gab ihm den Beinamen des Eisernen; war Friedrich der Freund des Volkes, so war Ernst jener der Ritterschaft; in seinem Lande war er geliebt, von den Nachbarn geehrt und gefürchtet, und die Steiermark ehrt heute noch das Andenken ihres hochsinnigen Herzogs Ernst.

Hübner (Joh.), Geneal. Tabellen (1719) Bd. I, Tab. 126, 45, 95, 157, 200 u. 230. – Fugger, Spiegel der Ehren des Erzhauses Oesterreich ... (Nürnberg 1668, kl. Fol.) S. 406 b, 415 a u. b, 426 a u. b, 438–444. – Arenbeckius (Vitus), Chronicon Austriacum in Pez: Scriptores rer. Austriac. Tom. I, p. 1270, 1274, 1279, 1291. – Eines Ungenannten teutsche Jahrbücher bei demselb. I, p. 1164, 1166. – Roo (Gerard de), Annales rerum belli domique ad Austriacis Habspurgicae gentis principibus ec. gestarum (Insbruck 1592) p. 134, 140, 141, 142, 144–146, 154–157, 166. – Chronicon belgicum bei Pistorius Ausgabe von Struve III, 355. – Valvasor, Ehre des Herzogthums Crain. – Cuspinian,, Austria. – Hormayr, Oesterreich. Plutarch, III. Band, oder dessen Wiederabdruck in der „Austria. Oesterreich. Universal-Kalender für das Jahr 1854“, S. 7–14. – Ersch und Gruber, Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. I. Section, 37. Bd. S. 281–284. [180]Schmit Ritter von Tavera (Carl Dr.), Bibliographie zur Geschichte des österr. Kaiserstaates (Wien 1858, gr. 8°.) Nr. 528–531.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Alexander.