Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 5 (1859), ab Seite: 107. (Quelle)
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Gauermann, Jakob (Landschaftmaler und Kupferstecher, geb. zu Oeffingen in Würtemberg 1773, gest. 27. März 1843). Der Sehn eines unbemittelten Landtischlers in Oeffingen, der, als er erst 6 Jahre zählte, schon eine besondere Neigung für die Kunst an den Tag legte. Heiligenbilder u. a. copirte. Mit 13 Jahren verlor er die Mutter und der Vater gab ihn, um ihn aus dem Brod zu bringen, zu einem Vetter, der. Steinhauer war, in die Lehre. Das war ein schweres Brod: Mörtel den Maurern zutragen, bei schlechter Kost und übler Behandlung. G. übte sich jedoch im Zeichnen fort. Die Gelegenheit, in die Karlsakademie zu kommen, da seine Arbeiten des Herzogs Karl August Aufmerksamkeit [108] auf sich zogen, und dieser sich ihn vorstellen ließ, wurde durch die Albernheit des Bauaufsehers vereitelt, der das religiöse Gemüth des Jünglings durch die Ansicht, daß in der Akademie gar keine Religion sei, einschüchterte, so daß die Vorstellung erfolglos blieb. Später nahm sich G., der bisher auf beschädigtem Papier und mit schlechtem Material gezeichnet hatte, ein Herz und ging mit seinen Arbeiten zu dem Kammerherrn von Böhnen, dem Vater jenes Böhnen, der durch die Herausgabe von Schillers Abhandlung „Die Tugend in ihren Folgen betrachtet“ bekannt geworden. Böhnen war ein Liebling des Herzogs und ein Freund der Kunst, der er selbst oblag; er nahm den talentvollen Jüngling freundlich auf, versah ihn mit Allem, was er brauchte und hieß ihn bald wieder kommen. G. zeichnete nun mit allem Fleiß und erreichte auf diesem Wege, was er zuvor verscherzt, seinen Eintritt in die Karlsakademie. Aber die Verhältnisse in derselben waren nicht so geartet, um G.’s Talent viel zu fördern, obwohl er innerhalb der drei Jahre, die er dort zugebracht, manche Begriffe im Zeichnen, Radiren und Kupferstechen sich angeeignet hatte. Nach dem Austritte aus der Akademie 1793 fristete G. ein halbes Jahr durch Illuminiren sein Dasein, bis er in Heilbronn in die Dienste eines Gelehrten trat, der ihn sanft behandelte, ihn auf einer Reise in die Schweiz als Begleiter mitnahm, und in dessen Bibliothek G. Gelegenheit fand, sich zu unterrichten. Da bot sich ihm auch die lockende Aussicht, in die Welt zu gehen, die sich aber in Folge der Kriegswirren in eine Reise nach Wien auflöste, wohin G. im Juni 1798 sich verfugte. Dort gab es, als sein Wohlthäter fallirt hatte und ihn nicht mehr unterstützen konnte, neue Kämpfe, sich das tägliche Brod zu schaffen. Der Kunsthändler Eder, der G.’s Zeichnungen gesehen, ließ ihn etliche anfertigen, auch bekam G. eine Lection, die freilich täglich nur 12 kr. trug, bis er die Bekanntschaft des Jos. Mich. Edlen von Held machte, dessen Kinder G. im Zeichnen unterrichtete und dessen Kupferstichsammlung und Bibliothek seine Kenntnisse und Kunstanlagen wesentlich förderten. Später lernte G. den Landschafter von Molitor kennen, der ihn in Vorschlag zu seinem Begleiter brachte, als eine neue Kunsthandlung die malerischsten Puncte in Tyrol durch Molitor aufnehmen lassen wollte. So hatte sich G. allmälig Bahn gebrochen, nach verschiedenen Richtungen hin sich ausgebildet, im Historien- und Landschaftfache gearbeitet, in welch’ letzterem, namentlich in der Idylle er schöpferisch auftrat; bald häuften sich die Bestellungen, je mehr seine Werke bekannt wurden. G. wurde Mitglied der Akademie der bildenden Künste in Wien und seit 1818 Kammermaler im Dienste Sr. kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Johann, in dessen Auftrage er Reisen in Gebirgsgegenden unternahm. Die letzten Jahre brachte G. auf seiner Besitzung in Miesenbach zu, wo er im Alter von 70 Jahren starb. G.’s Arbeiten sind Oelbilder, Aquarelle, Radirungen; große Landschaften in Oel hat er wenige ausgeführt; um desto reicher sind seine Aquarell-Idyllen. Als Denon mit der französischen Armee 1809 in Wien sich befand, arbeitete G. viel für denselben u. vollendete auch 34 Zeichnungen für den Lord Auckland. Der Erzherzog Johann besitzt über 100 Blätter Gebirgsleben von seiner Hand; auch finden sich in den Sammlungen des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen und des Grafen Fries, letztere nach deren Verkauf zerstreut, viele Blätter G.’s vor. Im großen Publicum ist er durch seine Radirungen bekannt, darunter sich befinden: Folge von zehn Landschaften nach Poussin, kl. Fol.; – [109] 12 große Ansichten aus dem Garten zu Bruck an der Leitha; – „Abraham im Begriffe den Isaak zu opfern“; – „Ansicht von St. Johann in Tyrol“ und viele Ansichten aus Steiermark und ländliche Scenen. G.’s Aquarelle und Zeichnungen sind mit genialer Treue aufgefaßt; in der Idylle unerschöpflich und originell, ist jede seiner Arbeiten ein Griff in’s Leben und in die Natur. Von G.’s zwei Söhnen starb der ältere[WS 1], der sich auch der Kunst des Vaters gewidmet, in jungen Jahren (1829[WS 2]), der zweite ist der berühmte Thier- und Landschaftmaler Friedrich Gauermann (s. d. Vorigen).

Kunstblatt (Stuttgart, 4°.) 1821, Nr. 57 (21. Juni): „Kurze Lebensbeschreibung des Malers und Kupferstechers Jakob Gauermann, von ihm selbst verfaßt“ [gibt selbst das J. 1773 als sein Geburtsjahr an]. – Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien 1821, 4°.) XII. Jahrg. Nr. 43, S. 172. – Müller (Fr.), Die Künstler aller Zeiten u. Völker (Stuttgart 1857, Ebner u. Seubert, Lex. 8°.) II. Bd. S. 161. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 281 [nach dieser geb. 1772). – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) VI. Bd. S. 532. – Frankl (Dr. L. A.)), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) 1843, S. 335 [nach diesen war G., da sie sagen, er sei 72 J. alt gestorben, im J. 1771 geboren].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Carl Gauermann (Wikipedia).
  2. Vorlage: 1826.