Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Fellner, Ferdinand
Band: 28 (1874), ab Seite: 331. (Quelle)
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Fellner, Joseph (Staatsbeamter, Kunstdilettant, geb. zu Wien 15. November 1792, gest. zu Gratz 19. Mai 1873). Seit 1815 im Staatsdienste, trat er im Mai 1859 mit dem Titel eines Statthalterei-Vicepräsidenten in Gratz in den Ruhestand. „Wollte man das reiche Lebensbild dieses edlen Mannes“, schreibt sein berühmter Biograph, „mit den bezeichnendsten Emblemen ausstatten, so müßte man darauf Pergamentrollen mit anhängenden Staatssiegeln, große aufgeschlagene Bücher, eine Lyra und eine Palette, dazwischen mit reinem Geschmacke geschlungene Feldblumen erblicken, um des Eigners Pflichteifer und Tüchtigkeit im Staatsdienste, seinen Wissensdurst und Reichthum an Kenntnissen, sein feines Verständniß der Kunst – er behandelte mit Meisterschaft das Piano und die Physharmonika, und malte mit künstlerischem Geschicke und Geschmack – seine innige Liebe zur Natur sinnbildlich anzudeuten. Aus dem Hintergrunde aber müßte, das Ganze beherrschend, fast geisterhaft, die mystische Gestalt eines Kelches emporragen, welcher keineswegs der Kelch blindgläubiger Andacht oder gar frivolen Lebensgenusses, sondern der Kelch tiefer, herber und fast ununterbrochener Leiden gewesen.“ Denn in der That war sein ganzes Leben, physisch genommen, ein fortwährendes Leiden und Dulden, Kranksein oder Kränkeln. Seine Verdienste als Staatsbeamter wurden 1850 durch den Franz Joseph-, 1854 durch den Leopold-Orden gewürdigt. Ausdrücklich hatte er angeordnet: „Mein Grab soll auf keinerlei Weise bezeichnet werden“. Aber dieses ascetisch herbe Verbot wurde übertreten, denn auf dem St. Petersfriedhofe in Gratz, wo er begraben liegt, erhebt sich über seinem Grabe ein dunkles Steinkreuz in einfacher Gittereinfassung, und auf dem Kreuze neben dem Geburts- und Sterbedatum die Worte: „Der edle Mann, der hier ruht, wollte vergessen werden und wird doch unvergeßlich bleiben“, der Name jedoch fehlt. Und noch Eines, was in der in den Quellen bezeichneten Lebensskizze fehlt: sein Biograph Anastasius Grün war sein Freund und der Dichter hat demselben den Romanzenkranz: „Der letzte Ritter“ gewidmet, in dessen ungemein seltener erster Auflage die Vorrede Aufschlüsse des innigen [332] Freundschaftsbandes zwischen Grün und Fellner gibt.

Ein Gedenkblatt. 21. Mai 1874 (Gratz, Druckerei Leykam-Josephsthal, 8°.). Verfasser dieses zuerst in der Tagespost Nr. 114 vom 21. Mai 1874 abgedruckten Nachrufes ist der als Staatsmann und Dichter gefeierte Anton Alexander Graf Auersperg.