BLKÖ:Doblhoff-Dier, Anton II. Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Dobner, Gelasius
Band: 3 (1858), ab Seite: 330. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Anton von Doblhoff-Dier in der Wikipedia
Anton von Doblhoff-Dier in Wikidata
GND-Eintrag: 101168128, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Doblhoff-Dier, Anton II. Freiherr von|3|330|}}

Doblhoff-Dier, Anton II. Freiherr von (Staatsmann, kaiserl. österr. Gesandter am Hofe zu Haag, geb. 10. Nov. 1800).[BN 1] Enkel des Vorigen und Sohn des [7. Mai 1831] als Hofrath der vereinten Hofkanzlei verstorbenen Joseph Freiherrn von Doblhoff-Dier. Als Mitglied der niederösterreichischen Landstände machte er sich vor 1848 durch sein Verhalten bemerkbar, welches auf Oesterreichs Umwandelung aus einer thatenlosen starren Ländermasse zu einer das Banner des Fortschrittes schwingenden Großmacht ersten Ranges, die es jetzt ist, abzielte. Im Mai 1848 ernannte ihn der Kaiser zum Handelsminister. Nach der Abreise des Kaisers nach Innsbruck, wurde D. dahin gesendet, des Monarchen Rückkehr zu erwirken. Als sich im Juli 1848 das Ministerium Pillersdorf auflöste, übernahm D. in dem neugebildeten Cabinet Wessenberg das Portefeuille des Innern und provisorisch jenes des Unterrichts. Im constituirenden Reichstage saß er nicht blos als Minister, sondern auch als Abgeordneter der Stadt Wien, und erfreute sich in demselben großer Popularität. In den Wirren mit Ungarn stellte sich D. entschieden auf die Seite der Krone, bezeichnete die Politik der Magyaren als treulos, ihre Forderungen als ungehörig und wies die schädlichen Folgen nach, welche die Gewährung derselben für den Fortbestand der Monarchie haben müsse. In der Frage über die Ablösung der Grundlasten verwarf er die Zumuthung, die Verpflichtung hierzu dem Staate aufzubürden. In den October-Ereignissen übertrug der Reichstag ihm und dem Finanzminister Freiherrn von Krauß die Leitung der sämmtlichen Staatsgeschäfte; aber schon am 12. October erklärte er, daß seine geschwächte Gesundheit ihn hindere, die Geschäfte fortzuführen. Er zog sich nunmehr von allen öffentlichen Angelegenheiten zurück, bis er am 6. März 1849 als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Oesterreichs am Hofe zu Haag seine diplomatische Laufbahn antrat. Als Schriftsteller im landwirtschaftlichen Fache gab er heraus, 1850 zuerst anonym, in zweiter Auflage aber mit dem Namen: „Ueber die Drainage, ein Beitrag zur wissenschaftlichen Begründung und zur praktischen Ausführung dieses Systems andauernder Bodenverbesserung und vermehrten Pflanzenbaues“ (Leipzig [331] 1851, mit in den Text gedruckten Holzschnitten, gr. 8°.).

(Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) V. Bd. S. 158. – Wigands Conversations-Lexikon (Leipzig 1847, Lex. 8°.) XV. Bd. Nachtrag. S. 601. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1842, Bibl. Inst., Lex. 8°.) VII. Bd. S. 642 u. f., im Artikel „Wien.“ – IV. Suppl. Bd. S. 1026, im Artikel „Oesterreich.“ – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. ung. Conversations-Lexikon (Pesth 1850, Heckenast) II. Bd. S. 403. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la dir. de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XIV. Bd. Sp. 401.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Doblhoff-Dier, Anton (II.) [Bd. III, S. 330], gest. zu Wien 16. April 1872.
    Neue freie Presse 1872, Nr. 2746, in der „Kleinen Chronik“, Nr. 2747; in den „Tagesneuigkeiten“. – Wiener illustrirtes Extrablatt 1872, Nr. 24 u. 25: „Eine Erinnerung an Doblhof“. [Band 24, S. 391]