Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Beyer, Gabriele
Band: 1 (1856), ab Seite: 364. (Quelle)
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Beyer (Peyer), Johann Wilhelm (Bildhauer, geb. zu Gotha 1. Jänn. 1729, gest. zu Hietzing bei Wien 1797). Kam in früher Jugend nach Paris, wo er bei seiner Vorliebe für zeichnende Künste sich in denselben ausbildete. Als Herzog Karl Eugen von Würtemberg den jungen vielversprechenden Künstler kennen lernte, gewann er ihn lieb, und schickte ihn auf seine Kosten als Pensionär nach Rom. Nach zwölfjährigem Aufenthalte in dieser Stadt der Kunst, wo er sich an den trefflichsten Mustern des Alterthums bildete, ging er auf Reisen. 1752 kehrte er an den Hof seines fürstlichen Gönners nach Stuttgart zurück, wo er zuerst bei der Errichtung einer Akademie der Künste thätigen Antheil nahm, in der Classe für Malerei eine Professur bekleidete, und zugleich die Aufsicht über die Maler- und Bildhauerabtheilung der Stuttgarter Porzellanfabrik führte. Seine daselbst gearbeiteten Modelle und andere zweckmäßige Einrichtungen machten ihn bald ruhmvoll bekannt. Er erhielt nun einen Ruf an den Wiener Hof, malte mehrere Prinzessinen der kaiserlichen Familie, und wurde von der großen Maria Theresia zum Hofmaler, Hofstatuar und Kammerarchitekten ernannt. Als die Kupferstecherakademie begründet worden, wurde B. Mitglied derselben, und später bei ihrer Vereinigung mit der Akademie akademischer Rath. Im J. 1772 entdeckte er auf einer Reise durch Tyrol Marmorbrüche, welche ein dem carrarischen Marmor ähnliches Product lieferten. Nun ertheilte ihm die Kaiserin den Auftrag, die Bildsäulen für den Schönbrunner Garten zu verfertigen, wozu er sich des in Tyrol entdeckten Marmors bediente. Von seiner Hand sind die Statuen und Gruppen: „Bellona von Janus besänftigt“; – „Der Raub der Helena“ eines der gelungensten Werke des Meisters; – „Flora“; – „Perseus nach dem Kampfe ruhend, das Medusenhaupt in der Hand“; – „Meleager mit dem Kopfe des erlegten Ebers“; – „Apollo neben dem Dreifuss, worauf die Lyra ruht“; – „Aspasia“; – „Jason“; – „Angeronia die Göttin der Verschwiegenheit“; – „Die Muse Kalliope“; – „Eine Bacchantin“; – „Eine Nymphe“; – „Eurydice“; – „Cincinnatus wie er vom Pfluge zur Dictatur berufen wird“; – „Cybele mit der Mauerkrone“, und die „Nymphe Egeria“ unstreitig B.’s edelstes Werk. Im nämlichen Garten wurden überdies viele Bildsäulen u. Gruppen nach seinen Modellen von andern Künstlern gearbeitet, darunter „Mucius Scävola“ von Martin Fischer, „Neptun u. Thetis“ u. die mächtige Gruppe über dem großen Bassin am Fuße des Gloriettenhügels, welche unter B.’s unmittelbarer Leitung ausgeführt wurde. Für diese Arbeiten wurde B. auch kaiserlich bezahlt, er erhielt für jede Statue 2000, für [365] jede Gruppe 4000 fl. Außer diesen Arbeiten befinden sich deren mehrere von seiner Hand zu Stuttgart, Ludwigsburg und Solitude, worunter eine „Ceres“ aus schwarzem Marmor 6′ hoch, und mehrere Büsten aus schwarzem und weißem Marmor; desgleichen auch zu Anspach, in Petersburg; daselbst eine „Lachende Bacchantin“ für den Fürsten Galliczin. Als Schriftsteller seines Faches gab B. heraus: „Oestreichs Merkwürdigkeiten, die Bild- und Baukunst betreffend“ (Wien 1779, Fol.), und „Die neue Muse oder der Nationalgarten, den akademischen Gesellschaften vorgelegt“ (Wien 1784, Royalfol.) mit 21 Tafeln, welche die Abbildungen von B.’s Statuen enthalten. B. war durch die kaiserliche Munificenz seiner Gebieterin in den Stand gesetzt worden, ein Vermögen zu erwerben, kaufte sich in Hietzing an, wo er in ruhiger Zurückgezogenheit im Alter von 68 J. starb.

De Luca, Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen, 8°.) I. Bds. 2. St. S. 291. – Meusel (J. G.), Das gelehrte Deutschland (Lemgo 1783, 4. Auflage) I. Bd. S. 127 und I. Nachtrag S. 48. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1837) VI. Bd. Suppl. S. 369. – Nagler, Neues allgem. Künstler-Lexikon. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) V. Bd. Sp. 886 [wo er irrig mit dem Taufnamen Friedrich Wilhelm, dem Geburtsjahr 1720 und Todesjahr 1796 angeführt wird]. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst.) IV. Bd. 4. Abtheil. S. 794 [mit den irrigen Angaben der Nouvelle Biographie générale].