BLKÖ:Bernasconi, Antonie

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Bernasconi, Andreas
Nächster>>>
Bernaskina, Antonio
Band: 1 (1856), ab Seite: 325. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Antonia Bernasconi in Wikidata
GND-Eintrag: 1012764710, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Bernasconi, Antonie|1|325|}}

Bernasconi, Antonie (Sängerin, geb. [nach Meyers Lexikon zu Stuttgart, nach Gerber zu Wien] 1741, gest. in Wien 1803). Die Nichte des Vorigen, welche, als ihr Onkel nach München an die Spitze der Hofcapelle berufen wurde, in Verona bei ihren Eltern lebte. Den ersten Unterricht in der Musik hatte sie von ihrem Onkel erhalten; an die Bühne, für die Eltern gleichbedeutend mit der Hölle, wurde damals gar nicht gedacht. Mit des Onkels Abreise wurde Antonien’s musikalische Bildung vernachlässigt; als aber dieser seine Nichte nach München berief, um daselbst ihren Unterricht [326] in der Musik zu vollenden, willfahrten die Eltern seinem Begehren, und um so lieber als der Onkel sie gut unterzubringen versprach. In München lernte nun das Mädchen die deutsche Sprache, erhielt Unterricht in der Composition, im Gesange und von einem Balletmeister des Hoftheaters in den für die Bühne nöthigen Attituden, Bewegungen u. d. m. Erst trat sie in abendlichen Privatconcerten, später als Primadonna auf der Bühne auf. Ihr Erfolg war ein glänzender, nicht blos in München, sondern auch in andern Städten Deutschlands. Mit einer vollendeten Schule verband sie einen seltenen Zauber des Organs, Grazie und Reinheit in den Coloraturen und ein tiefes Verständniß im Spiele. Von München begab sie sich nach Venedig, wo sie neue Triumphe erntete, von dort aber auf Wunsch des churfürstlichen Hofes wieder nach München zurückberufen wurde. Dort nun war sie ebenso durch die Bedeutenheit ihrer Kunst, wie durch die Feinheit, Liebenswürdigkeit u. Tadellosigkeit ihres Benehmens die Zierde und der Liebling der höheren Gesellschaft. Einem Rufe nach Wien folgend, lernte sie den berühmten Schüler San Martini’s[WS 1], den Musiklehrer der unglücklichen Maria Antoinette, den Meister Gluck kennen, welcher für die große Sängerin so enthusiasmirt war, daß er ihre Gesellschaft jeder andern vorzog. Gluck sagte von ihr, „daß sie es verstand, in die deutsche Sprache den ganzen Schmelz des italienischen Idioms zu übertragen, und daß kein anderes Weib und selbst eine geborne Deutsche nicht im Stande sei, eine so harte und schwere Sprache mit ähnlicher Leichtigkeit und Grazie zu sprechen, wie sie.“ Gluck, hingerissen von ihrer Kunst, componirte für sie die „Alceste,“ worin sie 1764 in Wien zum ersten Male die Titelrolle mit glänzendem Erfolge sang. Neuen Anträgen Folge leistend, sang sie nunmehr auf dem herzoglichen Theater in Parma, dann in Mailand, Toscana, Neapel, und eben als sie nach Frankreich reisen wollte, erhielt sie einen vortheilhaften Antrag nach London, den sie annahm. Indem sie sich ein bedeutendes Vermögen durch Ausübung ihrer Kunst erworben, und damit ihre dürftigen Eltern unterstützt hatte, zog sie sich nach und nach von der Bühne in’s stille, von schönen Erinnerungen gefeierter Triumphe erfüllte Privatleben zurück.

Gazzetta musicale di Milano (Ricordi 1855, 4°.) Anno XIII. Nr. 51, 52.

Anmerkungen (Wikisource)