Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 1 (1856), ab Seite: 222. (Quelle)
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Beer, Joseph (Tonkünstler, geb. in Grünewald in Böhmen 18. April [223] 1744, gest. zu Potsdam 1811). Ist der Sohn eines Schullehrers, wurde in seinem 16. J. als Feldtrompeter beim östr. Militär angestellt, trat aber nach kurzer Zeit in französische Dienste und kam 1771 nach Paris, wo er der Garde du Corps zugetheilt wurde. Hier erlernte er die Clarinette und brachte es in vier Monaten durch eigene Uebung so weit, daß er gleich bei seinem ersten öffentlichen Auftreten in Paris für den besten Clarinettisten in ganz Frankreich erklärt wurde. Bis auf ihn hatte man vom Spiele auf der Clarinette mit ihrem spitzigen, schneidenden und schreienden Tone kaum einen Begriff; der weiche, sanfte und gesangreiche Klang, den B. auf diesem sonst wenig beachteten Instrumente hervorzubringen vermochte, erregte daher allenthalben Bewunderung. 1777 nahm er seinen Abschied und trat als Kammermusikus in Dienste des Herzogs v. Orleans, verließ aber dieselben 1782, um eine Kunstreise nach Holland, England und nach seinem Vaterlande zu unternehmen. Ein großer Ruf ging ihm voran, und allenthalben ward ihm der ehrenvollste Beifall gespendet. Im Jahre 1783 kam er nach Petersburg, und nahm hier die ihm unter den vortheilhaftesten Bedingungen angetragene Stelle eines kais. russischen Kammermusikus an. 1790 kehrte er nach Deutschland zurück, kam 1792 nach Berlin und wurde als königl. preußischer Kammermusikus angestellt. Bis in seine letzten Lebenstage war B. Meister seines Instruments, unübertroffen sowohl in Fertigkeit, als in dem seelenvollen, deutlichen und ausdrucksvollen Vortrage; unübertrefflich vielleicht aber für immer, was selbst andere große Clarinettisten zugeben, in den feinen Nüancirungen, dem Schweben, dem wahrhaft ätherischen Klänge, den er namentlich bei dem decrescendo seinem Instrumente zu geben wußte.

Kwěty. Národnj zábawnjk pro Čechy, Morawany a Slowaky. Wedenjm a nakladem Jana Host. Pospjšila. Jahrg. 1835. Prag 4°. Nr. 46. s. 455. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst.) IV. Bd. 4. Abtheil. S. 98. – Fetis, Dictionnaire universelle des Musiciens.