BLKÖ:Štastný, Johann (Tonsetzer)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Štastný, Mathias
Band: 37 (1878), ab Seite: 239. (Quelle)
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Štastný, Johann (Tonsetzer, geb. in Böhmen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts). Die Nachrichten über diesen „Meister des Cello“ kamen auf einem großen Umwege, nämlich aus England, nach seinem Vaterlande Böhmen. Weder Gerber in seinem „alten und neuen Lexikon der Tonkünstler“, noch Dlabacz in seinem sonst so namenreichen „Lexikon der Tonkünstler von Böhmen und Mähren“. auch nicht Schladebach-Bernsdorf, Gaßner und der Rieger-Malý’sche „Slovník naučný“, der nicht weniger denn drei Berühmtheiten des Namens Štastný aufzählt, gedenken dieses merkwürdigen Tonsetzers, den ein tüchtiger Musikkenner den „Beethoven des Cello“ nennt. Die einzigen dürftigen Nachrichten über Stastný enthält Schilling’s „Universal-Lexikon der Tonkunst“, welche sich auf das Folgende beschränken. Štastný, der sowohl mit [240] dem Taufnamen Franz als Johann erscheint – welcher der richtige ist, ist nicht festzusetzen – ist um das J. 1774 in Böhmen geboren und kam im J. 1800 ins Orchester (in welches?). In den Jahren 1814–1820 erschienen mehrere gute Compositionen für das Cello, welche als Compositeur einen Johann Štastny angaben. Diese aber waren ohne Zweifel Compositionen des jüngeren, als Oboist in Prag lebenden Sohnes, des berühmten Johann Štastný. Es waren meist Duette, Variationen u. d. m. Nach meinem (nämlich Schilling’s) Wissen war Johann Štastný, der berühmte Cello-Compositeur, Mitglied des Orchesters in Frankfurt am Main. Darauf beschränken sich Schilling’s Nachrichten über unseren berühmten Tonsetzer. Mehreres, wenn auch nicht über sein Leben, so doch über seine Compositionen, erfährt man aus einem Schreiben in englischer Sprache, welches ein Engländer Georg Herbert, seines Zeichens Organist und ein tüchtiger Cello-Spieler, an die Redaction des Prager Musikblattes „Dalibor“ gerichtet und woraus Folgendes das Bemerkenswertheste ist: Johann Štastný war ohne Zweifel der bedeutendste Componist für das Cello, der je gelebt; leider hinderten den Armen seine bescheidenen und vereinsamten Verhältnisse, Concerte für das Cello mit Begleitung des Orchesters zu schreiben. Štastný’s besondere Vorzüge beruhen in einergroßen Anmuth der Melodie, in ihrer Originalität, Figuration und Variation. Seine 12 concertanten Duette sind jedes für sich so eigenartig, als wären sie von 12 verschiedenen Compositeuren geschrieben worden. Auch das ist bemerkenswerth, daß wenige Schüler, welche Štastný’s Compositionen kennen und schätzen gelernt, noch die Geduld haben, Romberg’sche Compositionen einzustudiren. Einer der bedeutendsten Cellisten der Gegenwart, Felix Battauchon (geb. zu Paris 9. April 1814) entgegnete einem Dilettanten, als dieser sich äußerte, daß ihn Romberg’s Compositionen langweilen: „Monsieur, une fois que l’on s’est enthousiasmé pour Štastný, l’on n’aime presque jamais B. Romberg.“ Franchomme, ein anderer bedeutender Cellist und Lehrer dieses Instruments, beginnt bei seinen Schülern mit Romberg und endigt mit Štastný. Die G. Herbert bekannt gewordenen Compositionen Štastný’s für das Cello sind: „12 Petites pièces“, besonders für Anfänger; – „6 Pièces faciles“, gewidmet Herrn Bolongaro; – „2 Sonates“ op. 2; in Hinsicht auf Form und Schwierigkeiten vollendete Arbeiten; – „6 Pièces faciles“ op. 5; – „3 Duetti“ op. 6; – „3 Duetti“ op. 8; – „6 Pièces faciles“ op. 11; – „6 Duetti“, seinem Bruder gewidmet; – „Air et Variations avec Rondo in A“; – „Air et Variations avec Andante in F“; – „Concertino“ für Quartett; – „Divertissement für Cello allein und auch Violine und Bass“, dem Pariser Conservatorium gewidmet; – „Trio für Cello“, gewidmet dem Prinzen Waleski, nachmaligen König Georg (?) [Herausgeber bemerkt, daß ihm diese letztere Widmung unverständlich ist und wohl heißen soll: gewidmet dem Prinzen von Wales]. Von diesem letztgenannten, in London gedruckten Werke kennt Georg Herbert nur Ein Exemplar, das er seiner Zeit bei seinem Lehrer gesehen und welches als Štastný’s Meisterwerk bezeichnet wird. Dieß das Wesentlichste aus Herbert’s Schreiben, das er noch mit [241] einer Bemerkung würzt, die ihm entschlüpfte, da auf die Nachfragen, welche er bei seinem Besuche Prags über Š. angestellt, ihn niemand beschied und überhaupt niemand von einem berühmten Cellisten Namens Štastný etwas wußte. Diese Bemerkung aber lautet:.Diese Nichtkenntniß wunderte mich ganz erstaunlich, da doch Johann Štastný, dieser Riese in der Composition für das Cello, in Frankreich und in England so bekannt und geschätzt ist, als wäre er in jenen Ländern geboren.“ Es ist doch immer die alte leidige Geschichte von dem Propheta in Patria.

Dalibor. Časopis pro hudbu etc., d. i. Dalibor. Zeitschrift für Musik u. s. w. Redigirt von Emanuel Melis (Prag, 4°.) III. Jahrg. (1860), Nr. 8: „Slovo o skladbách pro Cello Jana Štastneho“. Podava Jiři Herbert, d. i. Ein Wort über die Compositionen für das Cello von Johann Štastný. Mitgetheilt von Georg Herbert.