Textdaten
Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Ausgesperrt!
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Herausgeber: Leipziger Volkszeitung
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Erscheinungsdatum: 26. April 1910
Verlag: Leipziger Volkszeitung
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Erscheinungsort: Leipzig
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Ausgesperrt!

Acht Tage schon! Der Vater kommt nach Haus
Und sah gefaßt zwar, aber düster aus.
Das Werkzeug warf er schweigend in die Ecke.
Das kleine Volk hat wunderlich verdutzt

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Den Vater angesehn und dann gestutzt —

Die Mutter war erbleicht in jähem Schrecke.

Dann sprach der Vater, doch nicht lang und breit,
Nur: „Ausgesperrt auf unbestimmte Zeit!“
Ein saures Wort für einen braven Gatten.

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Jedoch verstanden hat man es sogleich

Und durch des Friedens und der Eintracht Reich
Ging grau und lautlos ein gespenst’ger Schatten.

Man sah zur Decke auf und an die Wand
Denn vor den Augen auch der Kleinen stand

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In scharfem Umriß duldendes Entbehren.

Doch das Verständnis war vorhanden schon.
Der Aelteste sprach in gefaßtem Ton:
„Soll sich der Vater durch Verrat entbehren?“

Ein Mannsblick war’s, der zur Mutter flog,

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Die mit gesenktem, schwerem Haupt erwog,

Was nun für alle finster nahen werde.
Sie hat nur tiefer nieder sich gebückt,
Jedoch den bittern Aufschrei unterdrückt:
„So sind sie nun, die Mächtigen der Erde!“

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Denn auch die Frauen haben Mannesmut.

Sie wissen wohl, wie weh Entbehrung tut,
Doch sind sie frei von schwachen Damennerven,
Und keine Klage wäre hier am Platz;
Es ist für sie der höchste Glaubenssatz:

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„Nie darf der Vater feig sich unterwerfen!“


Zu seinen Brüdern muß er mannhaft stehn
Und treu mit ihnen bis zum Ende gehn,
Bis zum erstrittnen, ehrenvollen Frieden.
Er kämpft für alle, die das grobe Brot

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Der Arbeit essen und der steten Not;

Das ist das Los, das ihrem Stand beschieden.

Es naht für alle eine bittre Zeit,
Doch geben sie in ihrer Einigkeit
Den Unterdrückern eine ernste Lehre.

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Es ist verkehrt, worauf man dort besteht,

Denn über alles, auch das Herbste, geht
Dem Volk der Arbeit seine Klassenehre.
                                                                                R. L.