Textdaten
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
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Titel: An den Mond
Untertitel:
aus: Goethes Schriften, Achter Band. Seite 153-154
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1789
Verlag: G. J. Göschen
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google Scans auf commons.
Kurzbeschreibung: Erstdruck
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[153]

 An den Mond.


     Füllest wieder Busch und Thal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;

5
     Breitest über mein Gefild

Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Ueber mein Geschick.

     Jeden Nachklang fühlt mein Herz

10
Froh und trüber Zeit,

Wandle zwischen Freud’ und Schmerz
In der Einsamkeit.

     Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd’ ich froh;

15
So verrauschte Scherz und Kuß

Und die Treue so.

[154]
     Ich besaß es doch einmal,

Was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual

20
Nimmer es vergißt!


     Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!

25
     Wenn du in der Winternacht

Wüthend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.

     Selig, wer sich vor der Welt

30
Ohne Haß verschließt,

Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,

     Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,

35
Durch das Labyrinth der Brust

Wandelt in der Nacht.


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