Amor, tu vedi ben che questa donna

Textdaten
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Autor: Dante Alighieri
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Titel: Minne, du siehst es nun, daß diese Herrin
Untertitel:
aus: Die unbekannten Meister – Dantes Werke, S. 81–82
Herausgeber: Albert Ritter
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1922
Verlag: Gustav Grosser
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer: Albert Ritter (Karl Förster, Karl Ludwig Kannegießer)
Originaltitel: Amor, tu vedi ben che questa donna
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: {{{KURZBESCHREIBUNG}}}
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[81]
Minne, du siehst es nun, daß diese Herrin

Verhöhnet deine Macht zu jeder Zeit,
Sie, die sich zeigt als andrer Frauen Herrin.
Seit sie nun merkt, daß sie auch meine Herrin,

5
Weil mir das Antlitz strahlt von deinem Licht,

Erwies sie sich als jeder Härte Herrin,
Daß sie das Herz nicht zeigt der milden Herrin,
Nein, jenes Tiers, das ganz an Liebe kalt.
Ob warm die Jahreszeit und ob sie kalt,

10
Erscheint sie mir gleich einer schönen Herrin,

Die nicht lebendig, nein, geformt aus Steine,
Von einem Meister im Behaun der Steine.

Doch ich bin standhaft dir, gleich festem Steine,
Ergeben ob der Schönheit meiner Herrin;

15
Versteckt trag’ ich die Wunde von dem Steine.

Noch niemals hörte man von einem Steine,
Dem Kraft der Sonne oder eignes Licht
So viele Kraft verliehen oder Licht,
Daß er mir helfen mag von diesem Steine,

20
Der, seinen Frost mitteilend, selber kalt,

Mich hinführt, wo ich ende todeskalt.

Herrin, du weißt es: wenn es scheidend kalt,
So friert das Wasser zu kristallnem Steine,
Im hohen Norden, wo es eisig kalt,

25
Und wo die Luft zum Element, das kalt,

Sich also wandelt, daß das Wasser Herrin
In jenem Lande, eben weil’s so kalt.
So friert mein Blut vor jenem Blick so kalt,
Vor jenem Antlitz schon seit langer Zeit,

30
[82]
Und der Gedanke, der die meiste Zeit

Mir füllt, wird selbst zum Körper, fest und kalt,
Daß er hervorkommt durch dasselbe Licht,
Darin eindrang das mitleidlose Licht.

In ihr vereint sich aller Schönheit Leuchten,

35
Doch jede Grausamkeit auch, hart und kalt,

Strömt in ihr Herz, wohin nie dringt dein Licht;
Drum strahlt so hold ins Auge mir ihr Licht,
Schau’ ich sie an, um sie zu sehen im Steine
Und rings, wohin sich lenkt mein Augenlicht.

40
Aus ihren Augen kommt so süßes Licht,

Daß ich nicht achte einer andren Herrin.
O wär’ sie mir doch eine mildre Herrin,
Der ich bei Nacht und bei des Tages Licht –
Nur ihr zu dienen, – suche Ort und Zeit,

45
Und drum nur leben möchte lange Zeit!


Deshalb, du Kraft, die älter als die Zeit
Und als Bewegung und irdisches Licht:
Erbarm’ dich mein in dieser argen Zeit!
Dring’ in ihr Herz, hoch ist es an der Zeit!

50
Durch dich entweiche, was darin so kalt,

Und mir nicht gönnt, wie andren, etwas Zeit.
Denn wenn dein Sturm mich packt in dieser Zeit,
In dieser Lage, wird das Bild von Steine
Gar bald mich liegen sehen unter kaltem Steine,

55
Und nimmer mehr erstehn als nach der Zeit,

Wo ich erseh’, ob eine schöne Herrin
Je hier gelebt wie diese harte Herrin.

Mein Lied, ich trag’ im Geiste eine Herrin,
Die zwar für mich nur glich dem harten Steine,

60
Doch Mut mir gibt, und jeder läßt mich kalt.

So wag’ ich’s denn für sie (bleibt sie auch kalt!):
Dies neu Gebild, durchstrahlt von deinem Licht,
Wie es erdacht war noch zu keiner Zeit.