Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section/H18

Heft 17 des Voigtländischen Kreises Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke
Heft 18 der Section Voigtländischer Kreis
Heft 19 des Voigtländischen Kreises
Die Beschreibungen sind auch als Einzeltexte verfügbar unter:
  1. Chrieschwitz
  2. Möschwitz
  3. Thürnhof
  4. Kauschwitz


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Chrieschwitz


auch Krieschwitz, richtiger Chrieschwitz, in den alten Urkunden Cruswitz liegt 3/4 Stunde nördlich von Plauen, an der frühere alten Poststrasse von Plauen nach Reichenbach, dicht an der Elster, ist ein von den Sorben-Wenden erbauter Ort.

Was aber diese Sorben-Wenden für Leute gewesen, woher sie eigentlich gekommen, durch was für Thaten und Wanderungen sie sich berühmt gemacht, wann und wie sie sich hier festgesetzt haben, dies würde ein eignes Buch erfordern.

Schöttgens Historie der Sorben-Wenden im 1. Theil giebt darüber weitere Auskunft.

Sie waren Heiden und wurden von den Kaisern nur mit vieler Mühe zur Taufe gezwungen, und um sie in Gehorsam zu erhalten, gab man ihnen den Pflug und die Karste zur Anbauung der noch wüsten Ländereien, und die Soldaten, die die Sorben-Wenden bezwungen hatten, erhob man in den Adelstand und gab ihnen ganze Hufen wüstes und rohes Land zum Anbau. Nach der Bekehrung der Heiden gehörte auch, Chrieschwiz zu dem Pagus-Dobena, welcher dem Grafen Bruno von Eberstein von dem Kaiser Heinrich dem I. anvertraut war, welcher in Dobenau bei Plauen seine Residenz hatte.

Dobnie heisst in der wendischen Sprache so viel als ein Gerichtsort.

Das eigentliche Rittergut Chrieschwiz ist erst später entstanden. Der erste Besitzer dürfte aber schwerlich zu ermitteln sein, da die Nachrichten darüber im Hussitenkriege verloren gegangen sind.

Aus einer Stiftung zum Dominikaner-Kloster von Plauen erfahren wir blos, dass im 15. Jahrhundert die Herren von Machwitz, ein jetzt ausgestorbenes Geschlecht, Besitzer von Chrieschwitz waren. Diese Stiftungsurkunde, die nicht ohne Interesse ist, mag deshalb hier einen Platz finden:

„Ich Friedrich von Reitzenstein, der durchlauchtigen hochgebohrnen Fürsten und Heren Hern Friedrichen und Hern Johanss, Gebrüteren, Hertzogen zu Sachsen, Landgraven in Döringen und Marggraven zu Meyssen meiner gnedigsten und gnedigen Heren Haubtmann zu Zwickaw, Amptsverwalter zu Voigtsbergk und Plawen, vor allermenigklich bekenne, dass ich vff bevehl der obgedachten meiner gnedigen Heren dem Kloster zum Plawen und allen Bruederen predigerordens, die izt und zukomftig aldo sein werden, die badtstuben zwishen den Schloss und jenes clostersgartten gelegen, die jnen von dem erbarn Man Jhan von Machwitz auf Chrieschwitz gesessen in Testamentsweiss zugeeignet und gegeben worden zu rechten Erbe geliehen, also, daz genante brüdern predigerordens derselben badtstuben mit Verlastung auff zinss nach ihren besten nucz und fromen, wie sie das erkennen werden, gebrauchen sollen, die badtstuben auch in würden pawhafft halten, vnd die mit einem redlichen Man besetzen, dieselbe vnd ein itzlicher, dem die badtstube vom closter, oder Prior des closter alss auff Zeit vnd Ihar gelassen, der soll itzunde und allezeit, so offt vnd dicke die in veranderung eines andern Meisters [138] aufgenommen, von einem itzlichen Haubtmann, der dyczeit ein Haubtmann zu Plawen sein wird, in lehen empfangen, vnd einen gutten gl. zur lehen geben, Im massen also vor alters gewest vnd herkommen ist Solches alles Herr Tretwein von Zwickowe, die Zeit ein Prior, mit andern seinen brudern des closters zun halten zugesagt vnd verwilliget, darauff ich obgedachter Haubtmann dem itztgedachten Prior von wegen des closters alzo aus bvehl m. g. H. die lehen gethan, reiche vnd leihe ihr solche badtstuben mitt vnd crafft diss brive dass hinforder also auff ewigkeit zu genüssen vnd der zu gebravchen, doch vechedlichen m. g. H. lehen und gemeiner volge, die da ein itzlicher Pader in der badtstuben wie vor Alters gewest, vnd zu thun verpflichtet ist auch thun solle. Gebe dem closter diesen lehen brieve mit meinen obgedachten Friedrichs von Reitzenstein, haubtmann anhangenden Siegel auf den nahesten Dienstagk nach Quasimodogeniti nach der Zal chri tausend virhundert vnd jm siben vnd achtzigesten Jhar.“

In spätere Zeiten besass Chrischwitz die Familie von Winkelmann und in neuere Zeiten ist es auf die Familie Walter übergegangen.

Der derzeitige Besitzer ist Herr Carl Walther.

Das Herrenhaus gehört nicht zu den grössern Herrschaftswohnungen Sachsens, aber es ist nett und freundlich gelegen und gewährt, wie in der Abbildung zu sehen ist, ein liebliches Bild.

Die Wirthschaftsgebäude sind gut und massiv. Auch gehört zum Gute eine starke Bierbrauerei.

Ausserdem ist hier noch eine bedeutende Mühle mit Schneid-, Graupen- und Oelmühle zu finden. In den 20ger Jahren hatte auch ein gewisser Mechanikus Bundschuh, welcher früher in der grossen Cattunfabrik des Herrn Kammerrath Kaufmann Gössel war, eine Wollspinnmaschine mitten im Dorfe am Friessenbache, der durch den Ort fliesst, erbaut. Dieselbe war mit grossen Kosten hergestellt und rentirte dann nicht. Dieses Gebäude ist in späterer Zeit bis auf ein kleines Häuschen wieder eingetragen worden. Ein Gasthof ist ebenfalls in Chrischwitz, welcher als Dorfgasthof gut genannt werden muss.

Chrieschwitz hat eine reizende Lage, guten Feld- und Wiesenbau und wohlhabende Einwohner. Die Tagelöhner finden in dem benachbarten Plauen stets eine nährende, anhaltende Beschäftigung.

Früher wurde Chrieschwitz sehr häufig als Vergnügungsort von Plauens Bewohnern besucht, in der neuern Zeit beschränkt sich dieser Besuch blos auf die niedern Stände von Plauen.

Von Chrieschwitz führt an der Elster entlang ein lieblicher Weg durch Wiesen und Felsenparthien nach dem benachbarten Dorfe Möschwitz und weiter hinunter zur grossen Elsterüberbrückung, wo die sogenannte Voigtländische Schweiz beginnt.

Von Chrieschwitz nach Plauen führt ebenfalls ein angenehmer Weg bei der 10 Minuten vom ersteren Orte entfernt gelegenen Geipelschen grossen Papierfabrik vorüber durch die sogenannten Auenwiesen.

Bei der Geipelschen Papierfabrik bestand bis zum Jahre 1839 ein vom frühern Kammerrath Kfm. Gössel erbauter Vergnügungsort „zum Hammer“, zwischen der Elster und dem Geipelschen Mühlgraben gelegen, welcher viele Jahre hindurch von Jung und Alt häufig besucht wurde.

Chrieschwitz ist mit Haselbrunn, Kauschwitz, Mesbach, Oberneundorf, Reissigg, Reusa, Sorge, Thiergarten, Jennera, Dobenau, Zadera, Possig und Zwoschwitz nach Plauen eingepfarrt. Viele der Begüterten in diesen Orten hatten deshalb auch an das deutsche Haus zu Plauen, dessen Verwalter der Stadtrath zu Plauen ist, Decem zu entrichten, der nun durch Ablösung theils beseitigt sein dürfte und noch zur Erledigung kommt.

Seit dem Erscheinen des Volksschulgesetzes hat Chrieschwitz seinen eignen ordinirten Schullehrer, wogegen vorher nur ein blosser Catechet die Kinder unterrichtete.

Chrieschwitz zählt jetzt 66 bewohnte Gebäude mit 85 Familienhaushaltungen und 484 Bewohnern. Dasselbe gehört zum Gerichtsamt und zum Bezirksgericht Plauen, zur Amtshauptmannschaft Plauen, zum Regierungsbezirk Zwickau.

M. G.     



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Möschwitz


11/4 Stunde nordöstlich von Plauen, 1/2 Stunde von Chrieswitz auf hohem Berghang, 1 Meile südlich von Elsterberg in stark coupirter Gegend an der alten Plauenschen-Reichenbacher Strasse gelegen.

Das Rittergut hat keine grossen Gebäude, doch sind solche sehr wohnlich, und die Wirthschaftsgebäude sind neu und in gutem Zustande.

Das Gut selbst ist nicht bedeutend, doch hat dasselbe gute Felder und vortrefflichen Wiesewachs, auch noch guten Holzbestand.

In der frühesten Zeit war Möschwiz blosses Vorwerk von Pöhl, wurde jedoch sehr bald zum besonderen Rittergute erhoben. Die Herren von Röder, welche im 15. und 16. Jahrhundert Pöhl Helmsgrün, Gansgrün, Cossengrün und Lewiz besassen, waren auch mit Möschwitz beliehen. Dieses Geschlecht blühete im Voigtlande schon zur Zeit der Erbauung der Stadt Plauen, hatte Antheil an dem weiteren Anbau der Stadt und Besitzungen daselbst. Der letzte Röder auf Pöhl, Christoph Wilhelm Ludwig, Obersteuereinnehmer und Geheimderath starb den 10. Juni 1808. Möschwitz war schon lange vorher von seinen Vorfahren verkauft worden und an eine gewisse Familie Ketzel gekommen, von welcher es in den 30ger Jahren ein Herr von Feilitzsch aus dem Hause Treuen acquirirte. Derselbe verkaufte aber solches an Herrn Opitz auf Netzschkau um das Jahr 1846 und er selbst zog nach Plauen, wo derselbe das sogenannte alte Amthaus erkaufte und nach dem Tode seiner ersten Gattin, einer gebornen Gräfe von Wiedersberg sich anderweit mit einem Fräulein von Schäfer aus dem Hause Kauschwitz verehelichte.

Herr Opitz aber verkaufte kurze Zeit nach dem Wegzuge des Herrn von Feilitzsch von Möschwitz letzteres anderweit an die Familie Ketzel. Der dermalige Besitzer ist J. L. Ketzel, ein sehr rationeller Landwirth.

Bei Möschwitz ging die alte Poststrasse von Plauen nach Reichenbach vorüber und deshalb hatte der Ort selbst im Jahre 1806 vielmalige Plünderungen, Geld- und Victualien-Erpressungen und häufige Durchmärsche zu überstehen.

Sehr oft mussten die Einwohner hiesigen Ortes flüchten, um mit Weib und Kindern durch Verstecken in die Schluchten und Schächte des nahen Eisenberges ihr Leben zu retten.

Nicht weit von Möschwiz fliesst die Elster vorüber, welche hier viele liebliche Parthieen bietet. Die Lage des sogenannten Lochhauses ist weit und breit bekannt, da durch die häufigen Besuche der Elsterüberbrückung die Reisenden auch bis hierher dem Thale entlang gelangen.

Möschwiz ist mehrmals vom Feuer heimgesucht worden und deshalb jetzt beinahe ganz neu gebaut. Viele von den Begüterten haben auch nach dem letzten grossen Brande nicht wieder im Dorfe aufgebaut, sondern vereinzelt auf ihren vom Orte etwas abseits gelegenen Besitzungen ihre neuen Wohnungen errichtet.

Möschwitz und Crieschwitz sind wohl die ältesten Orte in dieser Gegend von Plauen, wie dies der Name hinlänglich beweiset.

Denn Möschwitz ist eben so wie Crieschwitz von den alten Sorben-Wenden erbaut und soll auch in der Nähe von Möschwitz ein besonderer Opferplatz dieser Heiden gewesen sein.

Nach Einführung der christlichen Religion, wo die Ritter des deutschen [140] Ordens nach Errichtung einer Comthurei zu Plauen ihre Wirksamkeit auch auf den zu ihrer dasigen Kirche gehörigen Sprengel erweiterten und die meisten Kirchen in der Umgebung Plauens gründeten, wiesen sie Möschwitz in die neuerbaute Kirche zu Pöhl, über welches diese deutschen Herren das Collaturrecht übten, was in der Folgezeit dem Pastor und Superintendenten in Plauen überlassen wurde.

Erst im Jahre 1680 erkaufte der damalige Besitzer von Pöhl, Wolf Christoph Röder dieses Collaturrecht für 100 Thlr. vom Superintendenten Joh. Heiffel, welcher das Capital jedoch auf dem Rittergute stehen liess und mit 5 pCent verzinsete. Seine Nachfolger haben daher bis auf die neueste Zeit und bis zur erfolgten Ablösung diesen Collaturzins fortentrichtet, so wie auch das sogenannte Pfaffengetreide von Pöhl, Helmsgrün und Möschwiz in das deutsche Haus zu Plauen alljährlich abzuliefern gehabt.

Wie Möschwitz ist noch Helmsgrün, Rodlera, Neudörfel, Jocketa nach Pöhl eingepfarrt.

Die Kirche in Pöhl ist für die gesammte Kirchengemeinde gerade geräumig genug. Sie ist vom Gottesacker rings umgeben, an dessen Vorderseite die einzige Schule der Kirchfahrt steht, in welcher über 200 Kinder von einem Schulmeister unterrichtet werden.

Von Möschwitz aus nach Pöhl hin links liegt der sogenannte Eisenberg, welcher zu Pöhl gehört und jetzt noch vortrefflichen Holzboden hat. Hier wird seit undenklichen Zeiten Rotheisenstein gefunden, welcher jetzt in die lattermannschen Eisenwerke geliefert wird. Auf dem Eisenberge soll der Sage nach ein altes Schloss gestanden haben, von welchem jetzt keine Ueberbleibsel mehr zu finden sind. Am nordwestlichen Abhange des Berges findet sich allerdings eine kleine Ebene, der Ochsenstall genannt, wohin die Burgbewohner in Fehdezeiten ihr Vieh in Sicherheit gebracht haben sollen. Auf dem Berge selbst und in seiner Nähe auf dem jenseitigen Ufer der Elster arbeiten 40 Bergleute in 3 Schächten, 4 Stollen und einem Flötzbruche unter specieller Aufsicht eines Obersteigers. Der Eisenstein ist von vorzüglicher Güte.

Pöhl hat nur 1/4 Stunde an den Anhaltepunkt der Sächs. Bayerischen Eisenbahn bei Jocketa, weshalb von den Bewohnern von Pöhl solcher öfter benutzt wird, wogegen Möschwitz weiter davon entfernt liegt und es vorzieht, zu Fusse und zu Wagen in die benachbarte Stadt Plauen zu kommen.

Möschwitz ausser dem Rittergute hat 17 Bauergüter, 12 Kuhhäuser, 9 Trifthäuser mit 251 Einwohnern.

Der Ort mit Rittergut gehört zum Gerichtsamt und zum Bezirksgericht Plauen, natürlich auch zur Amtshauptmannschaft des letzteren Ortes und zum Regierungsbezirk Zwickau.

M. G.     




Thürnhof


1/4 Stunde von der Reuss-Greitzer Gränze, an dem Gebirge, welches Elsterberg gegenüber sich vom rechten Ufer der Elster emporhebt, 4 Stunden nördlich von Plauen, eine Stunde von Greitz und Mylau, 3/4 Stunde von Netzschkau, 11/2 Stunde von Reichenbach, dicht bei dem dorflosen Rittergute Coschütz, in einer reizenden Gegend gelegen. Südöstlich erhebt sich sehr hoch das Vorgebirge zwischen der Elster und [141] Göltzsch, der Kuhberg genannt, welches herrliche, bis nach Leipzig reichende Aussichten darbietet.

Thürnhof wie Coschütz waren ursprünglich blosse Vorwerke der Herrschaft Elsterberg und wurde ersteres erst später unter der Bünau’schen Familie zum Rittergute erhoben mit Antheilen an Reimersgrün und Rükisch, von Brockau, Buchwald, Görschnitz, Pfaffengrün und Wiplas und einem Hause in der Gippe.

Der Ort selbst besteht aus 5 Häusern und hiess früher auch Dürren Hof. Unter diesen 5 Häusern befindet sich auch eine Schäferei und eine Schmiede.

Nachdem Thürnhof von Elsterberg im 16. Jahrhundert abgekommen war, befand sich solches bis zum 18. Jahrhundert im Besitze derer von Bünau. Der Amtshauptmann Günther von Bünau besass solches zu Anfang des 18. Jahrhunderts.

Nach der Mitte des 18. Jahrhunderts besass das Gut ein Günther von Bünau, welcher nur Töchter, keine Söhne hinterliess, und als reines Mannlehngut fiel solches an den Herrn von Schlieben, den Schwiegersohn und Lehnsvetter des Herrn von Bünau. Eine andere der Bünauschen Töchter war an den zu seiner Zeit berühmten und in der ganzen Umgegend sehr beliebten Regimentsarzt Böttcher verheirathet, dessen eine Tochter die Gattin des frühern Cantor Recknagel in Plauen war.

Der Nachkomme des neuen Besitzers von Thürnhof war der Lieutenant von Schlieben, bekannt als Lehnträger der Freiherrlich von Hünefeldschen Familienstiftung zu Limbach und Christgrün. Seit dem in den 30ger Jahren erfolgten Tode desselben besitzt dessen Tochter, die verehelichte Wilhelmine Günther geb. von Schlieben das Rittergut Thürnhof, während ein Bruder derselben mit Jössnitz bei Plauen beliehen ist.

Die Familie von Bünau hat sich um Thürnhof und Elsterberg zu jederzeit sehr verdient gemacht. Ein Günther Rudolph von Bünau auf Thürnhof stiftete auch ein Stipendium für Studirende in Leipzig, welches zunächst Glieder aus der Familie, und in deren Ermanglung in Elsterberg Geborne beziehen sollen.

Diese Familie von Bünau besass schon 1440 Elsterberg mit Zubehör. Im Jahre 1634 erscheint Elsterberg nicht mehr als grosse Herrschaft; Thürnhof und Coschütz waren von ihr abgetrennt und zu selbstständigen Rittergütern erhoben worden; Elsterberg aber besass um diese Zeit der reiche Bose, während in Thürnhof die von Bünausche Familie sich fort behauptete. Die von Bünau haben sich stets mehr in Thürnhof als in Elsterberg aufgehalten. Elsterberg wurde vor der Besitzzeit derer von Bünau im Jahre 1336 zerstört, nicht aber deshalb, weil Elsterberg, wie mehrere Geschichtsschreiber glauben machen wollen, ein Raubnest gewesen sei. Elsterberg ist nie ein Ort der Raubritter gewesen und am allerwenigsten waren die Herren von Elsterberg solche Raubritter.

Diese und keine andere besassen zur Zeit der Zerstörung unter Kaiser Karl IV. das Schloss. Die Veranlassung zur Zerstörung war folgende:

Kaiser Karl IV., Sohn des Königs Johann von Böhmen war gegen die Voigte Reuss von Plauen und ihre Bundesgenossen ob ihrer nahen Verbindung mit dem Schwarzburgischen Hause, aus dem sich Günther XXI. als Gegenkaiser erhoben, ungünstig gestimmt und verband sich mit den, auf das sich mehrende Ansehen der Plauenschen Voigte eifersüchtigen Markgrafen von Meissen, - die Brüder Friedrich Wilhelm und Balthasar, – ungerechte Ansprüche an Jena wegen eines Pfarrlehns erhebend.

Heinrich der Strenge, der damalige Voigt von Plauen, Busso der Jüngere von Elsterberg und ihre Bundesgenossen gaben nicht nach und zogen den rühmlichen Untergang vor. Die Reichsacht, die über sie verhängt wurde, konnte sie nicht schrecken.

[142] Die Burg von Elsterberg wurde von dem Grafen von Hohenstein, dem Anführer der Böhmischen Truppen, belagert und nach hartem Widerstande mit Sturm genommen, die Besatzung niedergehauen, Busso mit seinen Getreuen als Geächtete auf dem Markte zu Elsterberg enthauptet und das Schloss geschleift. Nach dem Erlöschen dieser Dynastie fiel der Ort 1410 an den Landgrafen Friedrich den Einfältigen und die Herrschaft wurde in einen blossen Rittersitz umgewandelt und 1610 ein von Elsterberg und Plon damit beliehen, welcher damals vom Herrn von Riesenberg die Herrschaft Luditz in Böhmen erbte. Innerhalb der Besitzzeit dieses Herrn von Elsterberg wurde das Schloss wieder aufgebaut. Im Jahre 1640 besass aber schon ein Heinrich von Bünau das Schloss Elsterberg, welches im 30jährigen Kriege zum zweiten Male zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. Die Ruinen von Elsterberg, von wo aus man eine schöne Aussicht geniesst, datiren sich also nicht von jener Fehde, wie Viele behaupten, sondern aus dem langjährigen Religionskriege.

Thürnhof ist mit Brockau, Christgrün, Feldwiese, Wipplas, Rükisch, Pfannenstiel, Görschnitz, Kleingera, Reuth, Lohsa, Nosswitz, Sachswitz, Reimersgrün, Scholas, Coschütz nach Elsterberg eingepfarrt, und Steinsdorf ist Filial von Elsterberg, wohin Trieb an der Elster, unweit der Landesgränze, in der sogenannten voigtländischen Schweiz, eingekircht ist.

Die Collatur über die Kirche und Schule steht der Hühnefeldschen Stiftung zu, wozu seit mehreren Jahren Elsterberg gehört.

Die Kirche in Elsterberg ist seit dem letzten grossen Brande in den 40ger Jahren unseres Jahrhunderts ganz neu und grossartig aufgebaut, so dass sie zu den schöneren Kirchen unseres Landes gezählt werden kann.

An derselben ist ein Pastor und ein Diaconus angestellt, welcher Leztere zugleich das Filial in Steinsdorf zu verwalten hat.

Seit der neuen Gerichtsorganisation hat Elsterberg ein besonderes Gerichtsamt, an welchem der frühere Justitiar von Elsterberg, Herr Franz Volkmar Steinhäuser aus Plauen, der Sohn des verst. D. Steinhäuser in Plauen, als Gerichtsamtmann fungirt. Diesem Gerichtsamte ist auch Thürnhof mit seinen 5 bewohnten Gebäuden, 5 Familenhaushaltungen und 39 Einwohnern zugewiesen.

M. G.     




Kauschwitz


1 Stunde nordwestlich von Plauen entfernt, am Syrabach gelegen. Das altschriftsässige Rittergut mit einem schönen Herrenhaus und daranstossenden herrlichen Garten hatte bis jetzt Unterthanen in Mehltheuer, einen Antheil an Drochaus und einen an Oberzirk, Antheile an [143] Steinsdorf, Syrau und Zwoschwitz, ja sogar Gerichtsuntergebene in Hundsgrün bei Oelsnitz. Die Schäferei befindet sich auf den Thannehof, unmittelbar an der von Plauen nach Pausa führenden Chaussee.

Kauschwitz ist von den Sorben-Wenden schon im 5. Jahrhundert erbaut und gehörte wohl damals zu den Gau Dobenau. Nach Unterjochung der Sorbenwenden gehörte Kauschwitz zur Herrschaft Dobenau, während das Gebiet der Dynastie Lobdaburg-Elsterberg bis zum Dorfe Syrau von Greiz aus sich erstreckte.

Kauschwitz, wie Syrau waren aber nur Vorwerke, unter welchen Namen in damaliger Zeit viele jetzige Rittergüter vorkamen. Kauschwitz und Syrau wurden nach denen von Lobdaburg den Herren von Tettau verliehen. Apel von Tettau war zu Ende des 15. und Anfang des 16. Hauptmann von Plauen, Herr zu Kauschwitz und Inhaber mehrer Lehen zu Plauen und Güter zu Steinsdorf, welcher 1515 auch in den Besitz von Syrau gelangte, und zwar von Friedrich dem Aeltern, Herzog zu Sachsen. Bei dieser Verleihung werden dem Vorwerk Kauschwitz 17, dem Vorwerke Syrau 14 Bauergüter beigegeben. Nach Apels Tode folgte im Besitze dessen Sohn Henos von Tettau, dessen Söhne Haubold und Henos von Tettau 1515 Kauschwitz und Syrau in Lehn nahmen, welche die beiden Güter folgender Weise theilten: Haubold erhielt Syrau, wozu auch Bauergüter in Mesbach, Reinsdorf, Thiergarten gehörten, wogegen Apel von Tettau Kauschwitz überkam. Letzterer[WS 1] starb 1573, und Kauschwitz wurde an dessen Söhne vererbt, und in der brüderlichen Theilung kam Kauschwitz an Wilhelm vom Tettau. Nach der grossen Verschuldung der Güter Kauschwitz und Syrau erstanden die Familie von Watzdorf Syrau und kauften bald darauf auch Kauschwitz. Georg Friedrich von Watzdorf erhielt von seinem Vater Friedrich Watzdorf im Jahre 1612 beide Güter Syrau mit 20 Bauergütern, und Kauschwitz mit 14 Gütern in Lehn, wobei Drochaus, Oberzirk, Schönberg, Mehltheuer, Hundsgrün als hierher gehörige Ortschaften genannt werden. Der darüber ausgestellte Lehnbrief ist von Torgau aus datirt. Dieser Herr von Watzdorf besass auch Jösnitz mit Röttis.

Nach Georg Friedrichs Tode verwaltete die Mutter Agnesa geb. von Schönfels für ihre 6 Söhne die Güter, bis zu ihrem Tode, welcher im Jahre 1646 erfolgte. Aber erst 12 Jahre später 1658 ward die Lehnstheilung unter den Söhnen und Enkeln Georg Friedrichs von Watzdorf vorgenommen.

Im Jahre 1765 besass Kauschwitz der Oberhofrichter von Watzdorf, dessen Frau Gemahlin sehr baulustig war und in Kauschwitz viele Verschönerungen vornahm.

Im Jahre 1788 wurden die Güter Syrau und Kauschwitz und zwar von dem Justizrath von Wazdorf, Sohn des Oberhofrichters, dem Kaufmann Ganzesauge in Zeulenroda überlassen. Nach dessen Tode ging Kauschwitz auf dessen einzige Tochter, die verehlichte Frau von Schäffer über, die jetzt noch im Besitze von Kauschwitz ist. Deren Gemahl, ein Mann von vielem Geschmack und Kunstsinn, hat Kauschwitz in jeglicher Weise zu einem angenehmen Landsitz erhoben. Kauschwitz selbst hat eine vortreffliche Lage, gute Felder und herrliche Wiesen.

Im Orte selbst giebt es viele begüterte Landleute, die vorzüglich Viehzucht treiben.

In der Nähe der Rittergutsgebäude steht eine Kapelle, welche von dem früheren Besitzer von Kauschwitz, dem Oberhofrichter von Watzdorf erbaut worden ist. In dieser Kapelle hat der Pfarrer zu Syrau das Amt eines Predigers und zwar an allen Sonn- und Festtagen früh vor dem Gottesdienste zu Syrau. Die Berufung zu diesem Amte steht dem Besitzer von Kauschwitz zu, indess die übrige Seelsorge des Dorfes die Diakonen zu Plauen versehen, so dass alle Trauungen, alle Taufen in der Kirche zu Plauen stattfinden, sowie auch Kauschwitz nach dem letzteren Orte seine Toden beerdigt.

Uebrigens steht es auch den Einwohnern von Kauschwitz frei in [144] die Kirche zu Plauen zu gehen und gehört Kauschwitz sonach zu der Parochie Plauen.

Irrthümlich erwähnen mehrere Geschichtsschreiber, dass Kauschwitz vor der im Jahre 1764 erbauten Schlosskapelle nach Syrau eingepfarrt gewesen sei. Kauschwitz gehörte zur Dobenauer Herrschaft, wie schon erwähnt worden ist, und war daher auch zur Stadt Plauen gezogen und stand unter dem Aridiakonat zu Dobenau, welches mit Einführung der Reformation seine Endschaft erreichte. An die Stelle des katholischen Archidiakonats trat im Jahre 1753 ein evangelisches Consistorium, welches der Burggraf Heinrich in Plauen für die wiedererlangten Besitzungen der Voigte errichtete. Dieses Consistorium, welches eigentlich blos ein Ehegericht war, stand unter dem Leipziger Consistorium.

Dieses Ehegericht wurde im Jahre 1575 wieder aufgehoben.

Von Kauschwitz nach Plauen führt ein angenehmer Fussweg über die Holzmühle bei der Dobenau und der sogenannten Poppenmühle vorüber. Zur linken Seite erblickt man die Ruinen der Dobenau, welche aus dem Bauernkriege vom Jahre 1526 herrühren, wo Plauen belagert und die Burg Dobenau mit zerstört wurde.

Der alte Burgbrunnen der Dobenau, was fälschlich für ein Burgverlies öfter ausgegeben worden ist, existirt heute noch.

Zu Ende der 20er Jahre besass die Dobenau ein Bruder des Staatsministers von Wintersheim.

Im Jahre 1834 diente sie als Vergnügungsort für die höheren Stände Plauens und von da aus wurden Spatziergänge nach der Holzmühle und nach dem nahe gelegenen Kauschwitz unternommen.

Kauschwitz hat schon in der frühesten Zeit seine eigene Schule gehabt, aber es war blos eine sogenannte Catechetenschule, wie in Krieschwitz, Reusa, Messbach und Reissig.

Seit Erscheinen des Volksschullehrergesetzes haben diese Catechetenschulen aufgehört und die vorgenannten Orte mit Kauschwitz haben jetzt ihre ständigen Lehrer, welche unter der Aufsicht des Plauen’schen Superintendenten stehen.

Kauschwitz setzt alle seine ländlichen Erzeugnisse in der benachbarten Stadt Plauen ab und das Rittergut verkauft ebenfalls dahin alle seine Producte.

Der letzte hiesige Gerichtsdirektor war der jetzige Staatsanwalt, Advocat Schmöger in Plauen.

Kauschwitz selbst mit seinen 67 bewohnten Gebäuden, 73 Familienhaushaltungen und 397 Einwohnern gehört jetzt zum Gerichtsamte und zum Bezirksgerichte Plauen, zur Amtshauptmannschaft der letzteren Stadt zum Regierungsbezirk Zwickau.

M. G.     




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Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Letzerer


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