Abschiedsworte am Grabe Richard Wolffram’s

Textdaten
<<< >>>
Autor: Wilhelm Hertz
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Abschiedsworte am Grabe Richard Wolffram’s
Untertitel: (15. März 1854.)
aus: Gedichte, S. 18–20.
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Hoffmann und Campe
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Hamburg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[18]
Abschiedsworte

am Grabe Richard Wolffram’s.

(15. März 1854.)


Es war ein schönes, blüthenreiches Leben,
     Das nun ein neidisch Schicksal uns entführt;
Es war ein heitres, menschlich edles Streben,
     Das dieser Pulse Gluthen einst geschürt;

5
Es war ein Herz uns Allen treu ergeben,

     An das nun eisig die Verwesung rührt; –
Das haben wir in froh’n und trüben Stunden
Mit freud’gem Sinn erfahren und empfunden.

Es ist vorbei. Hier bringen wir dem Grabe

10
     Den staub’gen Zoll armsel’ger Sterblichkeit,

Der Frühlingserde eine Blüthengabe,
     Die ohne Frucht verwelkte vor der Zeit.

[19]

Aus lichter Ferne ziehn des Lenzes Boten
     Auf Rosenwolken durch des Aethers Raum;

15
Ihn aber bannt der ew’ge Schlaf der Todten,

     Kein Frühlingssang durchwehet seinen Traum.

Kein Lächeln glüht auf seinen bleichen Wangen,
     Wenn sel’ger Friede alle Welt umfängt,
Wenn sich ein süßes, sehnendes Verlangen

20
     In jedes Menschen tiefste Seele senkt.


Der Leib zerstäubt, der Glieder Mark vermodert,
     Doch aus dem Grab schwingt sich der Geist hervor;
Der Himmel blaut, das Morgenroth verlodert,
     Und aus den Nebeln steigt der Tag empor.

25
Ihn hält ein andrer Frühling nun umfangen,

     Ein Himmelsfrühling, welcher nie verblüht;
Frei schwebt er über Fürchten und Verlangen,
     Vom Aetherstrahl des ew’gen Lichts durchglüht.

Drum laßt des Schmerzes laute Klage schweigen!

30
     Stört nicht den Schläfer in der heil’gen Ruh’!

Fühlt ihr nicht seinen Geist herniedersteigen?
     Haucht euch die Luft nicht traute Worte zu?

[20]

Zum letzten Abschied ruft dich diese Stätte. –
     Denkst du der Hoffnung schön’rer Tage nach?

35
Du bist das erste Glied, das aus der Kette

     Des Bruderbunds die Faust des Schicksals brach.

Der Jahre Strom mag wild vorüberfließen,
     Du bleibest unsern Herzen frisch und jung;
Mit jedem Lenz wird unsrer Brust entsprießen

40
     Die bleiche Rose der Erinnerung.


So leb’ denn wohl in deinen tiefen Träumen,
     Du treue Seele, bis auf Wiederseh’n!
Aus deinem Herzen mögen Liljen keimen,
     Und Himmelsruh’ um deinen Hügel weh’n!

45
Mag auch des Lebens Brandung drohend schäumen,

     Die Liebe bleibt im Wogendrange stehn;
Sie mag uns Trost und freud’ge Hoffnung schenken,
Und stille Thränen deinem Angedenken.