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Artikel „Tilborch, Gilles van“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 296, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tilborch,_Gilles_van&oldid=- (Version vom 21. Mai 2024, 10:21 Uhr UTC)
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Tilborch: Gilles van T., auch Aegidius von Tilburg genannt, Maler, soll nach den Angaben der alten Biographen im J. 1625 zu Brüssel geboren und daselbst im J. 1678 gestorben sein. Diese Angaben beruhen jedoch nur auf Vermuthungen, und es ist nicht einmal festgestellt, ob es nicht etwa zwei Künstler dieses Namens, Vater und Sohn, gegeben habe. Der ältere T. soll im J. 1578 in Antwerpen geboren und ein Schüler des älteren David Teniers gewesen sein. In dem Register der Brüsseler Malerzunft wird ein Gilles T. erwähnt, der am 26. März 1654 die Meisterschaft erlangte und in dem Jahre 1663–1664 Altermann (doyen) der Zunft war. Er ist ohne Zweifel der Urheber der folgenden unter dem Namen Tilborch’s bekannten Bilder und soll Schüler David Teniers’ II. gewesen sein. Als das bekannteste Bild Tilborch’s ist die mit seinem Namen bezeichnete „Bauernhochzeit“ in der Dresdener Galerie anzuführen, wo man auch noch ein unter dem Namen Brakenburg bekanntes Bildchen eines jungen Bauern in einer Wirthshausstube von seiner Hand findet. In der Liechtensteingalerie zu Wien ist T. mit zwei Bildern, einer „Bauernschlägerei“ von 1660 und einer „Wachtstube“ von 1669, ebenso in der Münchener Pinakothek mit zwei, einem „vorlesenden Bauer“ und einer „vorlesenden Bäuerin“ in der Schenke, und in Darmstadt mit einem, einem „Taschendieb“ vertreten. In Brüssel kann man von ihm außer einer „Familienscene“ auch eine Art von Historienbild kennen lernen, das den Ausritt einer Anzahl vornehmer Ritter des goldenen Vließes aus dem Palais der Herzöge von Brabant in Brüssel darstellt. Andere Bilder des Künstlers, die als Werke seiner Hand unangefochten sind, gehören den Galerien im Haag, in Kopenhagen, in Lille, in Petersburg und in Rom (Palazzo Spada) an. In Mainzer Privatbesitz bei Herrn Max Oppenheimer und Jacob Fischer befanden sich 1887 drei Bauernscenen von T., darunter eine sehr fein ausgeführte „Tischgesellschaft“. Dagegen ist es noch unentschieden, ob das auf den Namen Gonzales Coques getaufte Familiengruppenbildniß der Galerie Weber in Hamburg nicht ein Werk Tilborch’s ist, eine Vermuthung, die auch bei dem Bilde eines unbekannten vlämischen Meisters in der Art des jüngeren David Teniers in der Schweriner Galerie (Nr. 1076) aufgestellt worden ist. In der Art des Vortrags und in der Wahl seiner Stoffe steht T. David Teniers I. am nächsten, doch erinnern viele seiner Bilder auffallend an Craesbeeck. Eine auf sorgsamen Quellenuntersuchungen und eingehender Prüfung der ihm zugeschriebenen Bilder beruhende Biographie des Künstlers ist erst noch zu liefern.

Vgl. J. Immerzeel, De levens en werken der hollandsche en vlaamsche kunstschilders … Amsterdam 1843. III, 140. – A. Woltmann u. K. Woermann, Geschichte der Malerei. Leipzig 1888. III, 1, 508. – Repertorium für Kunstwissenschaft. Berlin und Stuttgart 1887. X, 411. – E. Fétis, Musées royaux de peinture et de sculpture de Belgique. Catalogue descriptif et historique des tableaux anciens. 6. édition. Bruxelles 1889. p. 520, 521. – K. Woermann, Wissenschaftl. Verzeichniß der älteren Gemälde der Galerie Weber in Hamburg. Dresden 1892. S. 147. – F. Schlie, Beschreibendes Verzeichniß der Werke älterer Meister in der großherzogl. Gemäldegalerie zu Schwerin. 1882. S. 661.