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Artikel „Staindl, Johann“ von Sigmund Ritter von Riezler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 413, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Staindl,_Johann&oldid=- (Version vom 2. Mai 2024, 05:05 Uhr UTC)
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Staindl: Johann St. (Lapillus), Domherr von Passau, reiht sich durch sein „Chronicon generale“ unter die letzten Ausläufer der rein compilirenden mittelalterlichen Geschichtschreibung. Er schrieb daran spätestens seit 1486 und gelangte von Erschaffung der Welt bis zum Jahre 1508, doch sind die Nachrichten etwa seit 1440, gerade aus der Lebenszeit des Autors, dürftig und manche Jahre weisen sogar vollständige Lücken auf. Edirt ist von dem Werke nur ungefähr das letzte Drittel, vom Jahre 700 n. Chr. an (bei Oefele, Script. I). Neben dem überstrahlenden Ruhme Aventin’s ist es fast übersehen worden, daß St. für große Zeiträume des Mittelalters die Geschichtsdarstellung zuerst wieder den besten Quellen wie Gregor von Tours, Paulus, Regino, den Annalen von Fulda, Liutprand, Widukind, Ekkehard entlehnt hat. Daß er auch die Annalen von Niederaltaich da, wo ihm ihre Darstellung nicht zu ausführlich erschien, wörtlich, nur verkürzend, abgeschrieben hat, verschaffte seinem Werke erhöhte Bedeutung, so lange diese wichtige Quelle nicht wieder aufgefunden worden war. Bemerkenswerth ist, daß St. Verse auf Papst Alexander VI. in seine Chronik aufnahm, welche keinen Zweifel darüber lassen, wie sehr er dieses unwürdige Kirchenoberhaupt mißachtete.

Eine von St. 1497 verfaßte Schrift „De scriptoribus ecclesiasticis“ kam in die Bibliothek des Klosters Formbach, dessen humanistisch gebildeter Abt Angelus Rumpler mit dem Verfasser eng befreundet war und mit ihm, wie es scheint, fortwährenden Austausch seiner litterarischen Productionen unterhielt. In dem Streit zwischen den Passauer Gegenbischöfen Häsler und Mauerkircher (1479) stand St. auf Seite des Letzteren und mußte dafür einige Zeit Verbannung oder Gefängniß erdulden. 1513 wurde zu Wien eine auf Anordnung des Passauer Bischof’s Wiguleus Fröschl verfaßte Anweisung zum richtigen Chorgesang in den Passauer Kirchen gedruckt, welche am Schlusse die Notiz enthält, daß außer den Chorvicaren auch der damalige Domcustos St. sie corrigirt habe. Als zwingenden Beweis dafür, daß St. das Jahr 1508, mit dem seine Chronik abbricht, so lange überlebt habe, wird man dies jedoch nicht betrachten dürfen, da zwischen Abfassung und Drucklegung der Schrift immerhin Jahre verstrichen sein mögen. Um dieselbe Zeit hatte das Kloster Attl einen gleichnamigen Abt, der wol mit unserem Chronisten verwandt war.

Cod. lat. Monac. 732 (Staindl’s Chronik, wie es scheint, Autogramm). – Oefele I, 417 f. – Giesebrecht, Annales Altahenses S. 5 flgd.