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Artikel „Schuhbauer, Lucas“ von Hans Michael Schletterer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 655–656, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schuhbauer,_Lucas&oldid=- (Version vom 21. Mai 2024, 10:44 Uhr UTC)
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Schuhbauer: Lucas S., geb. zu Lechfeld bei Augsburg am 25. Dec. 1753 († nach 1812), ein hochgebildeter, sehr unterrichteter verdienstvoller Mann, hervorragender musikalischer Dilettant, dem man einige, s. Z. sehr beliebte Opern verdankt, erhielt seinen ersten Unterricht im Kloster Zwiefalten, kam dann seiner guten Sopranstimme wegen ins Seminar nach Augsburg, besuchte darauf das Seminar in Neuburg, allwo die Musik damals in hoher Blüthe stand und namentlich durch die Eleven ein ausgezeichnetes Orchester gebildet werden konnte, und vollendete zuletzt seine Studien auf der Universität Ingolstadt. Er widmete sich der Medicin und kam bald als Stadtphysikus nach München, wurde dort vom Kurfürsten Karl Theodor, der in ihm den Künstler, Gelehrten und vorzüglichen Arzt [656] kennen und schätzen gelernt hatte, zum Criminal- und Polizeiphysikus, 1791 zum Medicinalrath und Hofarzt ernannt und 1799 in gleicher Eigenschaft zur damals neuerrichteten Generallandesdirection versetzt. Während seiner wissenschaftlichen Studien gab er sich mit Leidenschaft und seltenem Erfolge musikalischen Uebungen hin, so daß er unter seinen Mitschülern stets die erste Stelle als Sänger und Clavierspieler einnahm. Sein sich glücklich entwickelndes Talent, seine musikalischen Kenntnisse veranlaßten ihn schon frühe zu Compositionsversuchen, die mit Theilnahme und Interesse aufgenommen wurden. Er lernte die Singstimme richtig behandeln und die Instrumente zu schönen Effecten verbinden. Nach seiner Uebersiedlung nach München mußte der stete Umgang mit Künstlern und Tonsetzern sehr anregend auf ihn wirken und als er seine erste Oper: „Die Dorfdeputirten“ nach Goldoni von Heermann 1783 im Hoftheater zur Aufführung brachte, erhielt diese durch Frische und Originalität der Gedanken sich auszeichnende Musik großen Beifall. Man rühmte an ihr, wie an der zweiten: „Die treuen Köhler“ (1786) den richtigen Satz, die glückliche Charakterzeichnung, den melodisch einfachen, schönen Gesang, die wirkungsvolle Instrumentation. kurz den verständigen, denkenden, geschmack- und gefühlvollen Künstler. Ob die Musik zu Babo’s glänzend durchgefallenem „Lustlager“ (1784) auch von S. oder einem Namensvetter von ihm herrührte, vermögen wir nicht zu sagen. Man nennt nur noch eine Composition Schuhbauer’s, die des 107. Psalms nach Mendelssohn’s Uebersetzung, welche in einem Akademieconcerte in München mit ungewöhnlichem Erfolge aufgeführt wurde. Er schrieb auch mehrere Claviersonaten, ein Clavierconcert und viele Gesangstücke, denn mit treuer Anhänglichkeit blieb er seinen musikalischen Beschäftigungen stets ergeben, aber in die Oeffentlichkeit gelangten dieselben ferner nicht. Seine Singspiele jedoch wurden im Clavierauszuge veröffentlicht. Einige musikalische Aufsätze aus seiner Feder (das Horn, G. Benda, die pfalzbairische Schule) finden sich im Aprilheft von Wieland’s Merkur, 1801. Auf seine zahlreichen medicinischen Arbeiten können wir hier nicht weiter eingehen. Voraussichtlich haben ihn später gehäufte Berufsgeschäfte abgehalten, seine so erfolgreich begonnenen Arbeiten für die Bühne fortzusetzen. S., der sich als vortrefflicher Arzt um den Staat, ja um die leidende Menschheit seltene Verdienste erwarb, genoß seiner Gelehrsamkeit und Menschenfreundlichkeit wegen, denen sich ein tadelloser Charakter beigesellte, hohes Ansehen. – Seine Tochter, Therese, geb. am 22. März 1786, auf die des Vaters musikalisches Talent übergegangen war, von Knechtl im Clavierspiel, vom k. Hoforganisten J. N. Kalcher im Generalbaß unterrichtet, wurde eine ausgezeichnete Virtuosin. Sie ward 1806 als Kammerdienerin der Königin von Baiern angestellt und heirathete 1810 den ehemaligen Hofschauspieler und nachmaligen Siegelamtscontrolleur C. Hagemann.