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Artikel „Schönlein, Philipp“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 319, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%B6nlein,_Philipp&oldid=- (Version vom 2. Mai 2024, 20:15 Uhr UTC)
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Schönlein: Philipp S., Afrikareisender, wurde als Sohn des berühmten Arztes am 9. Februar 1834 in Zürich geboren. Nachdem er acht Jahre lang das Friedrich-Werder’sche Gymnasium besucht hatte, bezog er die Universitäten Berlin und Göttingen, wo er sich durch das Studium der Sprachen, der Mathematik und Astronomie zum Forschungsreisenden vorbereitete. Auch in Handwerken verschiedener Art hatte er sich Fertigkeiten erworben und die Natur hatte ihn mit einem kräftigen Körper und einer heiteren Seele ausgestattet. Er verließ im März 1855 Berlin, um in England für eine ursprünglich nach Ostafrika geplante Expedition sich noch weiter vorzubereiten, ging aber für kürzeren Aufenthalt mit einem nach Bonny bestimmten Palmölschiff nach Westafrika und kam auf Cap Palmas am 9. oder 10. September 1855 an, an dessen felsiger Halbinsel damals wie heute ein ärmliches Negerdorf und einige Factoreien lagen. Er machte noch in demselben Monat mehrere Ausflüge ins Innere, erforschte den Unterlauf des Cavallyflusses, besuchte das Land der Bolobo, und erforschte die Küste zu beiden Seiten des Caps in der Entfernung von 90 Seemeilen. Da S. nicht genügend mit Tauschmitteln ausgerüstet war, verzögerte sich eine größere Expedition den Cavally hinauf bis Ende November, dieselbe mißlang durch Krankheit, welche S. auf dem Marsche befiel und derselbe kehrte schon am 3. December wieder nach Cap Palmas zurück. Am 10. December schrieb er seinen letzten Brief in die Heimath, in welchem es heißt: „Dieß ist meine erste Expedition in Afrika, die gänzlich mißlungen ist. Seit der Zeit habe ich hier ein trauriges Leben geführt.“ Zu dem Geschwür an einer Hand, dessen heftige Entwickelung ihn die Reise am Cavally hatte aufgeben lassen, gesellten sich andere an verschiedenen Theilen des Körpers und am 8. Januar 1856 starb der jugendliche Pionier, dessen verheißungsvollen Anfang ein Alexander v. Humboldt mit ermunterndem Beifall begleitet hatte. Die Ziele, die er verfolgte, die Art, wie er seine großgedachten Pläne auszuführen begonnen hatte, lassen in ihm einen ersten Vorläufer der wissenschaftliche und praktische Zwecke vereinigenden späteren deutschen Afrikaforschung erkennen. Seine Berichte, Briefe und Tagebücher zeigen ihn als vielseitig gebildeten Beobachter und als Urtheiler von früher Reife und Umsicht. Seine geographischen Notizen hat K. Zöppritz zu einer Kartenskizze „Cap Palmas und seine Umgebungen“ verarbeitet, welcher interessante Briefe und Tagebuchauszüge beigegeben sind (Z. d. G. f. Erdkunde, Berlin X). Früher schon hatte über die Reise und das Leben Schönlein’s Gumprecht berichtet (Z. f. a. Erdkunde, Berlin VI). Den botanischen Nachlaß Schönlein’s hat F. Klotzsch herausgegeben (Abh. K. Ak. d. Wiss., Berlin 1856). Einzelne Briefe aus Cap Palmas waren 1856 in den Proceedings der Londoner Geographischen Gesellschaft und im Aborigines Friend erschienen.

Mittheilungen der Familie. – Lebensskizze in den Arbeiten von Klotzsch und Gumprecht.