ADB:Müller, Joseph (Regierungs- und Schulrat in Kempten und Augsburg)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Müller, Joseph“ von Ludwig von Hörmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 637, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:M%C3%BCller,_Joseph_(Regierungs-_und_Schulrat_in_Kempten_und_Augsburg)&oldid=- (Version vom 17. Mai 2024, 20:04 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Müller, Johann Jakob
Band 22 (1885), S. 637 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand August 2014, suchen)
Joseph Müller in Wikidata
GND-Nummer 137827253
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|22|637|637|Müller, Joseph|Ludwig von Hörmann|ADB:Müller, Joseph (Regierungs- und Schulrat in Kempten und Augsburg)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=137827253}}    

Müller: Franz Joseph M., bairischer Schulrath, geb. in der damals fürstbischöflichen, nun bairischen Stadt Passau im J. 1779, verlor früh seinen Vater; sein Stiefvater brachte ihn zuerst in die Lehre eines Specereihändlers. Der talentvolle Knabe hielt es aber da nicht lange aus, erkrankte und durfte sich dann dem Studium widmen. Dieß geschah zuerst in Passau, dann in Salzburg, und mit sehr rühmlichen Resultaten. Von den damaligen Professoren der Universität Salzburg förderten ihn besonders Müller, der Professor der Geschichte; Stöger, der für Anthropologie und Logik, Vierthaler, der für Pädagogik, klassische Litteratur etc. – Der damals (1802) entstandene französische Krieg unterbrach zwar seine Studien, die ihm den Weg zum Lehramt bahnen sollten, doch konnte er sie bald wieder in Landshut fortsetzen. Ende des Jahres 1802 wurde M. zum Studienlehrer in Passau ernannt. Im gesammten Schul- und Erziehungswesen herrschte damals eine gewaltige Gährung, ein heißer Kampf zwischen dem alten und dem damals neuen Schulsysteme. Frei von Extremen suchte der mit dieser Krisis wol vertraute M., welcher durch das Vertrauen des bairischen Statthalters in Passau, Baron von Frauenberg 1806 Unterschulkommissär für Niederbaiern geworden war, vom Alten das Gute zu erhalten, Mangelhaftes zu bessern und das bewährte Neue mit Discretion zu benützen. Er besuchte in höherem Auftrage Pestalozzi und machte sich mit dessen Wirken und Lehren bekannt. Im J. 1807 verband er mit seiner bisherigen Stellung eine Professur am Lyceum zu Passau für Philosophie, Pädagogik, Aesthetik, lateinische und griechische Classiker und seine Vorträge verdienten und fanden großen Beifall. Einige Jahre später war M. als Regierungs- und Schulrath des Illerkreises (in Kempten) mit Eifer und glücklichen Resultaten besorgt für Beschaffung der nöthigen Schulhäuser, für Herstellung eine gleichheitlichen Schul- und Lehrplanes für die Volksschulen, für Bildung und Berufung der erforderlichen Schullehrer, für nöthige Aufsicht über dieselben, Einführung von Lehrer-Conferenzen (1811) etc. Für das Gymnasium Kempten und andere Secundär-Schulen that er sehr Vieles und Ersprießliches. In derselben Eigenschaft nach Augsburg versetzt (1817), wirkte M. auch da wieder für Lehrer und Schüler mit voller Kraft seines reichen Geistes und edlen Herzens, bis am 19. März 1827 ein Schlagfluß seinem thätigen und verdienstvollen Leben ein Ende machte – im Alter von 48 Jahren. Wie in Wort und That, so hat sich M. namentlich durch seine treffliche Schrift: Die Erziehung in Volksschulen, (II. Auflage 1823) um Hebung der Volksschulen und des Lehrerstandes sowie um Volks- und Landescultur hoch verdient gemacht. Von ihm konnte man sagen: „Er wußte klar, was er wollte, er wollte was er konnte, und erzielte so ohne viel Lärm sehr viel Gutes.“ Die meisten neueren Schulschriftsteller kennen und benützen obiges Werk, wenn auch ohne einzugestehen, wie viel sie M. verdanken. Der in geselligen Kreisen sehr beliebte, kenntnißreiche wackere Mann hinterließ seine Frau als Wittwe mit 10 Kindern, die alle ihrem Vater Ehre machen und gemacht haben.