ADB:Laves, Georg Ludwig Friedrich

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Laves, Georg Ludwig Friedrich“ von Johannes Heinrich Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 85, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Laves,_Georg_Ludwig_Friedrich&oldid=- (Version vom 30. April 2024, 19:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Laven, Philipp
Band 18 (1883), S. 85 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Georg Ludwig Friedrich Laves in der Wikipedia
Georg Ludwig Friedrich Laves in Wikidata
GND-Nummer 118726811
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|18|85|85|Laves, Georg Ludwig Friedrich|Johannes Heinrich Müller|ADB:Laves, Georg Ludwig Friedrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118726811}}    

Laves: Georg Ludwig Friedrich L., geb. zu Uslar am 17. Decbr. 1788, machte seine ersten Studien auf der Akademie der bildenden Künste zu Cassel und bei seinem Oheim Jussow, kurhessischem Oberbaudirector; 1807 bezog er die Universität Göttingen; seit 1809 unter westfälischer Herrschaft angestellt, erhielt er nach Wiederherstellung des Königreichs Hannover am 4. Mai 1814 die Stelle eines Hofbauverwalters und ging 1816 nach Italien, um dort seine baukünstlerischen Studien zu vollenden. Ein Plan von ihm zu einem Schlosse am Anfang der Herrenhäuser Allee bei Hannover kam nicht Ausführung, dagegen wurde ihm die von Jussow empfohlene Restauration des alten Residenzschlosses in der Stadt übertragen. Der Bau wurde 1817 begonnen, er vermittelte in sehr interessanter Weise die Verbindung der neuen und alten Theile, erhielt einen prachtvollen giebelbekrönten Porticus in den edeldurchgebildeten Formen des korinthischen Stils, löste überhaupt die Aufgabe, soweit es bedingende Verhältnisse gestatteten, in künstlerischer Weise, sie ist aber nicht vollendet worden. Nach dem Vorbilde der Triumphalsäulen des Trajan und Marc Aurel führte ferner L. 1825 bis 1832 die c. 160 Fuß hohe Waterloosäule zu Hannover aus; sodann 1842 bis 1847 in ausgezeichneter Weise das Mausoleum, welches der König Ernst August für sich und seine Gemahlin Friederike errichten ließ. In schon vorgerücktem Alter erhielt L. den Auftrag zum Entwurf und Bau des neuen königlichen Hoftheaters (1848–1852), das ungeachtet einzelner Mängel, die indessen nicht dem Baumeister allein zur Last zu legen sind, sowohl durch sein Aeußeres, als besonders durch seine Gesammtwirkung des Logenhauses zu den ansehnlichsten Schöpfungen dieser Art gehört. Für die Bedeutung als Constructeur spricht u. a. die unter dem Namen Laves’scher Balken bekannte Construction, wofür der Erfinder durch die Ernennung zum Ehrenmitglied der Royal institution of british architects und mehrere Orden ausgezeichnet wurde. Als ein Hauptverdienst, das sich L. um Hannover erworben hat, muß schließlich noch sein Plan des neuen Ernst-August-Stadttheiles und der Anschluß desselben an die alte Stadt hervorgehoben werden: mit der sehr gelungenen Lösung dieser Aufgabe hat Hannover erst den Charakter einer modernen Residenzstadt erhalten. L. starb als hannoverscher Oberhofbaudirector am 30. April 1864. Er gehörte zu den bedeutendsten Architekten seiner Zeit. „Selbstverständlich müssen zur richtigen Beurtheilung der genannten Werke und bei gerechter Abwägung der Verdienste des Meisters die Zeitumstände und die vorhandenen Hülfsmittel berücksichtigt werden; heute würde manches leicht sein, was damals zu den größten Schwierigkeiten gehörte und manches andere würde heute bei der fortgeschrittenen Kunstkenntniß und unseren abweichenden Ansprüchen anders als man damals wollte oder konnte, behandelt werden müssen. Durch die Casseler Schule, die sich aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts herleitet, und der ja auch Klenze seine erste Ausbildung verdankt, wurde Laves’ Kunstrichtung bestimmt. Großartige Gesammtwirkung und Ruhe bilden den Hauptcharakterzug seiner Werke, dies streift jedoch zuweilen an Monotonie und eine gewisse Kälte, die um so mehr hervortritt, als – vielleicht aus Mangel an Geldmitteln, jedoch wol auch aus Mangel inneren Bedürfnisses des Künstlers – die zur Belebung der klassischen Architektur nothwendige Skulptur fast gänzlich fehlt und somit ein Hauptkunstmittel zur Milderung der starren streng mathematischen Symmetrie und zur Vervollständigung des geistigen Ausdrucks unangewendet blieb“.

Vgl. H. Köhler, Nekrolog des O.-H.-D. Georg L., in der Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins für das Königreich Hannover, Bd. XII. Heft 4. Jahrg. 1866.