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Artikel „Catwalda“ von Felix Dahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 74–75, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Catwalda&oldid=- (Version vom 9. Mai 2024, 11:02 Uhr UTC)
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Catwalda, Edeling der Markomannen. Die Herrschaft, welche der Markomannenkönig Marbod (siehe den Artikel) in Böhmen aufgerichtet hatte, entfernte sich in vielen und wichtigen Beziehungen von dem Bilde des altgermanischen Königthums: wie die räumliche Ausdehnung seines Reiches, die halb gezwungene Unterordnung zahlreicher Völkerschaften, so war auch die straffere Regierungsgewalt, das starke stehende Heer, die den kaiserlichen Prätorianern nachgebildete Leibwache ungermanisch: romanischem Muster nachgestaltet war das imperatorische Auftreten dieses Regiments. Ohne Widerstand besonders des markomannischen Volksadels, der eifersüchtig die alte Freiheit wahrte, jenes System der Volksfreiheit, welches dem Uradel die reichsten Ehren sicherte, war die Aufrichtung dieses Königthums gewiß nicht erfolgt. Unter den edeln Markomannen, welche hiebei vor Marbod, wol geächtet, aus dem Lande wichen, war ein Jüngling Namens Catwalda: er hatte bei den Gothen lange Zeit als Flüchtling gelebt. [75] (Die Worte des Tacitus: „Erat inter Gothones nobilis juvenis nomine C. profugus olim vi Marobodui“ schließen die lange herrschende Annahme gothischer Abstammung bei ungezwungener Auffassung aus und das auslautende a der Mannsnamen begegnet nicht nur bei Gothen; z. B. Chariovalda, Rechila (Suevi), Nasua.) Als nun Marbods Macht durch den unglücklichen Kampf wider die Cherusker schwer erschüttert war, im J. 19 nach Christus, ergriff C. die Gelegenheit zur Rache und zur Heimkehr. Mit einer „starken Schaar“, d. h. wol einer durch Gothen und Cherusken vermehrten Gefolgschaft, brach er in das Reich des Marbod ein, gewann durch Bestechung die Großen und Vornehmen, so daß sie zu ihm abfielen und bemächtigte sich der Königsstadt und der daneben angelegten Burg Marbods, wo die alte hier aufgehäufte Beute der Sueven und viele römische Händler vorgefunden wurden. Marbod floh und fand zu Ravenna ein Asyl. Aber auch C. erfreute sich nicht lange seines Erfolges: es ist nicht klar, ob er einfach an Marbods Stelle hatte treten, welche Verfassungsänderung er hatte bewirken wollen. Bald nach seinem Siege wurde er durch die Macht der Hermunduren unter Führung des Vibilius vertrieben und fand, wie Marbod, Aufnahme bei den Römern: in Fréjus in der Provence. Seine und des Marbod Gefolgschaft wurde von den Römern aus dem Lande geführt, wo sie stets Unruhen und Parteiung zu schüren drohten, und jenseit der Donau zwischen den Flüssen Marus und Cusus, angesiedelt (unter einem König Vannius, quadischer Abstammung). – Aus diesen beiden Gefolgschaften das höchst zahlreiche Volk der Bajuwaren abzuleiten, wie man beharrlich versucht hat (Quitzmann, Aelteste Geschichte der Baiern, Braunschweig 1873, wo die älteren Schriften des Verfassers gleichen Inhalts angegeben sind), ist etymologisch und geschichtlich gleich unmöglich

Dahn, Könige der Germanen I. München 1861. Dudik, Geschichte Mährens I. S. 28 f.