Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Castorp, Heinrich“ von Wilhelm Mantels in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 69–70, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Castorp&oldid=- (Version vom 9. Mai 2024, 14:32 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Castor
Band 4 (1876), S. 69–70 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hinrich Castorp in der Wikipedia
Hinrich Castorp in Wikidata
GND-Nummer 138809305
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|4|69|70|Castorp, Heinrich|Wilhelm Mantels|ADB:Castorp}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138809305}}    

Castorp: Heinrich C. Drei Männer dieses Namens haben nach einander im Rathe der Stadt Lübeck gesessen: Vater, Sohn und Enkel. Der älteste H. C., seit 1452 Rathmann, 1463 Bürgermeister, stirbt 14. April 1488. Er wird als friedliebender kluger Stadtregent geschildert, welcher Tagfahrten dem Anbinden der Sturmfahne an die Stange vorzog und durch seine Vermittlungspolitik, gepaart mit rechtzeitiger Entschiedenheit, nach den heftigen Kämpfen des beginnenden 15. Jahrhunderts eine ruhige Entfaltung der Macht und Wohlhabenheit der Reichsstadt herbeiführte. Bei allen namhaften Verhandlungen jener Zeit, z. B. der Gesandtschaft nach Preußen zur Aussöhnung des Ordens mit Polen (1464), dem Utrechter Frieden (1474) u. a., wird H. C. genannt. Er befestigte die Stellung des Raths, dem er mehr und mehr im Patriciat und in der Geldaristokratie eine Stütze gab. Seinem Einflusse verdankte die adeliche Zirkelcompagnie ihre förmliche Bestätigung durch Kaiser Friedrich III. (1485). Er gründete die ähnlichen Gesellschaften der Greveraden- und der Kaufleute-Compagnie, deren noch nicht geschlechtsfähige, aber begüterte und wohlhabende Genossen allmählich in die Zirkler hineinwuchsen. Allen dreien gehörte H. C. als Mitglied an. Von den kirchlichen Stiftungen, welche den Glanz dieses Stadtadels zu mehren bestimmt waren, ist die genannteste die der Sängercapelle, eingerichtet für die Vervollständigung des Gottesdienstes zu Ehren der Jungfrau Maria in der ihr geweihten (Raths-)Kirche, aber mit besonderer Ausbildung der musikalischen Seite desselben in Gesang und Orgelbegleitung. Die Castorp werden vor Andern als bei der Sängercapelle betheiligt aufgeführt. – Der Enkel Hinrich (Rathmann 1530, † 1537) sollte sogar die Fortdauer dieser Stiftung auf die Neuzeit sichern helfen. Er ward dem Ausschusse beigegeben, welcher die evangelische Kirchenordnung für die Stadt mit Bugenhagen zu entwerfen hatte. Für die Besoldung der Lehrer an der neu zu errichtenden lateinischen Schule im Franciscanerkloster zu S. Catharinen bestimmte man die Einkünfte der Sängercapelle, wogegen der Cantor der Schule die Leitung und Ausbildung für den Kirchengesang übernahm. – Der mittlere H. C. (Rathmann 1500, † als Bürgermeister 1512) wird, wie sein Vater, in staatsmännischer Thätigkeit schon früh und neben diesem genannt. Er war desselben Begleiter nach Preußen [70] (1464) und verzeichnete damals die Verhandlungen, berichtete auch allerlei gleichzeitige Ereignisse. Ueber das aus diesen und ähnlichen Veranlassungen hervorgegangene chronikalische Werk, das Reimar Kock als eine seiner Quellen anführt, sind wir nur ungenügend unterrichtet. Schon R. K. schildert es als sehr abgängig im Aeußern: so wird es bald nachher der Vernichtung anheim gefallen sein.