Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Barth, Johann“ von Karl Friedrich Pfau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 46 (1902), S. 219–220, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Barth,_Johann&oldid=- (Version vom 9. Mai 2024, 16:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Barth, Franz Xaver
Nächster>>>
Barth, Marquard
Band 46 (1902), S. 219–220 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Mai 2015, suchen)
Johann August Barth in Wikidata
GND-Nummer 117750786
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|46|219|220|Barth, Johann|Karl Friedrich Pfau|ADB:Barth, Johann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117750786}}    

Barth: Johann August B., geboren 1765 in Königswarthe b. Bautzen, † 1818 in Breslau, hat sich ebenso als Buchdrucker wie als Buchhändler und Zeitungsverleger einen Namen gemacht. Er entfaltete in beiden Eigenschaften eine gleich rege und vielseitige Thätigkeit. Als Factor in die ehemals Baumann’sche, spätere Graß’sche Breslauer Stadtbuchdruckerei eingetreten, übernahm er bald nach dem Tode des Besitzers Karl Wilh. Graß das Geschäft und verheirathete sich mit dessen Tochter. Nach der Uebernahme firmirte er: „Graß, Barth & Comp. in Breslau“. In kurzer Zeit vergrößerte er die Officin, kaufte die katholische Universitätsdruckerei hinzu, errichtete eine Verlagshandlung, Schriftgießerei, Notendruckerei und führte später als Erster die Steindruckerei in Schlesien ein. – Schon früh hatte B. sich für das Buchdruckergewerbe interessirt; die Bautzener Buchdruckergesellen, welche zu jener Zeit noch, einem alten Zunftrechte entsprechend, den Degen trugen, haben ihm oft als Ideal vorgeschwebt. Er machte seine Lehrzeit in der Druckerei der Wittwe Scholz in Bautzen durch, ging dann auf die Wanderschaft und besuchte eine Anzahl bedeutender Druckorte, ferner Holland, England, Dänemark. Dann begab er sich 1797 nach Breslau, wo er in Kürze zur Selbständigkeit gelangte. Als Verleger führte ihn sein Unternehmungsgeist sehr bald auf eine sehr fruchtbare, damals viele Jahrzehnte lang unbearbeitete Richtung: er gründete eine vaterländische Wochenschrift, den „Breslauer Erzähler“, der sich vor allem mit der Verwerthung des eigenen Volksthums in Vergangenheit und Gegenwart befaßte. Nächstdem gründete B. die „Schlesische Gewerbs- und Handelszeitung“, mit der er indeß weniger Erfolg hatte, und eine „Alterthumszeitung“. Sein Verlag bestand hauptsächlich in einer reichen Auswahl von Schulbüchern sowie localgeschichtlichen Werken, darunter eine Geschichte Schlesiens, eine topographische Chronik von Breslau. Das Hauptwerk Joh. Aug. Barth’s aber, das seinem Namen auch heute noch in Fachkreisen eine wohlverdiente Berühmtheit verleiht, ist das „Pacis annis 1814 et 1815 foederatis armis restitutae monumentum“, ein polyglottes Prachtwerk in Großfolio mit feinstem Geschmack und vollendeter typographischer Kunst ausgeführt, das den jungen Frieden in 42 Gedichten, jedes in einer andern Sprache, feiert. Das Werk ist übrigens nicht in den Buchhandel gekommen, sondern nur an gekrönte Häupter, öffentliche Institute, einflußreiche Personen und Freunde Barth’s vertheilt worden. B. gehörte seiner Zeit zu den Berühmtheiten unter seinen Fachgenossen. Nicht wenig trug dazu seine Popularität bei, seine Biederkeit und Menschenfreundlichkeit. Eifrig thätig für das Gemeinwohl, rücksichtslos ehrlich und freimüthig in jener Zeit der Menschenfurcht, dabei überaus wohlthätig und uneigennützig, fand er allgemeine Liebe und Achtung. Nach der Leipziger Schlacht überwies er den Gesammtertrag der bei ihm gedruckten Proclamationen und Extrablätter den Verwundeten; zwei seiner Zöglinge rüstete er vollständig für den Krieg als Freiwillige aus, und das Dienstreglement für die Landwehr – 20 000 Exemplare à 10 Bogen – erbot er sich unentgeltlich zu drucken. Er starb allgemein betrauert und hinterließ neben seiner Adoptivtochter Johanna Christiane, als einzigen männlichen Erben seinen minderjährigen Sohn Stanislaus Hermann B. (geb. 1812, † 1862). Das umfangreiche Geschäft wurde einstweilen von Karl Sigismund Zäschmar (geb. 1776, † 1842) allein fortgeführt, dem Schwiegersohne des Verstorbenen und Schwager des Minderjährigen, der sich im J. 1817 mit der Adoptivtochter Johanna Christiane vermählt hatte und seit 1812 als Compagnon in die Firma eingetreten war. Zäschmar erweiterte das Geschäft durch Gründung der „Breslauer Zeitung“, die gegenwärtig zu den tonangebenden Organen des entschiedenen Liberalismus gehört; [220] er führte ferner (1831) als Erster in Schlesien die neuen Schnellpressen von König & Bauer in der Officin ein. Unterdessen war B. mündig geworden und hatte seine Ausbildung sowie seine Reisen im Ausland beendet. Ehrgeizig, rastlos thätig und von einem wirklich idealen Schaffensdrang erfüllt, vergrößerte er in kurzer Zeit das Geschäft bedeutend. Der Verlagsbestand erhielt in Berghaus’ großer Geographie mit Holzschnitten eine ansehnliche Erweiterung, außerdem vergrößerte er die Schriftgießerei und fügte derselben eine Abtheilung für Stereotypie hinzu und endlich errichtete er auch noch eine Sortimentsbuchhandlung. Leider hatten die großen etwas übereilten Umgestaltungen der Firma geschäftliche Krisen im Gefolge, und wenige Jahre nach dem Tode Zäschmar’s sah sich B. genöthigt, die Verlagsbuchhandlung an seinen Neffen Karl Zäschmar, das Sortiment an J. F. Ziegler zu verkaufen. 1855 übernahm der erstere auch noch den Verlag der „Breslauer Zeitung“. In der Folge ging dann der übrige, lediglich die Buch- und Steindruckerei umfassende Theil der Firma an W. Friedrich (geb. 1798) über, den Schwager Karl Zäschmar’s und einstigen Werkführer, späteren Pächter der Officin, der sie an seine Söhne vererbte. Die „Breslauer Zeitung“ dagegen wurde später Eigenthum der Firma E. Trewendt.