A. Schneider, Werdau, Mechanische Papierhülsen- und Spulenfabrik

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Titel: A. Schneider, Werdau, Mechanische Papierhülsen- und Spulenfabrik
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aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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A. Schneider, Werdau
Mechanische Papierhülsen- und Spulenfabrik.

Der Begründer und gegenwärtige Inhaber obiger Firma, Herr Ferdinand Schneider, war ursprünglich Angestellter in einer Spinnerei und hatte als solcher Gelegenheit, den großen Verbrauch von Papierhülsen für Kammgarn, Vigogne-, Streich- und Shoddy-Garne zu beobachten. Er erkannte, daß in demselben Maße, wie die billigen Garne den Welt-­Markt eroberten, auch der Bedarf an diesen, eine Arbeitsersparnis ermöglichenden Hülsen steigen mußte und beschloß, eine Fabrik zu begründen, die sich lediglich der Herstellung dieser Artikel widmete. Er begann das Unternehmen im Jahre 1868 unter den bescheidensten Verhältnissen und arbeitete anfänglich nur mit Handmaschinen. Indes die Nachfrage nach den Erzeugnissen des jungen Etablissements steigerte sich gleich in der ersten Zeit derart, daß die Zahl dieser Maschinen schon kurz nach Beginn der Fabrikation vermehrt werden und auch in der Folge ständig Zuwachs erhalten mußte. Bereits im Jahre 1872 sah sich Herr F. Schneider, um den an ihn herantretenden Ansprüchen gerecht zu werden, veranlaßt, eine Filiale seines Betriebes in der Königl. Landesgefangenenanstalt zu Zwickau zu errichten, durch welche es ihm möglich wurde, der Konkurrenz, welche nicht mit Handbetrieb arbeitete, Stand zu halten.

Nachdem auf dieser im Verhältnis zu heute immerhin bescheidenen Basis das Geschäft bereits blühend und lukrativ geworden war, wurde 1876 ein weiterer Schritt vorwärts gethan, indem eine Dampfmaschine von vier Pferdekräften und die ersten patentierten mechanischen Maschinen aufgestellt wurden; dabei ging der bisherige Betrieb mit Handmaschinen unverändert weiter. Drei Jahre später machte sich eine Vergrößerung der Fabrikanlagen nötig, denn der Hülsenverbrauch, besonders in Vigognespinnereien, wurde immer bedeutender und Aufträge aus Belgien, Rußland und England liefen ein. So wurde denn das jetzige Fabrikgrundstück angekauft, welches im Laufe der Zeit noch verschiedene Vergrößerungen und bauliche Veränderungen erfuhr.

Mehrfache Übelstände, die sich bei den fabrizierten Hülsen herausgestellt hatten, veranlaßten die Geschäftsleitung endlich, im Jahre 1892, verschiedene maschinelle Erfindungen eines Franzosen käuflich zu erwerben, patentieren zu lassen und für sich zu verwerten.

Zur Zeit stehen der Firma 50 Maschinen modernster Konstruktion zur Verfügung, welche von einer 30-pferdigen Dampfmaschine in Betrieb gesetzt werden. Während im Anfange das Geschäft täglich 40 000 Hülsen fabrizierte, beträgt heute seine Tagesproduktion 1 200 000 Hülsen und Spulen. Dieselben werden, je nach Bedarf, aus den verschiedensten Papier- und Pappsorten und in den mannigfaltigsten Farben – auf Wunsch auch lichtecht – hergestellt. Dabei ist aus dem kleinen Unternehmen, das mit so bescheidenen Mitteln ins Leben gerufen wurde, eine Fabrik entstanden, die in ihrer Branche zu den leistungsfähigsten Firmen Deutschlands zählt, ein bedeutendes Platzgeschäft unterhält und außerdem ihre Erzeugnisse im übrigen Deutschland und England absetzt. Wohl ist es dem Geschäfte nicht erspart geblieben, von den großen Krisen der Handelswelt – so unter anderem von der Bankkatastrophe der 80er Jahre und der Zollpolitik Rußlands 1885/86 – in Mitleidenschaft gezogen zu werden, andererseits ist ihm aber auch Gelegenheit geboten worden, von dem allgemeinen Aufschwung der Textilbranche der Jahre 1870 und 1871 Nutzen zu ziehen.