Zedler:Roxelana, oder Roxolane

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Roxemburgh

Band: 32 (1742), Spalte: 1364–1365. (Scan)

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Roxelana, oder Roxolane, eine Sultanin, des Türckischen Kaysers Solymanns des prächtigen Gemahlin, war ein Weib von einem sehr frechen Gemüthe, und hohen Sinne. Der Ehrgeitz verleitete sie, die gröste Gewaltthätigkeiten zu begehen. Solymann hatte einen Sohn, mit Namen Mustapha, welcher der älteste war; sie aber war Selims II, Bajazets, und noch 2 anderer Söhne, war auch Camenens, so des Rustean, eines Groß-Veziers, Gemahlin wurde, Mutter. Ihre meiste Bemühung gieng dahin, daß sie ihre Kinder auf den Thron erheben, auch sich selbst zur ordentlichen Gemahlin des Sultans machen wolte, da sonsten [1365] die Sultaninen bekannter massen nur Sclavinnen und Concubinen der Türckischen Kayser sind, seit dem Schimpf, so Bajazer an seiner rechten Gemahlin vom Tamerlan wiederfahren. Zu solchem Ende gab sie vor, daß sie ein heftiges Verlangen hätte, eine Moschee, und ein Hospital für die Fremden zu erbauen. Solymann, welcher sie sehr liebte, und auch in seiner Religion eyfrig war, willigte leicht darein. Hernach berathschlagete sie sich mit dem Muffti wegen dieses Vorhabens, welcher auf ihr Anstifften dem Sultan zur Antwort gab, daß zwar dasselbe heilig wäre; allein diese gute Wercke könnten der Roxolane zu ihrer Seelen Seligkeit nichts nützen, weil sie eine Sclavin wäre, und kein eigen Vermögen hätte. Hierauf stellete sich die listige Sultanin überaus melancholisch an, welches Solymannen dahin bewog, daß er sie frey machte. Als er aber nachgehends kam, sie gewöhnlicher massen zu besuchen, wolte sie ihm keine Beywohnung verstatten, unter dem Vorgeben, sie wäre nun ihm zu nichts verbunden, und könnte ihm ohne Sünde nicht beywohnen, wo nicht ein neues Band sie beyde zusammen verknüpffte. So gab auch der Muffti, der mit ihr einerley Anschläge hatte, demselbigen zu verstehen, daß er mit einer freyen Weibsperson ohne Sünde nichts zu thun haben könnte. Als nun eben hierdurch die listige Roxolane dieses Herrn Gemahlin worden, wuste sie ihre Sachen so wohl zu karten, daß sie 1553 Mustaphen aus dem Wege räumte. Nachgehends empörte sich Bajazer, ihr zweyter Sohn, wider den Sultan, da sie aber bald Mittel fand, ihn wiederum bey dem Vater auszusöhnen. Sie starb 1561, nachdem sie 1546 zu des Groß-Veziers Ibrahims Tode geholffen hatte, wie anderswo angemercket worden. Baudrier hist. des Turcs. Thuan. hist. l. 12.