Zedler:Nostradamus (Michael)

Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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NOSTRA DOMUS, Unser Haus und Amt

Band: 24 (1740), Spalte: 1385–1387. (Scan)

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Nostradamus (Michael) ein berühmter Medicus und Astrologus, war 1503 den 14 Decembr. zu St. Remi, einer kleinen Stadt in der Provence, oder, wie andere wollen, zu Salon aus einem Adelichen Geschlecht gebohren. Sein Vater war ein Notarius, sein Groß-Vater aber ein Medicus, der ihm auch von Jugend auf eine sonderbare Liebe zu den mathematischen Wissenschafften, und fürnemlich zur Astrologie beybrachte. Als er zu Avignon die schönen Wissenschafften und Philosophie studiret, gieng er nach Montpellier, die Artzney-Kunst daselbst zu erlernen, wurde aber 1525 durch die einreissende Pest gezwungen, den Ort zu verlassen, und begab sich nach Toulouse, und ferner nach Bourdeaux, worauf er 1529 wieder nach Montpellier kam, und mit dem Doctor-Titel beehret wurde. Hierauf ließ er sich erstlich zu Agen, hernach zu Marseille, und endlich 1544 zu Salon nieder, wobey er auch den beyden Städten Aix und Lyon in der Pestzeit auf ihr Verlangen grosse Dienste that, daher ihm nachgehends von der erstern eine Besoldung gereichet wurde. Bey seiner letztern Wiederkunfft aus Lyon verspürte er, daß die Hochachtung, welche man zu Salon ehemahls vor ihn gehabt, ungemein vermindert worden, und hielte sich deswegen [1386]sehr eingezogen, von welcher Zeit an er sich auch von der Astrologie so sehr einnehmen ließ, daß er nunmehro glaubte, er wäre wunderbarer Weise künfftige Dinge zu verkündigen erleuchtet worden. Er brachte also seine Grdancken, die er von allerhand bevorstehenden Sachen hatte, erstlich in sinnreiche Rätzel, nachgehends aber in lauter Strophen von 4 Versen, weil er glaubte, daß die Verse einer prophetischen Enthusiasterey weit anständiger, als die Rätzel seyn. Auf solche Art ließ er 1555 sieben dergleichen centurias propheticas, wie er sie nannte, zu Lyon drucken, welche er 1558 mit 3 andern centuriis vermehrte. Die Urtheile darüber waren unterschiedlich, indem ihn einige für einen einfältigen Phantasten, andere für einen Schwartzkünstler, und noch andere für einen wahrhafften Propheten hielten. Diese sehr unterschiedene Meynungen bewogen Heinrichen II, König von Franckreich, und dessen Gemahlin Catharinen von Medicis, daß sie den Verfasser selbst sehen wolten, welcher auch sogleich in Paris erschien, und daselbst nicht nur wohl aufgenommen, sondern auch mit 200 Gold-Cronen beschencket wurde. Aus eben diesen Ursachen ward ihm auch eine Reise nach Blois zu den Königlichen Printzen zu thun auferlegt, worauf er wieder nach Salon kehrte, von den dasigen Einwohnern aber eben so verächtlich, als zuvor gehalten wurde. Unterdessen fügte es sich, daß unterschiedene seiner Prophezeyungen, wo nicht gäntzlich eintraffen, doch wenigstens also konten ausgeleget werden, ins besondere, daß Heinrich II an einer Wunde starb, welches Nostradamus in der 35 Strophe der 1 Centurie verkündigt haben solte, welches alles seinen Ruhm dergestalt vermehrte, daß auch unterschiedene Printzen ihn in seinem Hause zu besuchen kein Bedencken trugen. König Carl IX ließ auch bey seiner Ankunfft zu Salon sein erstes seyn, den Nostradamum zu sich zu fordern, und bezeugte dabey öffentlich, daß Nostradami Feinde künfftighin, wie seine eigene, solten angesehen werden, gleichwie er ihn auch zu Bezeugung mehrerer Gnade nicht lang hernach zu seinem Leib-Medico ernennte. Es starb aber Nostradamus in dem folgenden Jahr, nemlich 1566 den 2 Junii, und wurde zu Salon bey den Barfüssern halb in die Kirche, und halb ausser derselbigen begraben, und zwar, weil man, wie Misson vermeynt, nicht gewiß war, ob er ein Prophet, oder vielmehr ein Zauberer gewesen. Sein Epitaphium ist auch noch daselbst zu sehen. Um eine Probe von seinen Prophezeyungen zu geben, so wird ins besondere angeführt, daß er lang zuvor verkündigt, wie der Königs-Mörder Heinrichs III, und der Scharfrichter des Montmorency heissen würden, welches auch gar eigentlich eingetroffen. Hingegen wird von Bayle angemerckt, daß er Kayser Maximilians II zweyen Söhnen, Rudolphen und Ernsten, jenem etliche Gemahlinnen, diesem aber die Erhebung zu Kron und Scepter prophezeyet, welches beydes nicht erfüllet worden. Stephan Jodellus machte auf Nostradamum nachfolgendes Distichon:

Nostra damus, cum falsa damus, nam fallelere nostrum est.
Et cum verba damus, nil nisi nostra 'damus.

[1387]Sonsten hat man auch von ihm traité des Fardemens & des Senteurs, welchen Jeremias Martius ins Deutsche übersetzt, Augspurg 1572 in 8. livre de singulieres receptes pour entretenir la fanté du corps; traduction françoise de la paraphrase de Galien, u.a.m. welche Wercke insgesamt sein im nächst vorherstehenden Artickel gedachter ältester Sohn Cäsar, nebst dessen Leben, welches auch von Peter Joseph, oder vielmehr Herr von Haitze 1712 zu Aix besonders heraus gegeben worden, ans Licht gestellet. La Croix du Maine. du Verdier Vauprivas. Naudäus apol. des homm. accus. de Magie. Petit. de Sibylla l. 5. c. 9. Bayle contin. des pensées div. t. I. §. 41. Clerc. bibl. univ. t. 2. Misson voyage d' Italie t. 2. Le Long bibl. Memoir. de l' Etoile t. 2. Mezeray hist. t. 3. A. 1574. Beuche hist. de Prov. l. 10. &c. Bierling de Pyrrhonismo historico p. 180 u. ff. Sincerus von alten und raren Büchern VI. St. p. 321 u. ff.