Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Vorrede Band 19

Band: 19 (1739), Spalte: . (Scan)

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[WS: aus der Vorrede zum 19. Band extrahierter Artikel]

[9] Manyocki, eine alte adeliche Familie, welche bey den vorigen Ungarischen Königen in grossem Ansehen gewesen ist. Einer aus derselben hat im Jahr 1526. in der berühmten Schlacht bey Mohatz, in welcher der Kern des [10] Ungarischen Adels umgekommen, und der König Ludwig der jüngere selbst in einem Moraste elendiglich ersticket ist, zugleich mit sein Leben verlohren.

Adam von Manyocki ward gebohren im Jahr 1674. auf dem Lande zu Szokolya, etliche Meilen von Comorrn. Als im Jahr 1685. fast gantz Ungarn wegen des damaligen Krieges voller Unruhe war, und ein ieder das Seinige in Sicherheit zu bringen suchte, sahe auch sein Vater sich genöthiget, sich mit seiner Familie zu seinen Freunden nach Comorrn zu flüchten. Hier wurde sein Vater, durch Vermittelung des Ober-Feld-Predigers von denen Lüneburgischen Trouppen, mit welchem er noch in Engelland vertrauliche Freundschafft gepflogen hatte, mit dem General-Auditeur von gemeldeten Trouppen, D. Dölfern, bekannt, welcher sich gegen den alten Manyocki erboth, seinen Sohn an Kindes statt, da er selbst keine Kinder hätte, an- und mit sich nach Deutschland zu nehmen. Der junge Manyocki, der damals nur 11. Jahr alt war, wurde also dem D. Dölfern mit dem Bedinge übergeben, daß er ihn solte studiren lassen, welches der letztere auch auf sein Gewissen versprach. Allein nachdem sie beyde in Zelle angelanget waren, gedachte der neue Pflege-Vater des Manyocki an nichts weniger, als an die Erfüllung seines Versprechens. Da ihm aber, nach Verfliessung einiger Monate, von dem alten Manyocki in Briefen das Gewissen gerühret worden war, entschlosse er sich endlich, den jungen Manyocki eine ehrliche Profeßion lernen, nicht aber studiren zu lassen, weil er glaubete, daß das letztere ihm zu kostbar fallen dürffte.

Manyocki hatte von Kindheit an grosse Neigung zum Mahlen von sich spühren lassen, indem er iederzeit was er nur gesehen, nachzuzeichnen pflegte. Deswegen er so gleich der Lehre eines der besten Mahler in Zelle anvertrauet ward, der, als er seines zukünfftigen Lehrlings vorige Zeichnungen sahe, sich sehr verwunderte, daß derselbe ohne die geringste Anleitung bereits so weit gekommen war. Jedoch diese Unterrichtung dauerte nur drey Monat, als nach deren Verfliessung Manyocki seinen Zeichen-Meister durch den Tod verlohr, und abermal ohne weitern Unterricht beynahe 4. Jahre zubringen muste; gleichwol aber trieb ihn die grosse Lust zu dieser Kunst an, unaufhörlich Portraits, Landschafften und allerley Sachen zu mahlen, ob er gleich die Farben weder kannte, noch zu nennen wuste, auch Zeit seiner Tage miemals iemanden mahlen gesehen hatte.

Endlich kam ein sehr guter Portrait-Mahler, Namens Scheitz, der nachgehends Churfürstl. Hannöverischer Hof-Mahler geworden ist, nach Zelle, mit welchem obgedachter General-Auditeur gleichfalls einig ward, daß er den jungen Manyocki unterrichten solte. Bey diesem legte er demnach die ersten Gründe, nemlich in Kennung und Vermischung derer Farben, auch wurde er zum copieren die wenige Zeit über, die er bey ihm war, angehalten. Denn sein Meister konnte in Zelle nicht längern Unterhalt finden, und ward nach 4. Monaten gezwungen, sein Glück anderweit zu suchen. Und so hatte denn des Manyocki Unterweisung abermals, und zwar gäntzlich, ein Ende.

Dieser wenigen Instruction ungeachtet unterstand er sich doch viele grosse Sachen zu copeien, worinnen er ziemlich glücklich war, und solchergestalt dem General-Auditeur verschiedene Zimmer auszierete. Das hauptsächlichste, was ihn zu diesem grossen Fleiß [11] anspornete, war, daß ihm der General-Auditeur zum öfftern versprach, ihn bey dem alten Hertzoge von Zelle bestens zu empfehlen. Jedoch dieses Versprechen ward nicht gehalten, unerachtet Manyocki seinem Patrone ein gantzes Jahr hindurch, in welchem er weder einen Schreiber, noch sonst einen Bedienten hatte, alles in allem seyn muste, bis er endlich durch sonderbare Fügung von ihm getrennet ward, und die neunjährigen so beschwerlichen Dienste so schlecht belohnet sahe.

Dennoch hat ihm die Göttliche Vorsehung wunderbarlich aus seiner Noth geholffen, da er nunmehr keine menschliche Hülffe wuste. Seine erste Reise war nemlich von Zelle nach Lüneburg, allwo er einem schlechten Mahler, mit Namen Glassen, der eben damals sein Meisterstücke verfertigte, selbiges, das sehr schlecht gerathen war, dergestalt verbesserte, daß der Glassen in die Zunfft würcklich aufgenommen ward, ob er wol anbey wegen der Verbesserung in Strafe verfiel, als die man zwar an dem Meisterstücke bemerckete, iedoch aber nicht wuste, wie es damit zugegangen war. Denn Manyocki hatte sich in Weibes-Kleidern zu dem Mahler in das Haus verfüget, das ihm zur Verfertigung des Meisterstückes, unter der Obsicht eines alten Mannes, war angewiesen worden. Von Lüneburg gieng er an den Mecklenburgischen, wie auch an den Hollsteinischen Hof, und an verschiedene andere Oerter.

Im Jahr 1703. kam er nach Berlin, allwo er in den Jahren 1706. und 1707. den damaligen Cron-Printzen und ietzigen König von Preussen, ingleichen alle Officiers von seinem Regimente abmahlete, und dadurch sich bey jenem in so besondere Gnade, als bey diesen in ausnehmende Hochachtung setzete. Wie er nun mit den Portraits der Officierer bald fertig war, nahm er keine weiter an, so sehr er auch von vielen Grossen darum ersuchet ward, aus der Ursache, weil er bereits zum andernmale der Schluß gefasset hatte, nach Engeland zu gehen. So feste nun auch der Vorsatz war, so wurde er doch bald auf andere Gedancken gebracht. Es befand sich damals die Fürstin Rakoczi, nebst dem Leib-Medico von dem Fürsten Rakoczi, in Berlin, und war letzterer eben Willens wieder zu seinem Fürsten nach Ungarn zurück zu kehren. Dieser beredete also den Manyocki, daß er seine vorhabende Reise nach Engeland mit der Reise in sein Vaterland zu seinen Eltern verwechselte.

Beyde reiseten mithin im Julio des 1707. Jahres nach Ungarn, und kamen im August gedachten Jahres zu dem Fürsten Rakoczi. Weil nun des Manyocki Bruder dem Fürsten als Capitain dienete, und ihm also die Manyockische Familie schon bekannt war; so warff der Fürst solche Gnade auf unsern Manyocki, daß er ihn zum Cammer-Juncker ernennete, und ihm eine austrägliche Besoldung nebst freyer Tafel, Unterhalt vor etliche Bediente, und Futter vor 6. 8. und mehr Pferde reichen ließ. Immittelst bat sich der Herr Cammer-Juncker von seinem Fürsten die Gnade aus, dessen Bildniß in Klein zu mahlen, welches so wohl gerathen, und so gnädig aufgenommen ward, daß er dagegen von dem Fürsten eine goldene Medaille mit dessen Bildniß erhielte. Hierüber verflossen beynahe 10. Monate, ehe Manyocki zu seinen Eltern kam, welchen er sich anfänglich nicht zu erkennen gab, und folglich dadurch bey der endlichen Entdeckung eine überaus grosse Freude erweckte. Es sind ihm in Ungarn währenden seines Aufenthalts daselbst unterschiedene Zufälle begegnet, da er in Leib- und Lebens-Gefahr gewesen.[12]

Gegen Ausgang des 1709. Jahres entschlosse sich der Fürst, ihn nebst dem bekannten, iedoch unglücklichen Clement in einer gewissen Commißion nach Berlin und Holland zu verschicken. Da er nun mit seinem Reise-Gesellen in Pohlen reisete, wolte ihn derslbe neben sich auf dem Wagen erschiessen, weil er etwas Geld bey ihm merckete: allein die Göttliche Vorsehung hat ihn von dieses Mörders Hand glücklich errettet. Uberhaupt war ihm die gantze Reise durch Pohlen ziemlich gefährlich; weil aber GOtt ihn allezeit dabey wunderlich beschützet, so setzte er die Reise nach Berlin und Holland fort. Inzwischen war der Fürst Rakoczi genöthiget worden, aus Ungarn zu flüchten, und hatte er sich zuletzt nach Dantzig begeben müssen, von dar aus er dem Manyocki die Ordre überschreiben ließ, zu ihm zu kommen.

Manyocki leistete diesem Befehle sofort Gehorsam, und verfügte sich gegen den Ausgang des 1712. Jahres nach Dantzig: weil er aber bey seiner Ankunfft sahe, daß des Fürsten Hofstatt ohnedem zahlreich genug sey, hielte er bey ihm um seine Dimißion und um so viel von dem bey ihm zu fordern habenden Gelde an, daß er nach Holland gehen könte, allwo ihn die Magnaten schon bey seiner vorigen Anwesenheit in hohen Werth gehalten hatten, nachdem er daselbst zum Zeitvertreib ein Portrait gemachet, welches von verschiedenen bewundert, und daher ihm alles zu zahlen versprochen worden, was er nur verlangete: so er aber damals wegen seiner aufhabenden Commißionen nicht eingehen wolte.

Der Fürst nun, der ihn nicht gern von sich lassen wolte, wandte hierauf allerley Schwierigkeiten vor, und sagte ihm zuletzt, daß, wenn er sich entschlüssen wolte zu mahlen, so wolte er ihn bey den Pohlnischen Magnaten allda schon bestens empfehlen. Er bequemte sich also, obwol ungern, zu Dantzig zu bleiben. Hier mahlte er unterschiedliche Pohlnische Magnaten und Frauens ab. Als im Jahr 1713. in Warschau der Reichs-Tag gehalten wurde, liessen in dieser Zeit Ihro Majestät, der höchstseligste König, die Pohlnischen Damen alle abmahlen. Bey dieser Gelegenheit wurde der Herr von Manyocki auch bey Ihro Majestät durch den Cron-Marschall, Graf Bilinsky, recommendiret, auch folgends nach Warschau zu kommen beruffen. Bey seiner Ankunfft muste er auf Befehl des Königes sie Damen zu mahlen anfangen, und nach Verfertigung derselben bekam er Ordre, nach Berlin zu gehen, und allda den gantzen Preußischen Hof zu mahlen, wie auch das Fürstl. Dessauische Haus, welche Portraits er im Jahr 1714. dem höchstseligsten Könige überlieferte. Hierauf wurden ihm 1000. Thaler jährliche Gnaden-Gelder von Sr. Königl. Majestät in Pohlen allergnädigst verwilligt, welche er auch noch bis anietzo zu geniessen hat.