Victor Emanuel II., König von Italien, gestorben am 9. Januar 1878

Textdaten
Autor: E. R. / unbekannt
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Titel: Der 9. Januar 1878. / Victor Emanuel, König von Italien.
Untertitel: Volksblatt. Eine Wochenzeitschrift mit Bildern. Jahrgang 1878, Nr. 4, S. 25–28
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Herausgeber: Dr. Christlieb Gotthold Hottinger
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Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Dr. Hottinger's Volksblatt
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Erscheinungsort: Straßburg
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Quelle: Scan auf Commons
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Victor Emanuel,
geboren den 14. März 1820, seit 23. März 1849 König von Sardinien, seit 17. März 1861 König von Italien, † 9. Januar 1878.

Der 9. Januar 1878.

„Rom′s König todt“ … den jüngst wir noch gesehen
In unsres Reiches Hauptstadt, Seit an Seite
Bei unserm theuern Heldenkaiser stehen,
Liegt still und kalt in seinem Todtenkleide.

„Rom′s König todt"… Auf hohem Quirinale
hat er Savoyen's Herrscherthron erbauet,
Nicht wie einst Cäsar mit dem blanken Stahle,
Nein, seines Volkes Lieb hat er vertrauet!

O Land Italien! Land der goldnen Sonne,
Die jede Blüthe weckt zu süßem Leben,
Dein todter König hat mit seinem Throne
Der Erdengüter höchstes dir gegeben.

Die Heimath gab er jedem deiner Söhne,
Der todesfroh dir Arm und Herz geweihet,
Ein einig Vaterland in Edens Schöne
Ist′s, was durch seine Hand dir Gott verleihet.

„Rom′s König todt!" – O klinge Todtenklage,
Bethaut den Lorbeer heiß mit Thränengüssen,
O weh der Stunde, weh dem Schmerzenstage,
Die seinem Volk den treusten Freund entrissen!     E. R.

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Victor Emanuel, König von Italien.

Welch’ ein mächtiges Land war Italien zur Zeit Christi! Fast die ganze damals bekannte Welt wurde von seinen Heeren der Herrschaft des römischen Kaisers unterworfen. Aber wenige Jahrhunderte später diente es zum Tummelplatze fremder Völker; Sittenverderbniß der Bewohner und innere Zwistigkeiten derselben schwächten seine Macht. Nach und nach entstanden dort einzelne kleine Staaten, deren Beherrscher vielfach entgegengesetzten Bestrebungen huldigten. Erst seit etwa zwei Jahrzehnten gelang es seinen Stämmen, sich enger aneinander anzuschließen, wieder ein Reich zu bilden, wenigstens dem Auslande gegenüber ein einig Volk von Brüdern zu werden. Was ist darum natürlicher, als daß die Italiener trauern, wenn der Fürst, dessen Name mit der staatlichen Wiederaufrichtung ihres Vaterlandes unlöslich verknüpft ist, seine Augen für diese Welt geschlossen hat? Auch den Angehörigen unseres Volkes geziemt es, dieses Königs mit herzlicher Theilnahme zu gedenken.

Victor Emanuel war als ältester Sohn des Königs Albert von Sardinien am 14. März 1820 geboren. 22 Jahre alt, vermählte er sich mit Adelheid, einer Tochter des Erzherzogs Rainer von Oesterreich. In den Jahren 1848 und 1849 stand er an der Seite seines Vaters, als dieser, im Einklang mit dem Wunsche vieler Vaterlandsfreunde, Italien von fremder Herrschaft zu befreien suchte. Es kam zum Kriege mit Oesterreich, in welchem Karl Albert unterlag. Victor Emanuel hatte sich darin durch persönliche Tapferkeit ausgezeichnet.

Es wird erzählt, daß ihm damals ein deutsches Buch das Leben gerettet habe. Er war mit der deutschen Sprache wohl vertraut und las gerne die Werke deutscher Dichter, besonders die Schiller’s. Dessen „Wilhelm Tell“ nahm er sogar mit in die Schlacht. Während derselben fühlte er plötzlich, daß er einen Schuß erhalten habe. Sein Waffenrock war auf der Brust zerfetzt, er selbst unversehrt. Der dicke Band von „Wilhelm Tell“ hatte die Kugel aufgefangen.

Karl Albert legte die Krone zu Gunsten Victor Emanuels nieder. Dieser trat die Regierung am 23. März 1849 an, schloß Frieden mit Oesterreich und arbeitete an der inneren Entwicklung seines Landes. Die Sardinier durften sich unter seiner Herrschaft einer freiheitlichen Entwicklung ihres Staatswesens erfreuen. Aufs Neue verfeindete er sich mit Oesterreich, das nicht nur zwei herrliche Länder, die Lombardei und Venetien, besaß, sondern auch auf die anderen Staaten der Halbinsel großen Einfluß ausübte. Mit Hilfe des Kaisers der Franzosen, Napoleons III., besiegte er seinen Gegner. In Sicilien in Unter-Italien kämpfte auf eigene Hand Garibaldi für ihn. Bald war der größte Theil Italiens zu Einem Reiche vereinigt; nur dem Papst Pius IX. blieb Rom mit seiner Umgebung, und die Oesterreicher behielten Venetien. Am 17. März 1861 nahm Victor Emanuel den Titel „König von Italien“ an.

Mit diesen großen Erfolgen war der Wunsch der Mehrzahl des Volkes immer noch nicht erfüllt; ganz Italien sollte Ein Reich werden. In Bezug auf Venetien erreichten die Italiener im Jahre 1866 was sie wollten; Victor Emanuel erklärte damals – mit Preußen gemeinsam – Oesterreich den Krieg, wurde zwar am 24. Juni mit seinem Heere bei Custozza geschlagen, verdankte jedoch den preußischen Siegen die Abtretung jenes schönen Landes. Auch den Rest des Kirchenstaates, welcher bis dahin von französischen Truppen geschützt worden war, vereinigte er im Oktober 1870 mit dem Königreiche. Rom wurde die Hauptstadt desselben. Damit sah Victor Emanuel, wie er selbst sagte, das Werk vollendet, dem er sein Leben gewidmet hatte.

Seine Handlungsweise wird sehr verschieden beurtheilt. Während ihn der Papst und ein großer Theil der Katholiken für einen Kirchenräuber hielten, haben ihn die Italiener, welche durch ihn den lang gehegten Wunsch der Einheit ihres Vaterlandes verwirklicht sahen, hoch gepriesen, eine Verherrlichung, wie sie auch das oben abgedruckte Gedicht ausspricht. Und daß jene die Einigung ihres Vaterlandes erstrebenden Italiener in der Mehrzahl waren, zeigte sich bei der Volksabstimmung, welche am 2. Oktober 1870 über die Frage veranstaltet wurde, ob sich Rom Italien anschließen wolle oder nicht. 133.681 Römer antworteten mit „Ja“, nur 1507 mit „Nein“ (im Ganzen waren 167.548 stimmberechtigt.)

Ueberhaupt suchte Victor Emanuel dem Wunsche der Mehrheit des Volkes möglichst Rechnung zu tragen, die Gesetze des Reiches treu zu halten und darnach seine Regierungshandlungen einzurichten; man hat ihn darum den „König Ehrenmann“ genannt. Seine persönlichen Neigungen wußte er zurücktreten zu lassen, wenn er sah, daß dies für sein Volk von Vortheil war. Obgleich er z. B. im Kriege von 1870/71 den Franzosen gerne zu Hilfe geeilt wäre, folgte er doch dem Rathe seiner Minister und ließ das Schwert in der Scheide.

Eine besondere Freude hatte er an der Jagd. Die dabei erforderliche Bewegung kam ihm bei seiner starken Körperbeschaffenheit gut zu Statten. Manches heitere Jägerstückchen wird von ihm erzählt, so z. B. das folgende:

Er schoß einmal in der Nähe von Rom auf einen Hasen, als gerade ein wohlbeleibter Bürger, der dort dem Jagdvergnügen huldigte, auf Lampe Feuer gab. „Mein Herr, den Hasen habe ich geschossen“, rief der König. “Gehen Sie doch; das könnte jeder Narr sagen“, schrie der andere. „Mir gehört er; ich nehme den Hasen.“ „Das möchte ich doch sehen!“ Der König ballte die Fäuste; aus seinen kleinen Augen sprühten Blitze, und es begann ein förmlicher Ringkampf, in welchem tüchtige Püffe austheilend und empfangend, der Eroberer beider Sicilien Sieger blieb. Der Bürger ergriff die Flucht, im Laufen dem von ihm nicht erkannten König alle möglichen Titulaturen an den Kopf werfend. Beim Südthore Roms befahl der König dem Wachtkommandanten, dem unterlegenen Bürger bis zu seiner Wohnung zu folgen und über ihn Bericht zu erstatten. Nach einer Stunde meldete der Offizier, der unbekannte Jäger sei ein ehrlicher Tischlermeister bei der Porta del Popolo. Auf Befehl des Königs ward er mittels eines Hofwagens in den Quirinal, den königlichen Palast, [27] gebracht. Der wackere Mann konnte sich nicht erklären, was der König eigentlich von ihm wolle, und beklommenen Herzens ließ er sich auf den Seidenpolstern nieder. Im Palaste angekommen, erkannte er zu seinem Schrecken in dem König seinen Gegner. „Meister Salvini“, sprach dieser zu dem an allen Gliedern Zitternden, „ich ließ Sie zu mir bitten, weil ich in dem Hasen fremde Schrotkörner gefunden. Wir beide sind im Recht. Wissen Sie was: Essen wir den Hasen miteinander!“ Und schon öffnete sich die Thüre des Speisezimmers, wo zwischen zwei Gedecken der streitige Hasenbraten dampfte.

Auf seinem häuslichen Leben liegt mancher tiefe Schatten. Er hat in seinen Sitten nicht immer die Würde gewahrt, welche besonders einen König ziert. Aus seiner ersten Ehe leben vier Kinder: 1) Klotilde, die Gemahlin des Prinzen Napoleon, des Vetters Napoleons III., 2) der jetzige König Humbert I., 3) Amadeus, welcher vom Dezbr. 1870 bis Februar 1873 König von Spanien war, 4) Maria Pia, Königin von Portugal. – Seine Gemahlin Adelheid starb am 20. Januar 1855. Eine zweite Ehe schloß er mit einer Frau von bürgerlicher Herkunft.

Seiner religiösen Ueberzeugung nach war er gläubiger Katholik. Als solcher ist er gestorben.

Seine Krankheit währte nur drei Tage. Ueber deren Verlauf wird Folgendes berichtet:

„Am Sonntag, den 6. Januar, Morgens, legte er sich nieder. Auf diesen Tag war im Quirinal ein großes Essen angesagt. Der König wollte, daß dasselbe nicht abbestellt werde und daß ihn der Kronprinz Humbert vertrete. Am Abend erkannten die Aerzte, daß sein Zustand sehr bedenklich sei. Schon am nächsten Tage begann man ein bösartiges Fieber zu befürchten und wurde von großer Unruhe ergriffen. Der König selbst war besorgt. Sein starkes Temperament machte sein Uebel noch ernster. Die Nacht von Montag auf Dienstag war eine sehr unruhige. Man wandte alle möglichen Mittel an, aber die Unregelmäßigkeit des Pulsschlages, die ernsteste der Krankheits-Erscheinungen, dauerte an. Der Kranke selbst behielt sein volles Bewußtsein. Der Dienstag war schlecht, und man fing an, ernstliche Besorgnisse wegen des Lebens des Königs zu haben. Man ließ den Prinzen Amadeus und einen andern nahen Verwandten kommen, auch benachrichtigte man den Prinzen Napoleon und die Königin Maria Pia von Portugal. Die Berichte über die Gesundheit des Königs wurden von zahlreichen Gruppen und an allen öffentlichen Orten erörtert. Der Pabst ließ sich am Nachmittag nach dem Befinden des Königs erkundigen. Des Abends zeigte sich in Folge starken Schweißes ein Frieselausschlag. Die Aerzte sollen dieses Anzeichen als günstig betrachtet haben, aber der Pulsschlag war immer gering, hart und unregelmäßig. Die Nacht war eine peinliche. Es fehlte dem Kranken an Luft, und er war genöthigt in seinem Bette eine sitzende Stellung einzunehmen. Am Mittwoch Morgen hatte man alle Hoffnung verloren, ihn zu retten, und man sah sich veranlaßt, dem Könige die Befürchtungen seiner Aerzte mitzutheilen. Er nahm die Mittheilung mit großer Ruhe auf und verlangte sofort einen Priester. Gegen Mittag erhielt er die letzte Oelung. Er ließ alsdann seinen ältesten Sohn Humbert und die Prinzessin Margaretha, dessen Gemahlin, zu sich kommen, welchen er einige Worte mit vollem, klarem Geiste sagen konnte. Die Aerzte bewahrten noch einen Schein von Hoffnung und glaubten, daß der äußerst starke Frieselausschlag die Lunge freimachen werde. Der König wollte noch die Personen seines Hauses sehen, um ihnen Lebewohl zu sagen. Einige Minuten später starb er an Erstickung. Die Nachricht von seinem Tode verbreite sich sofort und rief tiefe und allgemeine Trauer hervor. Um 4 Uhr waren alle Läden geschlossen und alle Straßen mit einer bestürzten Menge angefüllt, welche das große Ereigniß besprach. Einige Minuten nach dem Tode des Königs begrüßten die Minister, die Großwürdenträger, die Senatoren und Abgeordneten, welche in großer Menge nach dem Quirinal geeilt waren, den Prinzen Humbert als König von Italien.“

Am 17. Januar war das Leichenbegängniß. Die hauptsächlichsten Staaten Europas hatten dazu besondere Abgeordnete gesandt, so z. B. Frankreich den berühmten tapferen Marschall Canrobert und den Sohn des Präsidenten Mac Mahon, Oesterreich den Erzherzog Rainer; für Kaiser Wilhelm und das Deutsche Reich war der deutsche Kronprinz Friedrich Wilhelm eingetroffen, welcher mit dem König Humbert innig befreundet ist. Die Feierlichkeit selbst war eine sehr großartige. Augenzeugen schildern dieselbe wie folgt:

„Der Leichenzug verläßt den Palast des Quirinals. Der Weg vom Quirinal bis zum Pantheon ist mit Goldsand bestreut. (Pantheon, ein griechisches Wort, bedeutete im Alterthum einen allen Göttern geweihten Tempel; das in Rom erbaute Pantheon wurde schon frühe in eine christliche Kirche verwandelt.) Den ganzen Weg entlang bilden die Truppen Spalier. Alle Häuser sind schwarz beflaggt, alle Balkone schwarz verhangen. An den Fenstern und Balkonen drängt sich Kopf an Kopf; ganz Rom ist in Bewegung; ein nie gesehener Volksandrang füllt die Straßen. Der Leichenzug bewegt sich in majestätischer Ordnung den Hügel des Quirinals hinab. Selbst die Plattformen der Häuser sind von Zuschauern überfüllt. Alle Frauen tragen tiefe Trauer; über die Straßen sind Guirlanden gezogen. Die Stimmung ist tiefernst. Der Himmel hängt grau und bleischwer über der Stadt. Alle Geschäfte ruhen; alle Aemter sind geschlossen, nur das Telegraphenamt nicht. Vom Pincio und von der Engelsburg dröhnt Kanonendonner. Die Glocken sämmtlicher Kirchen Rom′s schweigen ausnahmslos, nur die Glocke vom Capitol schallt in langgezogenen Tönen über die Stadt hin. Der Anblick der tiefbewegten Menge auf der Piazza Popolo (einem öffentlichen Platz) ist ergreifend. Entblößten Hauptes, unter lautlosem Stillschweigen lassen die Volksmengen die Auffahrt der Leiche vor sich gehen. Das Gefolge entwickelt sich immer glanzvoller. Ueber 2000 Offiziere haben sich angeschlossen; Abordnungen aller Stände ziehen vorbei. Hunderte von Vereinsfahnen, mit Flor umhüllt und aus allen Städten Italiens, werden gesenkt vorübergetragen. Außer den Truppen und Behörden schätzt man die Zahl der in Folge Auftrags erschienenen Theilnehmer auf mehr als 25.000. Schlag 2 Uhr triff der Leichenzug ohne jeden Unfall und Störung im Pantheon ein.
Mit Mühe gelingt es, den königlichen Leichenwagen in nächster Nähe zu sehen. Vierzehn Priester schreiten vor demselben, neben ihm gehen die Minister; hundert Leibkürassiere zu Fuß in glänzender Galauniform geleiten den Leichenwagen, der von acht Rappen gezogen wird, die mit goldenem Geschirr überladen, mit riesigen schwarz-weißen Federbüschen geschmückt und mit einem bis zur Erde reichenden Schleier überhangen sind. Der Sarg steht frei auf dem [28] Wagen; auf dem Sarge ruht die goldene italienische Krone; es ist von dem Sarg selbst so gut wie nichts zu sehen; denn die seltensten, prachtvollsten Blumenkränze verdecken ihn gänzlich. Der deutsche Kronprinz, Prinz Amadeus, Erzherzog Rainer, der Kronprinz von Portugal und der Prinz Wilhelm von Baden sind bei einer Wendung des Zuges dicht vor den Leichenwagen gerathen und behalten bei dem Weitermarsch diesen Platz; sie tragen Generalsuniformen mit umflorten Epauletten. Die hohe schöne Gestalt des deutschen Kronprinzen, der um Kopfeslänge die meisten seiner Begleiter überragt, findet im Volke unverhohlene Bewunderung. In dem Augenblicke, da der Sarg von zwanzig Leibkürassieren vom Leichenwagen herabgehoben und in das Pantheon hineingetragen wird, bricht aus dem grauen, dichten Wolkenschleier plötzlich der prächtigste Sonnenschein hervor. In der Vorhalle des Pantheons machten sich in Folge dessen zauberhafte Lichtwirkungen geltend. Die zwischen den Säulen angebrachten Ampeln strahlen ein gedämpftes grünes Licht aus, während das Sonnenlicht goldig hineinfluthet. Im Innern des Pantheons herrscht ein geheimnißvolles Halbdunkel, welches die dort aufgestellten Leuchter und Ampeln mit ihrem Licht nur matt durchzittern. In der Vorhalle wurde die Leiche von dem gesammten Domkapitel des Pantheons empfangen. Der Eintritt war amtlich nur den Prinzen, 170 Generälen, den Parlamentsmitgliedern und den höchsten Würdenträgern gestattet. Der Gottesdienst beschränkte sich auf Abhaltung der Todtenmesse. Die Andacht währte im Ganzen zwanzig Minuten. Um 3 Uhr erfolgte die Auflösung des Leichenzuges. Jetzt ist das Pantheon dem Volke geöffnet; es herrscht ein namenloses Gedränge. Die berühmte „eiserne Krone“ ist rechts vom Sarge auf der oberen Stufe des Trauergerüstes niedergelegt.“
(In der „eisernen Krone“ befindet sich auf der Innenseite des Goldreifes ein schmaler eiserner Reif, der aus einem Nagel des Kreuzes Christi geschmiedet sein soll. Mit dieser Krone wurden früher die lombardischen Könige, später die meisten deutschen Kaiser gekrönt.)
„So majestätisch auch“, heißt es in einem anderen Berichte, „der Eindruck des Leichenzuges sein mochte, so war doch der Anblick der unzählbaren Menschenmenge fast noch überwältigender. Fast hätte man glauben sollen, daß alle Klassen der mannigfaltigen Gesellschaft Italiens sich die Parole gegeben hätten, mindestens durch eins ihrer Mitglieder hier vertreten zu sein. Und wie wogte es in diesem wellenbewegten Meere auf und ab, als dann endlich der Leichenzug sich nahte, als mit Einem Schlage Myriaden unbedeckter Häupter sich niederbeugten, als ganze Wolken dunkelfarbiger Immortellensträuße herniederregneten und dazwischen die dumpfen, verhaltenen Töne der Leichenmusik die Luft durchzitterten. Die rothe Gluth und der aufwirbelnde Rauch der Fackeln aber verliehen der ganzen Scene etwas eigenthümlich Geheimnißvolles und Abenteuerliches. So lange der Zug sich in dem gewöhnlichen Zeitmaße fortbewegte, war es nahezu unmöglich, seine Aufmerksamkeit an die Einzelnheiten zu fesseln. Höchstens, daß die Bahre des Königs selbst, die eiserne Krone der Lombarden, das schwarzbehängte Schlachtroß des Königs und die stummen und doch so beredten Banner hier und da ein Geflüster wachriefen. Im Ganzen aber herrschte lautlose Stille allenthalben, wo gerade der Sarg vorüberkam.“

Auch dadurch suchte das italienische Volk seinen König zu ehren, daß es kurz nach seinem Ableben eine Sammlung von Beiträgen zur Errichtung von Denkmälern für ihn einleitete.

Dauerhafter jedoch als Denkmäler aus Stein und Erz ist die Erinnerung, welche Mit- und Nachwelt ihm als Italiens erstem Könige bewahren werden.