Untersuchung über die Producte der trocknen Destillation des Tabacks, und die Beschaffenheit des Tabacksrauchs

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Autor: William Christopher Zeise
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Titel: Untersuchung über die Producte der trocknen Destillation des Tabacks, und die Beschaffenheit des Tabacksrauchs
Untertitel:
aus: Annalen der Physik und Chemie, Band LX
Herausgeber: Johann Christian Poggendorff
Auflage:
Entstehungsdatum: 1843
Erscheinungsdatum: 1843
Verlag: Johann Aambrosius Barth
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans auf Commons, Google
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[272]
V. Untersuchung über die Producte der trocknen Destillation des Tabacks und die Beschaffenheit des Tabacksrauchs;
von W. C. Zeise.
(Mitgetheilt vom Hrn. Verf. aus den Kongl. Danske Vidensk. Selsk. Skrifter. 1843.)


Der Taback verdient wegen des ausgebreiteten Genusses, den er findet, mehr als manche andere Pflanze eine gründliche chemische Untersuchung. Zwar haben wir einige Versuche theils über die chemischen Bestandtheile des Blattes im Allgemeinen (von Vauquelin, und später von Posselt und Reimann), theils und vornehmlich besondere Untersuchungen von Verschiedenen über die in demselben vorkommende eigenthümliche Base, das Nicotin; aber die ersten, die über die chemische Beschaffenheit im Allgemeinen, sind nur wenig lehrreich.

Ueber die Producte der trocknen Destillation des Tabacksblatts hat man eine Untersuchung von Unverdorben (Poggendorff’s Annalen, Bd. VIII S. 399), aber diese lehrt auch nicht viel, und, wie das Folgende zeigen wird, sind deren Resultate sehr unvollständig.

Die Benutzung von Brunner’s Aspirator bei verschiedenen Arbeiten führte mich auf den Gedanken, denselben als Tabacksraucher anzuwenden, dergestalt daß der Rauch zu einer näheren Untersuchung gesammelt werden konnte.

Ich habe dieß ganz einfach ausgeführt, indem ich den Aspirator mit einer Glasröhre verband, die zu einem Pfeifenkopf mit angezündetem Taback führte, so jedoch, daß der Rauch zu einigen Versuchen durch eine Auflösung von Kali, zu[WS 1] anderen durch verdünnte Schwefelsäure, und zu noch anderen durch eine lange, ziemlich [273] weite, mit Glasscherben gefüllte und beständig wohl abgekühlte Glasröhre geleitet wurde. Auf diese Weise, aber auch nur so, erhält man das Verdichtbare des Rauchs, wenn man es nicht von einer Flüssigkeit eingesogen haben will, bequem zurückgehalten. Das Verdichtbare setzt sich dann in Menge als eine braune theerartige Masse auf und zwischen den Glasscherben ab.

Obschon ich auf diese Weise die beim gewöhnlichen Tabackrauchen vorkommenden Producte in hinlänglicher Menge erhielt, so versteht es sich doch leicht, daß man die, welche bei einer ordentlichen trocknen Destillation entstehen, noch reichlicher erhalten kann. In Betracht, daß diese im Wesentlichen einerlei seyn müssen mit denen des gewöhnlichen Rauchens, da bei diesem der verbrennende Taback beständig die Zerstörung eines anderen Theils Taback bewirken muß, die der bei der gewöhnlichen trocknen Destillation gleich ist, habe ich auch, und vornehmlich mit den Producten der trocknen Destillation des Tabacks, Versuche angestellt.

Um diese in erklecklicher Menge zu erhalten, habe ich die Arbeit mit mehren Pfunden Taback auf einmal in den bekannten Eisenflaschen zu Quecksilber vorgenommen, und dabei die Verdichtung der flüchtigen Producte durch eine gute Kühlvorrichtung befördert; doch verband ich die tubulirte Vorlage noch mit einer Glasröhre, enthaltend Glasscherben, in welchem sich, ungeachtet der sehr wohl angewandten Abkühlung des Kühlapparats, noch eine nicht unbedeutende Masse jenes theerartigen Stoffes sammelte.

Bei der trocknen Destillation erhält man, wenn man die Hitze bis zum Glühen des Rückstands steigert, außer einer großen Menge der gewöhnlichen eigentlichen Luftarten, ein Destillat, bestehend aus einer röthlichbraunen wäßrigen Flüssigkeit und einer schwarzbraunen theerartigen oder vielleicht richtiger fettartigen Masse. Unterwirft man diese, abfiltrirt von der wäßrigen Flüssigkeit, einer [274] Destillation unter Zusatz von wenig Wasser, so geht in gerade nicht geringer Menge ein hellgelbes Oel über, das auf dem mit übergegangenen Wasser schwimmt, stark und eigenthümlich riecht. Das mit übergegangene Wasser ist reich an Ammoniak in Verbindung mit Kohlensäure und einer anderen Säure.

Destillirt man hierauf den Rückstand jener Destillation abermals mit Zusatz von verdünnter Schwefelsäure, so erhält man Etwas eines anderen dunkelbraunen Oels, das ebenfalls leichter als Wasser ist, aber ganz anders und unangenehmer riecht, und das nun mit übergegangene Wasser ist sauer.

Der Rückstand ist nun eine schwarze, spröde, harzige Masse, welche im fein geriebenen Zustande mit heißem Wasser behandelt, so lange als dieses noch sauer wird und eine bräunliche Farbe annimmt, und darauf getrocknet, bei der Behandlung mit Alkohol eine stark gefärbte dunkelbraune Lösung giebt, jedoch einen großen Theil eines schwarzbraunen, in Alkohol unlöslichen Stoffs hinterläßt. – Das mit Alkohol Ausgezogene giebt nach Verdunstung des Alkohols eine braune Masse, die bei einer Wärme unterhalb der, welche eine sichtliche Zerstörung herbeiführt, nicht in einen spröden Zustand versetzt werden kann, sondern stets pechartig bleibt, und wahrscheinlich eine Verbindung ist von einem harzigen und einem schwer verdampfbaren öligen Stoff, mittelst dessen der erstere vielleicht in Alkohol löslich ist.

Aus dem nach der Behandlung mit Alkohol getrockneten Rückstand zieht Aceton eine große Menge, und giebt damit gleichfalls eine dunkelbraune Lösung, welche jedoch, nach einiger Eindampfung, einen in Aceton schwer auflöslichen Stoff absetzt; dieser ist zuerst braun, aber nach wiederholter Auflösung in kleinen Prismen heißen Acetons wird er bei Abkühlung grau und von fettartiger Beschaffenheit erhalten. Noch leichter erhält man denselben Stoff beim Kochen jenes Rückstandes mit Aceton [275] und Erkaltenlassen der heiß filtrirten Auflösung. Im Zustande der Reinheit, in welchem er am leichtesten erhalten wird, wenn man ihn zuletzt in heißem Aether löst und die Lösung erkalten läßt, verhält er sich wie Paraffin. – Das Braune, welches den größeren Theil ausmacht, ist wahrscheinlich ein Gemenge von mehr oder weniger verschiedenen, aber doch nahe verwandten harzigen Stoffen.

Ein merkenswerthes Verhalten dieses harzigen, mit Aceton behandelten und darauf durch Erwärmung getrockneten Rückstandes ist die außerordentliche Heftigkeit, mit welcher concentrirte Salpetersäure darauf einwirkt. Kurz nachdem man ein wenig von ihr hinzugesetzt hat, tritt eine besonders lebhafte Verbrennung überall in der Masse ein. Diese enthält Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff; da sie indeß sicher ein gemengter Stoff ist, habe ich nicht die Zeit darauf verwenden mögen, sie quantitativ zu analysiren. Bemerkenswerth ist übrigens, daß sie weder mit braunem Bleioxyd, noch mit Chromsäure eine etwas heftige Wirkung giebt. Nach Verbrennung mit Salpetersäure bleibt eine graubraune zähe Masse zurück.

Der wäßrige Theil des ursprünglichen Destillats vom Taback, das nach dem Filtriren ziemlich klar und von röthlichbrauner Farbe ist, giebt bei der Destillation für sich nur wenig eines Oels, das von gleicher Beschaffenheit wie das ersterwähnte ist. Setzt man darauf die Destillation fort, unter Zusatz von verdünnter Schwefelsäure, so erhält man ein bloß wäßriges, stark saures Destillat. Diese Flüssigkeit ist, wie ich gefunden habe, – merkwürdig genug – im Wesentlichen nichts als eine Lösung von Buttersäure.

Der Geruch, der bekanntlich so ausgezeichnet bei dieser Säure ist, verräth sie hier nicht sogleich; denn er ist in der verdünnten Lösung zu sehr durch den Geruch einer Spur von eingemengtem Oel versteckt; auch war [276] es nur eine nähere Untersuchung, durch welche ich sie hier auffand.

Als ich nämlich jenes Destillat mit ätzendem Kali neutralisirt und die Lösung eingetrocknet hatte, erhielt ich, bei Behandlung der eingetrockneten Masse mit Alkohol, den größten Theil wieder aufgelöst; und als ich diese Lösung wieder eintrocknete, erhielt ich ein Salz, welches mit Phosphorsäure deutlich den Geruch nach Buttersäure gab. Bei Erwärmung unter Zusatz dieser Säure erhielt ich Buttersäure in ihrer ölartigen Beschaffenheit ausgeschieden, und bei Destillation des Salzes mit Phosphorsäure ging Buttersäure über, theils ölartig, theils als gesättigte wäßrige Auflösung.

Ich neutralisirte nun dieß letzte Destillat, und besonders eine neue Portion des ursprünglichen sauren Destillats, erhalten durch Destillation des rohen wäßrigen Products, mit Baryt. Durch gehörige Eindampfung erhielt ich von beiden Portionen ein krystallisirtes Salz, welches sich in jeder Beziehung als buttersauren Baryt verhielt, namentlich durch die diesem Salze eigenthümliche Bewegung auf der Oberfläche von Wasser, in welchem es aufgelöst wird.

Die wäßrige alkalische Flüssigkeit, welche mit dem bei Destillation der fettartigen Masse auftretenden Oel in bedeutender Menge übergeht, so wie diejenige, welche mit der weit geringeren Menge Oel bei der Destillation des rohen wäßrigen Destillats übergeht, enthält außer Kohlensäure, auch buttersaures Ammoniak; auch ist, wie leicht vorauszusehen, in der wäßrigen Flüssigkeit welche man durch fortgesetzte Destillation des Rückstands von der fettartigen Masse mit Schwefelsäure bekommt, Buttersäure enthalten.

So weit mir bekannt, ist das Angeführte der erste eigentliche Beweis von der Bildung von Buttersäure bei der Zerstörung der Körper durch Wärme. Möglicherweise wird man sie später als Theil der trocknen Destillation mehrer Körper finden.

[277] Diese Thatsache ist überdieß merkwürdig durch den Umstand, daß der Taback die Buttersäure in bedeutender Menge liefert.

Ich muß zunächst eine Reaction der Buttersäure anführen, die weder von Chevreul noch von Anderen deutlich erwähnt worden ist, ein Umstand, der mich anfangs fast irre geleitet hätte, der nämlich, daß die buttersauren Salze mit Kupferchlorid[WS 2], bei Anwendung einer nicht sehr verdünnten Lösung, einen grünen Niederschlag geben.

Da sich dieses Verhalten bei den Salzen der auf angeführte Weise erhaltenen Säure zeigte, so untersuchte ich es bei buttersauren Salzen, die von mir selbst auf die wohl bekannte gewöhnliche Weise bereitet worden, und fand es dabei ganz eben so.

Dasselbe gilt von dem Verhalten mit basisch essigsaurem Bleioxyd und salpetersaurem Silberoxyd, mit denen die Salze sowohl der Säure vom Taback als der aus der Butter reichliche weiße Niederschläge gaben.

Nur beim Silberniederschlag ist zu bemerken, daß der mit den Salzen der Säure vom Taback beim Erhitzen in der Flüssigkeit dunkel wurde, jedoch bei Portionen von verschiedenen Präparaten ungleich stark. Vielleicht hat dieß seinen Grund in der Gegenwart einer Spur von Ameisensäure oder einem anderen Stoff in veränderlicher Menge; allein ich fand dieß Verhalten auch bei einer Portion Buttersäure, erhalten aus Butter durch Zersetzung der Butterseife mittelst Schwefelsäure. Auch mit salpetersaurem Quecksilberoxydul geben die Salze sowohl der Säure aus Butter als der vom Taback einen reichlichen weißen Niederschlag.

Die bei der trocknen Destillation auftretenden Oele, die sogenannten Brandöle, sind noch im Allgemeinen nur oberflächlich bekannt; denn nur von sehr wenigen kennt man quantitativ die Elementar-Zusammensetzung. Das Brandöl des Tabacks suchte Unverdorben nicht in hinreichend reinem Zustand zu erhallen, und unter keinem [278] der von ihm beschriebenen Tabacksproducte kann ich das von mir im Zustand der Reinheit erhaltene Oel wieder erkennen.

Das bei der Destillation der fettartigen Masse mit Wasser erhaltene Oel habe ich gereinigt, erstlich durch gehöriges Schütteln mit mehren Portionen Wasser, dann durch Stehenlassen über Chlorcalcium zur Abscheidung des Wassers, und darauf durch Filtriren und zweimaliges Rectificiren. Bei der Rectification blieb stets etwas einer braunen theerartigen Masse zurück, jedoch bei der zweiten Rectification nur sehr wenig; aber dieß gehört doch zu den Oelen, die für sich nicht ganz unverändert überdestillirt werden können. Zur Untersuchung wählte ich die bei der Rectification erhaltene erste Hälfte.

Sogleich nach der Destillation hat es nur eine sehr blaßgelbliche Farbe, und eigentlich scheint es farblos überzugehen; aber beim Stehen, selbst in wohl zugepfropften Flaschen, nimmt es doch, wahrscheinlich durch Zutritt von Luft, eine bräunliche und nach ein Paar Tagen sogar eine braune Farbe an. Es erhält sich vollkommen durchsichtig. Sein spec. Gewicht ist 0,870. Der Siedpunkt ist ungefähr bei 195°. Es kann ziemlich leicht angezündet werden, und verbrennt mit einer stark leuchtenden, aber dabei auch stark rußenden Flamme. Wasser löst so gut wie nichts davon auf, Alkohol und Aether lösen es in jedem Verhältniß. Gegen Probefarben ist es vollkommen indifferent. Jod löst sich darin ruhig mit brauner Farbe. Es saugt trocknes Salzsäuregas ein, aber nicht in großer Menge, wird dabei etwas dickflüssig und lebhaft bräunlichroth; bei Zutritt von Ammoniak nimmt es wieder die blaßgelbe Farbe an.

Eine Elementar-Analyse dieses Oels hat gelehrt, daß es sich wie ein ziemlich reiner Stoff verhält, was nicht häufig ist bei dergleichen Körpern, die so oft Verbindungen von nahe verwandten Stoffen sind, die gewöhnlich gesondert erhalten werden.

[279] Da dieses Oel einerseits nicht zu den sehr flüchtigen Stoffen gehört, und deßhalb recht gut auf gewöhnliche Weise ohne merklichen Verlust abgewogen werden kann, andererseits in höherer Temperatur nicht ganz unverändert verdampft, und deßhalb bei einer Analyse nicht auf gewöhnliche Weise in einer kleinen Glaskugel behandelt werden kann, weil diese inwendig mit einer unverbrannten harzigen Haut überzogen werden würde, so wählte ich zur Analyse folgenden Weg. Ich bestimmte das Gewicht einer kleinen Portion Oel in einer Flasche mit darin gesetzten spitzen Trichter, tröpfelte darauf Oel aus der Flasche in die mit einem Gemenge von geglühtem Kupferoxyd und chromsaurem Bleioxyd ungefähr halb gefüllte Verbrennungsröhre und wägte dann wiederum die Flasche mit dem Trichter, wodurch ich also mit voller Genauigkeit eine bestimmte Menge Oel zur Verbrennung erhielt. Die darauf mit geglühtem Oxyd gefüllte Röhre ward nun auf gewöhnliche Weise mit dem Wassersammler und Kohlensäuresammler verbunden, und die Verbrennung dann wie gewöhnlich ausgeführt.

0,594 Grm. Oel gaben 1,552 Kohlensäure und 0,6425 Grm. Wasser. Auf 100 Oel beträgt dieß 71,255 Kohlenstoff und 12,012 Wasserstoff, folglich 16,733 Sauerstoff. Bei einem anderen Versuch mit 0,396 Grm. Oel erhielt ich hiemit übereinstimmende Resultate.

Berechnet man nun das Verhältniß der Atomenmengen für diese Stoffe, so erhält man nahe folgendes: 11 At. Kohlenstoff, 22 At. Wasserstoff und 2 At. Sauerstoff. Als Zusammensetzung dieses Brandöls kann also angenommen werden:

11 C =825
22 H =137,256
2 O =200,000
1162

darnach giebt die Rechnung auf 100 Theile:

[280]

C =71,000
H =11,791
O =17,209

was, wie man sieht, ziemlich mit den Ergebnissen der Erfahrung übereinstimmt.

Ich muß jedoch bemerken, daß die Resultate etwas weniger genau sind als es scheint; denn jenes Oel ist nicht frei von einem stickstoffhaltigen Stoff. Die Menge von Stickstoff, die ich bei einem besonders angestellten Versuch erhielt, belief sich auf etwa 3 Procent.

Außer dem zuvor angeführten Versuch über dieses Stoffes Verhalten zu anderen Stoffen habe ich noch folgende angestellt.

Natrium, in das Tabacks-Brandöl gebracht, scheint in gewöhnlicher Temperatur nicht darauf zu wirken. Kalium dagegen wirkt stark, doch bei gewöhnlicher Temperatur nur langsam. Erwärmt man es aber, so wirken beide Metalle ziemlich lebhaft. Das Oel verändert sich dabei in eine braunrothe, dickflüssige Masse, welche bei Destillation ein gerade nicht leicht verdampfendes blaßgelbes Oel giebt, das aromatisch, stark, eben nicht unangenehm riecht; der Rückstand ist eine pechartige Masse.

Das Merkwürdigste ist sein Verhalten zu Kalihydrat. Hält man es nämlich mit Kalihydrat, unter Zusatz von weniger Wasser, als dessen volle Auflösung verlangt, fünf bis sechs Stunden lang im Kochen, in einem langhalsigen Kolben mit einer kugelführenden Destillationsröhre, deren Kugel mit einer Kappe mit Eis umgeben ist, und destillirt zuletzt, so erhält man ein gelbes Oel, das zwar, wie das angewandte, leichter als Wasser ist, aber ganz anders, weit weniger unangenehm riecht. Dieß ist noch weniger verdampfbar als das ursprünglich angewandte, denn sein Siedpunkt ist 220°. Kalium hält sich, selbst geschmolzen, vollkommen blank darin.

Verdünnt man hierauf den alkalischen Rückstand, trennt durch’s Filtrum einen ausgeschiedenen kohlenartigen [281] Stoff ab, neutralisirt mit Schwefelsäure, trocknet ein, zieht die getrocknete Masse mit Alkohol aus und vertreibt den Alkohol, so hat man ein Salz, das sich in jeder Beziehung wie buttersaures Kali verhält. Zum Ueberfluß habe ich mit Phosphorsäure eine Portion Buttersäure davon abdestillirt.

Hieraus kann nun freilich nicht geschlossen werden, daß dieß Brandöl eine Verbindung von Buttersäure und einem anderen Stoffe sey; denn es ist leicht möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß Wasser hier mit wirkt, aber das Angeführte lehrt unzweifelhaft, daß zwischen diesen Brandöl und der Buttersäure ein bestimmter und genauer Zusammenhang da ist.

Bei einer ähnlichen Behandlung des Oels mit Barythydrat erhält man weit weniger Buttersäure, und mit einer alkoholischen Kalilösung erhält man gar nichts; letzterer Umstand spricht also dafür, daß Wasser bei deren Entstehung mittelst Kali mitwirkt.

Bei jener Behandlung mit Kali tritt ein Geruch von Ammoniak auf, doch nicht stark. Ein Versuch über die Zusammensetzung des bei der Behandlung mit Kali erhaltenen Oels gab für 100 Theile:

79,896 Kohlenstoff
10,015 Wasserstoff
10,089 Sauerstoff

Dieß paßt einigermaßen zu 21 At. Kohlenstoff, 32 At. Wasserstoff und 2 At. Sauerstoff. Allein obschon es durch langes Kochen mit 3 Portionen Kali erhalten worden, so kann es doch zweifelhaft seyn, daß es ein reiner Stoff war; ich lege daher kein großes Gewicht auf dieses Resultat.

Das dunkelbraune übelriechende Oel, welches bei Destillation des pechartigen Rückstands mit verdünnter Schwefelsäure übergeht, reagirt sauer, selbst nach dem Auswaschen mit Wasser. Bei der Destillation mit Kalilauge giebt es ein gelbweißes, etwas dickflüssiges, ganz [282] anders riechendes Oel. Der Rückstand enthält keine Buttersäure, und überdieß fand ich nichts, was Aufmerksamkeit verdiente.

Was die Producte betrifft, die beim Tabackrauchen erhalten werden, so will ich nur bei denen verweilen, die in verdünnter Schwefelsäure und in verdünnter Kalilauge erhalten werden, wenn man den Rauch einzeln in eine dieser Flüssigkeiten leitet, so wie bei dem, welches sich in der mit Glasscherben gefüllten, wohl abgekühlten Glasröhre absetzt.

In der verdünnten Schwefelsäure scheidet sich beim Einströmen des Tabacksrauches ein gelbgrauer, schlammiger Körper ab, welcher, auf einem Filtrum gesammelt und ausgewaschen, sehr bald eine braunrothe Farbe an der Luft annimmt. Getrocknet ist er pulverförmig; er ist unlöslich nicht bloß in Wasser, Alkohol und Aether, sondern selbst in Kalilauge und verdünnten Säuren. Er ist ohne Geruch. Erhitzt bis zu einem gewissen Punkt, verkohlt er sich.

Derselbe Körper findet sich in dem an buttersaurem Ammoniak reichem Wasser, welches bei trockner Destillation des Tabacks erhalten wird, und scheidet sich auf Zusatz von verdünnter Schwefelsäure aus. Vielleicht giebt er, ehe er die, wahrscheinlich oxydirende Einwirkung der Luft erlitten hat, eine in Wasser auflösliche Verbindung mit Ammoniak. Aber überall habe ich nur sehr kleine Quantitäten davon erhalten, und deshalb ihn keiner genaueren Untersuchung unterwerfen können. Die verdünnte Säure hat übrigens einen Theil Brandöl und Brandharz, so wie eine bedeutende Menge Ammoniak aufgenommen.

Die Kalilauge, durch welche eine hinreichende Menge Tabacksrauch geleitet worden, enthält, außer Brandöl, Brandharz, Ammoniak, Kohlensäure und etwas Essigsäure, auch eine bedeutende Menge Buttersäure.

Ich habe mich hievon auf folgende Weise überzeugt. [283] Ich neutralisirte die Flüssigkeit genau mit Schwefelsäure, und verdampfte ungefähr ein Drittel; es hatte sich dann ein Theil einer theerartigen Masse ausgeschieden. Ich filtrirte diese ab und trocknete das Filtrat nun vollständig ein. Darauf behandelte ich die eingetrocknete Masse mit Alkohol; darin löste sich ein großer Theil; ich vertrieb den Alkohol und untersuchte die zurückgebliebene Masse. Diese gab mit Schwefelsäure, besonders bei einiger Erwärmung, einen starken Geruch nach Buttersäure, doch etwas gemengt mit dem von Essigsäure; eine verdünnte wäßrige Lösung davon verhielt sich gegen basisch essigsaures Bleioxyd, salpetersaures Quecksilberoxydul und Kupferchlorid auf die oben angeführte Weise. Zur Einsaugung zog ich Kalilauge dem Barytwasser vor, weil, bei Anwendung dieses, die Röhre häufig durch den ausgeschiedenen kohlensauren Baryt verstopft wird.

Dieß zeigt also, daß buttersaures Ammoniak ein Hauptbestandtheil des Tabacksrauchs ist, obschon das Brandöl vielleicht in gewisser Hinsicht der wirksamste von ihnen ist.

Dieß Oel erhält man beim eigentlichen Rauchen am reichlichsten, wenn man den Rauch durch die erwähnte, mit Glasscherben gefüllte und abgekühlte Röhre streichen läßt. Alles ist dann zuletzt dick überzogen mit einer theerartigen braunen Masse von dem bekannten Geruch des sogenannten Tabackssafts. Schüttet man hierauf die Scherben in eine Flasche mit weiter Oeffnung, spült die Röhre mit Aether aus und gießt diesen so wie mehr Aether in die Flasche, so erhält man nach einigem Stehenlassen, unter gehörigem Umschütteln, bald eine äußerst stark gefärbte, dunkelbraune Lösung. Beim Filtriren dieser bleibt, wenn nicht zu viel Aether hinzugesetzt ist, ein braungrauer Körper zurück, welcher sich zum Theil in etwas warmen Aether löst, und sich beim Erkalten mit einer blaß bräunlich weißen Farbe ausscheidet. Dieser [284] Stoff verhält sich wie Paraffin. Das, was aufgelöst bleibt ist wahrscheinlich ein Gemenge von buttersaurem, essigsaurem und kohlensaurem Ammoniak.

Nach Verjagen des Aethers von der braunen klaren Lösung bleibt eine braune theerartige Masse zurück. Bei Destillation mit Wasser giebt diese Brandöl und den pechartigen Rückstand.

Die Bestandtheile des Tabacksrauchs wie des Productes der trocknen Destillation des Tabacks sind folglich: ein eigenthümliches Brandöl, Buttersäure, Kohlensäure, Ammoniak, Paraffin, Brandharz und überdieß Wasser, so wie wahrscheinlich etwas Essigsäure, mehr oder weniger Kohlenoxydgas und Kohlenwasserstoffgas. Bemerkenswerth ist, daß sich hier Kreosot gar nicht erzeugt; vielleicht ist aus diesem Grunde der Tabacksrauch weit weniger scharf, namentlich die Augen lange nicht so angreifend, als der Rauch von Holz.

Zum Rauchen habe ich besonders Portorico-Taback angewandt, zur trocknen Destillation dagegen den wohlfeilen Bischof No. 2.

Bekanntlich ist der Genuß von verschiedenen Sorten Taback, besonders beim Rauchen, sehr verschieden. Es könnte demnach ein großes Interesse haben, die Producte der trocknen Destillation oder des Rauchens von verschiedenen Sorten Taback zu untersuchen. Indeß sind von einer solchen Untersuchung kaum sonderlich lehrreiche Resultate zu erwarten; denn wahrscheinlich werden sich hier, wie in so vielen andern Fällen, die Quantitäten eines Stoffs, welche hinsichtlich des Geruchs und Geschmacks von so bedeutendem Einfluß sind, nicht deutlich bei dem eigentlich chemischen Verhalten zeigen.

Von weit größerem Belange ist es unzweifelhaft, eine gründliche Untersuchung über die ursprünglichen Bestandtheile des Tabacks zu erhalten, zunächst um zu erfahren, ob einer von diesen allein oder vielleicht nur gewisse von ihnen zusammen durch eine Umwandlung in der Wärme Buttersäure gehen. Auch gedenke ich bei Gelegenheit eine solche Untersuchung auszuführen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: zn
  2. Vorlage: Kopferchlorid