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Titel: Typen der russischen Armee
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aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 446
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1877
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[441]

Kosaken auf der Wacht an der Donau.
Nach der Natur skizzirt vom Capitain N. Karasine.

[445]

Muhamedanische Tscherkessen.

Russisch-jüdische Tscherkessen.

Griechisch-orthodoxe Tscherkessen.

[446] Typen der russischen Armee. (Mit Abbildungen S. 441 u. 445.) Aus dem fremdartig-seltsamen Völkergemisch der jetzt in kriegerischer Action befindlichen Armee, aus der bunten Mannigfaltigkeit ihrer vielfach sehr malerischen Gestalten und Trachten, führt unsere heutige Nummer einige an Ort und Stelle von unserm Specialartisten aufgenommene, besonders charakteristische Typen vor. Das Bild des Kosaken ist auch der jüngeren Generation Deutschlands kein fremdes. Man kennt es bei uns aus den Erzählungen bejahrter Leute, die sich noch lebhaft des Grauens erinnern, das diese bärtigen und wild aussehenden Gesellen in den Napoleonischen Kriegen den Bewohnern Deutschlands erregten, als sie mit ihren mächtigen Pelzmützen, ihren rothen Pumphosen und langen Piken auf kleinen katzenähnlichen Rossen in unsere Städte und Dörfer zogen. Ein werthvoller Bestandtheil der Armee ist diese halbbarbarische Soldatenkaste jedenfalls, und zwar durch mannigfache Eigenschaften, namentlich durch die Gewohnheit, von Jugend auf mit Pferd und Waffe umzugehen, sowie durch die wunderbare Schärfe des Gesichts und Gehörs, die sie zu ausgezeichneten Vorposten und besonders für den Krieg mit asiatischen Völkern geeignet macht. Wo sie als Freunde kommen, sind die Kosaken eine mitunter erträgliche, zuweilen sogar gemüthliche Einquartierung. Wehe aber dem Lande, das sie als Feinde, d. h. also unter Umständen auf seinem Boden sehen muß, wo ihnen Mäßigung und Zurückhaltung nicht mit aller Strenge geboten ist! Denn im Herzen des Kosaken brennt nur eine einzige Leidenschaft: die Habgier. Wo es sich um gute Beute handelt, da kennt er keine Menschlichkeit. Möchte unser Vaterland und überhaupt das gesittete Europa von jeder Berührung mit diesen unerläßlichen Begleitern des russischen Heeres für alle Zukunft verschont bleiben!

Von dem Verhalten der Tscherkessen im Falle eines Krieges weiß Europa aus eigener Erfahrung noch nichts. Von einer Cultur im europäischen Sinne kann freilich auch bei ihnen nicht die Rede sein, aber schon ihr Aussehen, ihre Gesichtsbildung und Haltung beleidigt in keiner Weise das Schönheitsgefühl; der Eindruck ihrer Erscheinung ist ein angenehmer, ja vielfach ein interessanter und imposanter. Man weiß, welchen Heldenkampf diese Stämme gekämpft haben, ehe sie unter das moskowitische Scepter sich beugten. Ein Irrthum ist es aber, wenn man glaubt, daß die jetzt in der russischen Armee kämpfenden Tscherkessen-Regimenter nur aus jenen muhamedanischen Bewohnern des Kaukasus und der unmittelbar an seinem Fuße liegenden Gegenden bestehen. Es gehören vielmehr dieser Truppengattung auch die Einwohner eines großen Theiles der russischen Tiefebene zwischen dem Kuban, dem Don und der Wolga an, Tscherkessen im engeren Sinne dagegen sind nur die Daghestan-Tscherkessen, deren Gebiet sich gegen den Kaspischen See, südlich vom Kaukasus hinstreckt, sowie ihre Nachbarn im Westen aus dem Ter’schen Landstriche. Aus diesen Gebieten werden jene zwei rein muhamedanischen Regimenter rekrutirt, die vor Kurzem, theilweise entwaffnet, nach der Festung Akjerman zurückgeschickt wurden, nachdem sie sich Insubordinationen, auch Beschimpfung christlicher Kirchen, hatten zu Schulden kommen lassen. Unserem Correspondenten wird sogar bestätigt, daß einige hundert von ihnen zu den Türken übergegangen sind. Ihre Uniform besteht aus schwarzem Kaftan, blauen Epauletten und blauem Deckel der Schaffellkappe. Außer den muhamedanischen giebt es gemischte und rein griechisch-orthodoxe Tscherkessen-Regimenter. Juden sind wohl überall dabei, doch keineswegs abgesondert; ebenso ist es unrichtig, daß viele von ihnen aus der Jassyer Gegend stammen.