Sponsel Grünes Gewölbe Band 4/Tafel 45

Tafel 44 Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 4 (1932) von Jean Louis Sponsel
Tafel 45
Tafel 46
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TAFEL 45
HOLZSCHNITZEREI: WINZER UND WINZERIN
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[130] a) Der bärtige Mann, mit langem, unter dem vorn aufgeschlagenen Hute hervorquellenden Haar, steht, leicht gebückt, fest auf parallel gerichteten Füßen, die Rechte auf den Knotenstock gestützt, in der Linken eine Traube mit Weinblatt. Den Hut ziert eine Ranke mit drei blauen Trauben, die Knöpfe sind von Diamantrosen und Rubinen, an den Schuhen gelbemaillierte Bandschleifen. Die große, mit drei silbervergoldeten Doppelreifen gefaßte Butte, die er an silbervergoldeten Achselschnüren trägt, ist mit Ranken, Schnüren mit Farbsteinbündeln, die von bärtigen, geflügelten Masken gehalten werden, verziert; auf dem Deckel blaue, rote und grüne Trauben sowie ein nackter Knabe, in der erhobenen Rechten eine Flasche, in der Linken ein Becher. Die Figur steht auf einer silbervergoldeten Platte, die Steine, Gras und Schlangen darstellt. Der achteckige Sockel, aus weißem Marmor, enthält vier Nischen mit blauemaillierten Muscheln; in ihnen die Gestalten der Flora, Ceres, Bacchus und Herkules. An den Pfeilern Satirmasken und Gruppen von Schmucksteinen. Auf dem silbervergoldeten Beschlag des Postamentes Jagd- und Tierszenen. In der Aushöhlung des Postamentes eine Ölmalerei, bacchische Szene: der Gott umfaßt eine, auf einem Faß sitzende Bacchantin, ein Putto zapft Wein aus dem Faß. – Ebenholz, z. T. bemalt.

VI. 1. – 1733 Inventar des Pretiosenzimmers Nr. 435, S. 671. „Zwey Figuren als ein Wintzer und eine Wintzerin, von Holze geschnitten und gemalet, beyderseits tragen Bütten mit Weintrauben auf dem Rücken, stehen auf weiß marmornen Postementen, mit Silber vergulten Figuren, und Festonen mit Steinen bekleidet, jedes Stück ist mit dem Postemente 17 Zoll hoch, von Rauchfußen.“

b) Die Frau, mit silbernem Kopftuch, hält gleichfalls Traube und Stock; der Gürtel ist grün, das Mieder grün, blau und weiß emailliert, die Schleifen der Stiefel sind grün. Die Butte gleicht der des Mannes: die Masken sind die von Kindern, die Festons aus Schmucksteinen üppiger. Auf dem Deckel ein dicker Satir, der dem Kind in seinem Arm eine Traube zeigt; im Innern ein silbervergoldetes Relief: Chronos, der der schlafenden Gäa das Kind, Zeus, raubt. Auf der Standplatte Steine, Blätter, Häschen. In den Nischen des Sockels unter grünemaillierten Muscheln, je eine Gruppe: Satir bez. Bacchant und Bacchantin. Die Masken an den Pfeilern: Zeus, Hera, Ceres, Poseidon; die Gruppen von Edelsteinen darunter: Rubine, Saphire, Smaragde und Topase. Auf dem Band unten am Sockel Werkzeuge, Instrumente u. dgl. Das Bild in der Höhlung des Sockels: Satir und Bacchantin.

VI. 3. – 1733 Inventar des Pretiosenzimmers Nr. 436, S. 671. Das Motiv des Buttenträger- oder Winzerpaares taucht schon Ende des 16. Jahrhunderts auf. – Der strenge, realistische Stil der Holzschnitzerei steht im Gegensatz zu der flüssigen, zierlichen Bewegung der Sockelfiguren. – Süddeutschland, Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Bildschnitzer Rauchfuß ist sonst nicht bekannt.