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sich mit dem Prinzen, der an einer Wunde eine ziemliche Zeit lang leidend gewesen war, wieder zum Heere, wo er, da der Prinz fortan eine mehr selbständige Stellung gewann, zur Infanterie trat, die Führung einer Kompagnie der 2. ostpreußischen Füsilierbrigade anvertraut bekam, und einige Jahre in stillerer Thätigkeit im Städtchen Soldau zubrachte. Nach dem Tode König Friedrich Wilhelms II. trat Bülow an die Spitze eines neuen, von ihm gebildeten und eingerichteten Füsilirbataillons und marschirte mit demselben 1805 erst gegen Rußland, das sich anmaßend gegen Preußen gezeigt hatte, dann gegen Frankreich, doch hinderte der bald darauf abgeschlossene Friede diesesmal jeden Weiterschritt. Bülow wurde unterm 23. Mai 1806 zum Obersten ernannt, behielt aber auf seinen eigenen, wiederholt ausgesprochenen Wunsch, sein ihm treu zugethanes Füsilierbataillon, dem aber nicht vergönnt war, unter seinem tapfern Führer an den leider für Preußen unglücklichen Kämpfen im October des Jahres 1806 Theil zu nehmen. Erst nach diesen schwer zu tragenden Verlusten (auch Prinz Louis Ferdinand war bei Saalfeld gefallen) erhielt Bülow’s Bataillon Befehl, zu dem an der Weichsel unter General von Lestocq sich sammelnden preußischen Heere zu stoßen. Er besetzte und vertheidigte Thorn gegen die Franzosen, half später Königsberg decken, empfing aber bei Waltersdorf eine Wunde, die ihn für einige Zeit dienstunfähig machte. Im Mai 1809 erschien er wieder auf dem Kampfplatz und stritt mit wechselndem Glück. Er kam als Brigadier zu dem Heere Blücher’s, und sah weitere Erfolge durch den Tilsiter Frieden abermals gehemmt. Im November 1808 erfolgte Bülow’s Ernennung zum Generalmajor, während er Blücher, dessen Gesundheit bedrohlich schwankte, zur Seite gesetzt war; leider erkrankte Bülow im Jahre 1810 selbst und mußte sich eine Zeitlang ruhige Pflege vergönnen. Im Januar 1811 empfing Bülow den rothen Adlerorden dritter Klasse und im November die Ernennung zum General der westpreußischen Brigade. Als Brigadegeneral an die Spitze einer bedeutenden Heeresabtheilung gestellt, fand Bülow bei der mehr und mehr sich nähernden Katastrophe volle Gelegenheit, sein Feldherrntalent zu entfalten. Seine hervorragendsten Thaten in den nun beginnenden Feldzügen sind das Treffen bei Möckern 1813, mit welchem sich die Reihe der nachherigen Siege über die Franzosen eröffnete, die Einnahme von Halle am 2. Mai, von Luckau im Juni. Später folgte eine seiner glänzendsten Waffenthaten, die Rettung Berlins durch den Sieg bei Großbeeren, an welchem Bülow mit vollem Recht der größte Antheil zuerkannt wurde. Noch schöneren Lorbeer flocht die Schlacht bei Dennewitz (den 6. Sept. 1813) in den Kranz seines Heldenruhms. Er wurde zum Großritter des eisernen Kreuzes und zum Infanterie-General ernannt, und schritt nun auf der Laufbahn, die er mit so vielem Glück und so vieler Heldentugend verfolgte, vom Ruhm getragen, immer weiter vorwärts. Sein Antheil an der Erstürmung Leipzigs am 19. Oktober 1813 war ein bedeutender; dann folgte er mit dem Heere dem fliehenden Feinde, und trieb denselben aus Westphalen; von da aus lenkte sich der Siegeszug nach Holland und Belgien; und rückte mit der andern in Frankreich ein. Dort erkämpfte er neue Lorbeern bei Laon, Soiffons und Lafare, und zog mit den verbündeten Heeren als Sieger in Paris ein. Als der Friede geschlossen wurde, empfing er den Ehrennamen Graf Bülow von Dennewitz, wurde zum commandirenden General in Ostpreußen ernannt, trat 1815, als der Krieg aufs neue gegen Napoleon entbrannte, an die Spitze des 4. preußischen Armeecorps und half mit großer Tapferkeit zu dem schweren Siege bei Waterloo. Das 15. Linien-Regiment, dessen Chef Graf Bülow war, führte fortan seinen Namen. Dasselbe hatte Napoleons Reisewagen mit reichem Inhalt erbeutet.

Graf Bülow von Dennewitz hatte nicht das Glück, wie andere, lange spätere Jahre hindurch auf seinen Lorbeern zu ruhen. Er hatte nach dem Frieden Königsberg zum Wohnsitz erwählt, in dessen Nähe er das Gut Neuhausen besaß. Dort erkältete er sich, ohnehin nicht vollkommen gesund, auf einer Jagd, und diese Erkältung führte seinen Tod herbei, welcher allgemein beklagt wurde. Er war ein kernhafter und ehrenhafter deutscher Mann, hochverdient um das Vaterland und um sein Königshaus, auch den Musen war er befreundet; er componirte mehreres, war ein trefflicher Familienvater, gastfrei, wohlwollend und menschenfreundlich. Er konnte leicht in Heftigkeit aufwallen, doch legten sich immer bald wieder diese Stürme. Die üble Gewohnheit des Tabakrauchens haßte er gründlich, und bewies damit aufs neue die alte Wahrheit, daß dieses Vergnügen nicht den Mann mache, wie so viele völlig unbedeutende Junker und Nichtjunker sich einreden. Die Huld seines Königs errichtete dem Andenken Bülow’s in Berlin eine Marmorbildsäule, von Rauch gefertigt; sie wurde mit der von Scharnhorst im Jahre 1822 gleichzeitig enthüllt, und zeigt den Mann, wie er in irdischer Hülle im irdischen Leben wandelte.