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Größen rühmen können. Es seien Beispiels halber nur einige dieser Namen hier angeführt, aus dem Gebiete der ernsten sowohl wie der schönen Wissenschaft. Dem Reimerschen Verlag gehören, wo nicht ganz, so doch theilweise an, die Werke der berühmten Theologen Schleiermacher, de Wette, der Philosophen und Sprachforscher F. A. Wolf, Fichte, Buttmann, Jacob und Wilhelm Grimm, Böckh, Im. Bekker, Lachmann; der Geschichtschreiber und Geographen K. v. Räumer, Rühs, Düsching, v. Hagen, v. Hormayr, Ritter, Niebuhr, Kr. Förster; der Dichter A. W. v. Schlegel, Tieck, E. T. Hoffmann, Contessa, J. P. Fr. Richter, v. Arnim, Varnhagen v. Ense und vieler anderen Koryphäen auch noch anderweiter Doctrinen: Thaer, Hermbstädt, Eytelwein, Hufeland, Rust. Nicht minder bethätigte sich das Reimersche Verlagsgeschäft an der Herausgabe gediegener Kunstblätter und werthvoller Atlanten und Landkarten. Reimer kaufte, um auch am Hauptstapelplatz des deutschen Buchhandels, Leipzig, seßhaft zu sein, die dortige Weidmannsche Buchhandlung, welche bereits seit 1670 bestand, und ließ sein leipziger Geschäft, von dem berliner gesondert, fortbestehen. Er erwarb das große Gartengrundstück zu Leipzig, Bose’s Garten genannt, welches lange Zeit in Einzelgärten vertheilt war und reichliche Miethe eintrug, später aber ganz mit schönen Landhäusern bebaut wurde, welche jetzt zwei heitere Straßen bilden.

Hoch geehrt von seinen Mitbürgern, wurde Reimer in den Stadtrath Berlins mehrmals gewählt, ein Zeichen des größten Vertrauens und der Liebe, die ihm Jeder der ihn kannte, weihte, gleichwohl kam eine Zeit, wo dieses Vertrauen nach gewissen Seiten hin als allzugroß erschien, zumal die zahlreichen Verbindungen nach allen Seiten, und selbst nach dem fernen Auslande hin, den Argwohn erregen konnten, Reimer wirke als ein politisches Parteihaupt, umsomehr, da er als freisinnig bekannt war, und niemals Anlaß fand, das, was er that und dachte, mit dem Schleier des Geheimnisses zu umhüllen. Reimer entging daher weder der Verdächtigung, noch auch der Untersuchung und der Beschlagnahme seiner Papiere, indeß lieferte weder die eine noch die andere ein beschwerendes Ergebniß, und man mußte ihn fernerhin unangetastet lassen.

Im Herbst des Jahres 1841 machte Reimer noch eine Reise nach England, von der er etwas erschöpft zurückkehrte. Bei seiner ungewöhnlich kräftigen Konstitution hatte er sich nie an eine Pflege gewöhnt, wie sie wol das höhere Aller gefordert hätte. Seit Anfang des Jahres 1842 kränkelte er, war aber bis zwei Tage vor seinem Tode in ununterbrochener Thätigkeit.

Reimer war glücklich verheirathet und Vater mehrerer Söhne, die an der Spitze seiner höchst achtungswerthen Verlagsfirmen in Berlin und Leipzig stehen, und bemüht sind, sie im Geist und Sinn des unvergeßlichen Vaters fortzuführen.