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Georg Andreas Reimer.
Geb. d. 27. Aug. 1776; † , gest. d. 26. April 1842.


Reimers in der deutschen Buchhändlerwelt hochgefeierter Name steht höchst ehrenvoll neben jenen Standesgenossen deren Bildnisse d. Bl. bereits enthalten: Breitkopf und Perthes. Sein Geburtsort war Greifswald, wo sein Vater, der als Schiffer viele Handelsreisen gemacht hatte, in den letzten zwei Jahren seines Lebens Brauerei betrieb. Früh vaterlos, trat der Sohn 14 Jahre alt als Lehrling in eine Buchhandlung, und war daneben eifrig bemüht durch Privatstunden und durch Lesen belehrender Bücher seine Kenntnisse zu vermehren. Mit wenigen materiellen Mitteln ausgerüstet, aber mit gutem Muth und reger Thatkraft wurde von Reimer im Jahre 1800 zu Berlin die Realschulbuchhandlung, welche der Schule gehört hatte, übernommen; ein Institut, das er mit großer Umsicht und Thätigkeit durch eine im ganzen äußerst ungünstige Zeit leitete und seit 1817 unter der Firma G. Reimer zu großem Flor erhob. Ein kernhaft deutscher, von Vaterlandsliebe durchglühter Sinn, zeichnete Reimer aus, und ein Kreis wackerer Freunde umgab ihn, die seine Gesinnungen theilten, die oft mit ihm und bei ihm versammelt, besprachen, was zur Rettung des Vaterlandes noth thue; zu diesen Freunden gehörten Fichte, Schleiermacher, Arndt und Andere, und im Kreise solcher Patrioten reifte auch in Reimer der Entschluß, als die Zeit der Erhebung Preußens zur Abwerfung des französischen Joches herbeikam, selbst die Waffen zu ergreifen und für die Freiheit des Vaterlandes zu streiten. Er verließ die zahlreiche Familie und das Geschäft, in welches er nach dem neuerkämpften Frieden wohlbehalten und mit neubeseeltem Strebemuth wieder eintrat. Der Friede, die Seele des Verkehrs in Wissenschaft und Kunst, rief ein herrliches Streben hervor, große und hochbegabte Geister waren in schöner Gemeinsamkeit thätig, und gewannen auch Deutschlands Literatur eine Wiedergeburt, die nicht würdiger und anregender sein konnte. Vielfaches Vertrauen kam ihm so freundlich entgegen, wie das seine den bedeutenden Autoren entgegenkam, deren Verleger er wurde, und nur wenige Verlagsbuchhandlungen Deutschlands bestehen, die sich einer solchen Menge der aus ihrem Verlage hervorgegangenen Werke geistiger