zu setzen vermag, wenn dieselbe nicht zur Beruhigung gelöst wird. Und diese Frage lautet: Stehe ich auch im Buch des Lebens? Steht mein Name im Buch des Lammes? Und wisset, daß von dieser Frage und Antwort unser ewiges Los abhängt. Denn wer nicht geschrieben ist im Buch des Lebens, wandert in den feurigen Pfuhl. Denn nur dem, der da eingetragen ist, öffnen sich die Perlentore der goldenen Gassen.
Ich kann diese Frage hier noch nicht beantworten, denn sie setzt eine allgemeine Frage zu beantworten voraus. Kann ein Mensch wissen, ob er eingetragen ist im Buch des Lebens? Die Reformierten sagen: Nein! Die Römischen auch nein. Das wäre aber über die Maßen traurig und könnte den Menschen ins Narrenhaus bringen, wenn er seine Lebtage hingehen müßte in Ungewißheit, ob er erwählt sei oder nicht, ob er ein Gefäß der Barmherzigkeit oder des Zornes Gottes sei. So laßt uns was die Schrift sagt, hören und dann betrachten, ob ein Mensch wissen kann, ob er erwählt ist oder nicht. Als die 70 Jünger zum erstenmal ausgesandt und mit Wundermacht ausgestattet waren, zurückkamen, rühmten sie mit Freudigkeit, daß auch die Teufel ihnen untertan gewesen seien. Der HErr sagte darauf: „Freuet euch nicht, daß euch die Teufel untertan waren, sondern freuet euch, daß eure Namen im Himmel angeschrieben sind.“ Diese haben es also gewußt durch unmittelbare Offenbarung, daß ihre Namen eingetragen seien im Buch des Lebens. Auch der Seher der Offenbarung, der Apostel Johannes, hat, da ihm im Gesicht die Mauern des neuen Jerusalems gezeigt wurden, die Grundsteine der Mauern, auf welchen die Namen der zwölf Apostel eingegraben waren, gesehen, damit auch seinen Namen und seine ewige Wahl gelesen. Uns aber wird keine solche Offenbarung über den Rat Gottes gegen uns zu teil, wir können keinen Blick hinein tun in das Buch des Lebens, das ist Gottes Geheimnis. Aber wie können wir es dennoch wissen, ob wir erwählt und unsere Namen eingeschrieben sind im Lebensbuch?
Erinnert euch daran, wie Paulus im Brief an die Römer (Kap. 8, 38–39) spricht: „Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere
Johannes Deinzer: Zwei Predigten vom sel. Missionsinspektor Johannes Deinzer. ohne Verlag, Bryan (Ohio) 1908, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Predigten_vom_sel._Missionsinspektor_Johannes_Deinzer.pdf/22&oldid=- (Version vom 30.6.2016)