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für das Weltbürgertum der Zukunft werden. Die Kritik wird die nationalen Vorurteile zunichte machen, sie wird uns die Einheit des Menschengeistes in der Mannigfaltigkeit seiner Formen einprägen. Wenn wir versucht sind, ein anderes Volk zu bekriegen, werden wir uns ins Gedächtnis rufen, daß wir ein Element unserer eigenen Kultur zu zerstören suchen, und möglicherweise ihr wichtigstes Element. Solange der Krieg als etwas Böses betrachtet wird, wird er immer anziehend sein. Wird er für etwas Ordinäres angesehen, dann hört er auf, volkstümlich zu sein. Die Wandlung wird natürlich langsam vor sich gehen, und die Menschen werden es kaum merken. Sie werden nicht sagen: „Wir wollen mit Frankreich keinen Krieg führen, denn die Franzosen haben eine vollkommene Prosaliteratur“, sondern weil die Prosaliteratur Frankreichs vollkommen ist, werden sie das Land nicht hassen. Die geistige Kritik wird Europa mit stärkeren Ketten zusammenbinden, als sie der Händler oder der Sentimentalist schmieden konnte. Sie wird uns den Frieden geben, der aus dem Verstehen kommt.

Und das ist nicht alles. Die Kritik, die keine Aufstellung als abschließend anerkennt und es ablehnt, sich von den hohlen Schibboleths einer Sekte oder Schule binden zu lassen, erzeugt den heiteren philosophischen Gemütszustand, in dem man die Wahrheit um ihrer selbst willen liebt und sie darum nicht weniger liebt, weil man weiß: sie ist unerreichbar. Wie wenig haben wir von diesem Gemütszustand, und wie dringend brauchen wir ihn! Der englische Geist ist immer im Zustand der Wut. Der Volksintellekt ist in den schmutzigen und dummen Kämpfen der Politiker zweiten Ranges oder Theologen dritten Ranges verwüstet worden. Es war