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Der Nationalökonom kann sich heftig dagegen wenden, weil es den Leichtsinnigen ebensogut stellt wie den Fürsorglichen und so das Leben des stärksten, weil häßlichsten Antriebs zur Erwerbstätigkeit beraubt. Aber in den Augen des Denkers ist der wirkliche Schaden, den das empfindsame Mitgefühl tut, der, daß es das Wissen beschränkt und uns so verhindert, irgend ein soziales Problem zu lösen. Wir versuchen gerade jetzt, die kommende Krisis, die kommende Revolution, wie meine Freunde, die Fabier, sagen, mit Hilfe von Lebensmittelverteilungen und Almosen hintanzuhalten. Schön, wenn aber die Revolution oder die Krise kommt, werden wir machtlos dastehn, weil wir nichts wissen. Und darum, Ernst, täuschen wir uns nicht. Unser Land wird nie zivilisiert werden, bis es Utopia seinen Besitzungen hinzugefügt hat. Wir könnten mehr als eine unserer Kolonien mit Vorteil gegen dieses schöne Land eintauschen. Was wir brauchen, sind unpraktische Menschen, die über den Augenblick hinaussehen und über den Tag hinausdenken. Wer das Volk führen will, kann es nur tun, wenn er dem Pöbel folgt. Durch die Stimme eines, der in der Wüste schreit, werden die Wege der Götter bereitet.

Aber vielleicht denkst du, daß im Schauen um der bloßen Freude des Schauens willen und in der Beschaulichkeit um der Kontemplation willen etwas Egoistisches steckt. Wenn du das denkst, sage es nicht. Es braucht eine durch und durch selbstsüchtige Zeit, wie die unsrige ist, um die Selbstaufopferung zu vergöttlichen. Es braucht eine durchaus gewinnsüchtige Zeit, wie die ist, in der wir leben, um über die feinen, geistigen Tugenden solche leere empfindsame Tugenden zu stellen, die unmittelbar praktischer Nutzen an sich selbst sind.