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die Wundertreppe hinauf, und die Sterne werden größer wie sonst, und der Gesang der Könige wird schwächer, und endlich erreichen wir die sieben Bäume aus Gold und das irdische Paradies. In einem Wagen, den Greife ziehen, erscheint eine, um deren Stirne Olivenblätter sich winden, die einen weißen Schleier und grünen Mantel trägt und ein Gewand, rot wie lebendiges Feuer. Die alte Flamme erwacht in uns. Unser Blut schlägt furchtbar schnell. Wir erkennen sie. Es ist Beatrice, die Frau, die wir angebetet haben. Das Eis, das um unser Herz starrt, schmilzt. Wilde Tränen der Überwältigung entstürzen uns, und wir neigen unser Haupt zu Boden, denn wir wissen, daß wir gesündigt haben. Wie wir Buße getan haben und gereinigt sind und aus dem Quell der Lethe getrunken und in dem Quell der Eunoe gebadet haben, führt uns die Herrin unserer Seele in das himmlische Paradies. Aus der ewigen Perle, dem Mond, beugt sich das Antlitz der Piccarda Donati zu uns. Ihre Schönheit verwirrt uns einen Augenblick, und wie sie, einem Ding vergleichbar, das durchs Wasser fällt, wegschwindet, starren wir ihr sehnsüchtigen Auges nach. Der holde Planet Venus ist voll Liebender. Cunizza, die Schwester Ezzelins, die Herrin von Sordellos Herzen, ist da, und Folco, der leidenschaftliche Sänger der Provence, der im Schmerz um Azalais der Welt entsagte, und die Buhlerin aus Kanaan, deren Seele die erste war, die Christus erlöste. Joachim di Flora steht in der Sonne, und in der Sonne erzählt Aquinas die Geschichte des heiligen Franziskus, und Bonaventura die Geschichte des St. Dominikus. Aus dem brennenden Rubinrot des Mars naht sich Cacciaguida. Er erzählt uns von dem Pfeil, den der Bogen des Exils ins Herz schießt, und wie bitter das Brot des Mitmenschen