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Zwei Feine Gleichnisse von der Weisheit dieser Zeiten zu Nutz und Frommen des lieben Christenvolkes mit einer Vorrede und Randglossen versehen |
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Beglänzt von Wetterschein und Licht,
Wie es nach Sturm aus Wolken bricht,
Und aus den Zweigen rauschten Lieder
Weissagungsvoll, doch tröstlich, nieder.** Luc. 21., 27., 28. Offb. 19, 6 u. 7.
Christkind.
Christkindlein steht bei Frost und Eis
Vor deiner Thür und bittet leis:
Thu auf, laß mich zum Feste ein,
Ists doch ein Fest der Kindelein!** Weihnachten! Als „Kinderfest“ feierns im 19. Jahrhundert mitunter auch die Juden.
Säculum.
Weiß nicht! das Kind sieht ärmlich aus,
Unmöglich nobel ists von Haus;
Mir danktens Weib und Kinder schlecht,
Wenn ich dies Findelkind herbrächt!** Vom Christuskind wollen die Kinder des 19. Jahrhunderts nichts mehr wissen!
Christkind.
Thu auf! verschmähe nicht den Gast,
Den du dir nicht erbeten hast;** Sonst sagt man: die ungeladenen Gäste sind die besten.
Mein Armut soll dich machen reich,
Mein Kindheit frohen Kindern gleich.
Säculum.
Als ob man nicht, und jetzt zumal,
Genug der Armensteuer zahl’;** Für Christi Sache hat das 19. Jahrhundert kein Geld.
Und mit der Kindlichkeit – da bleib
Nur mir gestandnem Mann vom Leib!** Das Volk ist ja mündig geworden!
Christkind.
Willst eingehn du zum Himmelreich,
Mußt du den Kindern werden gleich;
Laß ein mich; Weisheit bring ich dir,
Die Niemand findet, denn bei mir.
: Zwei Feine Gleichnisse von der Weisheit dieser Zeiten zu Nutz und Frommen des lieben Christenvolkes mit einer Vorrede und Randglossen versehen. Abteilung II der Gesellschaft für innere Mission im Sinne der lutherischen Kirche, Nürnberg 1874, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zwei_Feine_Gleichnisse_von_der_Weisheit_dieser_Zeiten.pdf/7&oldid=- (Version vom 12.3.2025)