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dienstbar zu machen, steht mit anderen Völkern in oft sehr unnöthiger Verbindung, und erschwert sich wie anderen das Leben so viel wie möglich – etwas, das er ohne Verstand keinenfalls bewerkstelligen könnte.

Das ganze genus homo wird nun, wie bekannt, gewöhnlich in fünf ziemlich deutlich von einander zu unterscheidende Species getheilt, bei denen Farbe, wie Gesicht und Schädelbildung den Ausschlag geben.

Ehe ich aber hierin weiter gehe, ist es doch wohl nöthig, die Begriffe von genus, species und Varietät näher festzustellen , oder sie vielmehr dir, verehrter Leser, deutlicher klar zu machen. Ich thue das vielleicht am leichtesten und besten durch ein uns allen nahe liegendes Beispiel. Als ein solches Beispiel bildet das Wort Rath in unserem gesellschaftlichen Leben ein ganzes genus oder ein Geschlecht der Räthe. Species dieses außerordentlich zahlreichen genus, von dem ich annehmen darf, daß es den meisten Lesern bekannt ist, sind denn die verschiedenen Hof-, Finanz-, Staats-, Steuer-, Polizei-, Forst-, Land-, Bau-, Kabinets-, Kirchen-, Kammer-, Gemeinde-, Marine-, Schul-, Regierungs- und Kommerzienräthe etc. und Varietäten dieser wieder bilden die geheimen, wirklichen, ordentlichen und Titularräthe, mit Unterabtheilungen von solchen, die schon einen Orden haben, und solchen, die noch keinen haben.

Also bedeutet hier genus das ganze Geschlecht der Räthe, mit Frauen und Kindern, denn die Frau ist, wie bekannt, Mitträgerin des Titels, ohne weitere Verbindlichkeiten als ein ihrem Rang entsprechendes Haus zu machen. – Species sind die einzelnen genannten Abtheilungen des genus – ebenfalls wieder mit Frauen und Kindern – und Varietäten wieder die Unterabtheilungen der Species – wie vorher, mit Familie, nur allein die Ordensvarietäten abgerechnet. Die Damen dürfen nämlich, bis jetzt wenigstens, die Orden ihrer Gatten noch nicht mittragen – eigentlich eine, meiner Meinung nach, große Härte der Gesetze.

Damit also im Reinen, komme ich wieder darauf zurück, daß die Schädelbildung und Hautfarbe, zugleich mit der Farbe der Haare, früheren Naturforschern hinreichende Anhaltspunkte gegeben hat, die verschiedenen species des genus homo zu sortiren, und hierbei gab besonders die Hautfarbe der diversen Nationen den entscheidenden Ausschlag. Achten wir deßhalb auf die Farbe, so finden wir in weiß, schwarz, braun, roth und gelb fast alle nur erdenklichen Schattirungen in den verschiedenen Welttheilen – ausgenommen gestreifte oder gefleckte Menschen, bis zu welcher Varietät wir es noch nicht gebracht haben. Von geschwänzten Menschen berichtet

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gerstäcker: Zur Naturgeschichte des Menschen. In: Hausblätter, 1860, 1. Band. Adolph Krabbe, Stuttgart 1860, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zur_Naturgeschichte_des_Menschen-Gerstaecker-1860.djvu/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)