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Ja, nicht bloß mit irgend einem Worte tröstet er uns, sondern er selbst, das ewige Wort Gottes, will mit dem Vater „zu uns kommen und Wohnung bei uns machen, so wir ihn lieben und sein Wort halten“. Das ist dann Trost über allen Trost. Da heißt es dann: „Mein Freund ist mein und ich bin sein“ (Hoh. 2, 16), da heißt es: Ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur uns scheiden mag von der Liebe Gottes, die ihn Christo Jesu ist, unserem HErrn“ (Röm. 8, 38 und 39). Ja, gehet zu Jesu Christo, „dem Sohne des lebendigen Gottes,“ des Gottes, der als lebendiger mit seiner Treue auch über Eurem Leben waltet.

 Und Ihr, Schüler des Entschlafenen, die er mit seiner Geistesklarheit einführte in die Lehre unsrer teuren lutherischen Kirche, die er zubereitete zum Dienste derselben, zubereitete zu dem heiligen Amte, das reine und lautere Evangelium zu predigen in fremden Weltteilen, auch unter den Heiden, „gedenket eures Lehrers, der euch das Wort Gottes gesagt hat, sein Ende schauet an, seinem Glauben folget nach!“ (Ebr. 13, 7). Jesus Christus der Gekreuzigte war der Inhalt der apostolischen Verkündigung, er sei auch einst der Inhalt der Eurigen! Damit Ihr aber recht von ihm reden, damit Ihr von ihm zeugen könnt, klar, entschieden, freudig, so gehet zu ihm und lernet, daß er und nur er Worte des ewigen Lebens hat.

 Und du, Gemeinde Neuendettelsau, die du an dem Entschlafenen auch viel verlierst, an ihm, der so bereitwillig dir diente, der einst als Gehilfe Löhes an dir arbeitete, und der seit dieser Zeit nicht abließ, deinem Wohlergehen, deiner Entwickelung im Glauben, in der Liebe, in der Heiligung herzliche Aufmerksamkeit zuzuwenden, der so gerne bereit war, des heiligen Dienstes in deiner Mitte zu warten, am Altar den gesegneten Kelch darzureichen, oder in Predigten dich zu vermahnen als einer, der am längsten und darum am besten dich kannte, o Gemeinde, gedenke seiner, gedenke der Ermahnungen, die er so manchesmal an dich gerichtet hat! Wie ein Abschiedswort klang es, als er vor kurzem in der Festpredigt am 1. Weihnachtstage

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Hermann von Bezzel: Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer. C. H. Beck, Nördlingen 1897, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zum_Ged%C3%A4chtnis_des_Herrn_Johannes_Deinzer_29.png&oldid=- (Version vom 20.7.2016)