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anzuschlagen, auch das rechte Maß dabei einzuhalten. – Der Gemeinde und der Gesellschaft zugleich diente er durch monatliche Missions-Versammlungen der Gesellschaftsmitglieder innerhalb der Gemeinde. Für die Arbeit, die er besonders in den letzten Jahren daran wandte, wurde er durch reicheren Besuch derselben belohnt, der gar Manchem zu einer lieben Gewohnheit wurde. Dabei hörte er nicht auf, die Gemeinde an ihre Vergangenheit zu erinnern; mit einer Weihnachts-Predigt über die erziehende Gnade des Herrn, die uns anleiten soll, das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste zu verleugnen und mit der Gewissensfrage: Gemeinde von Neuendettelsau, wie steht es in diesem Stück mit dir? nahm er von ihr Abschied.

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 Oefters pflegte er in den letzten Jahren eine Aeußerung von Herrn Pfarrer Löhe anzuführen, in welcher derselbe mit einer gewissen Wehmut es aussprach, daß ihm Gott an persönlicher Lebensfreude nur ein geringes Maß habe zu teil werden lassen. Er konnte wohl das gleiche auch von sich sagen. Gleichwohl ließ ihm Gott doch manche besondere Erquickung zu teil werden. Er durfte zuletzt den größten Teil seiner Familie um sich sehen, so daß in gewissem Sinne die Verhältnisse der Jugendzeit wiederkehrten. Von der Mutter, mit der er manchen Zug gemeinsam hatte, die auch redlich Freud und Leid mit ihm geteilt und ihn oftmals aufgerichtet, hat er sich nie getrennt. Nach ihrem Tode pflegte er zu sagen: Mutterliebe geht über alle andere menschliche Liebe, um ihrer Selbstlosigkeit willen. Sie war ein von Jugend auf geistlich gerichteter Charakter, nüchtern, vor allem auf das geistliche Wohl der Ihrigen bedacht, von unbestechlicher Wahrheitsliebe auch gegen ihre Kinder, doch zu den Stillen im Lande gehörend; so hat er selber in ihrem Lebenslauf sie gezeichnet. Seit Oktober 1876 stand der von ihm berufene Bruder ihm als Mitarbeiter zur Seite. Den Mangel an eigenen Kindern ersetzte ihm der Umgang mit den Kindern seiner an den gleichen Ort gezogenen Schwestern. Eine freundliche Fügung Gottes war es auch, daß ein Freund der Familie, der ihr in schwerer Zeit treu beigestanden hatte, an die Spitze des Kapitels berufen wurde, der in freundlichster Weise die frühere Bekanntschaft erneuerte und pflegte. Hiebei sei gleich auch bemerkt,

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Hermann von Bezzel: Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer. C. H. Beck, Nördlingen 1897, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zum_Ged%C3%A4chtnis_des_Herrn_Johannes_Deinzer_14.png&oldid=- (Version vom 20.7.2016)