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Erkenntnis sich zu kompromittieren fürchtet. Er fragte überall nach den sicheren Resultaten und war ungehalten, wenn ihm die Lektüre großer Ausführungen zuletzt doch nur winzigen Gewinn brachte. Bei seinen vielen anderen Geschäften, die ihn in Anspruch nahmen, sah er solche Mühsal fast als eine auferlegte Strafe an. Freude bereiteten ihm die in der letzten Zeit erschienenen Werke von Prof. Luthardt, seine Geschichte der Ethik, seine Auslegung des Römerbriefes.

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 Bald nach seiner Uebernahme des Inspektorats an der Missionsanstalt öffneten sich seiner Thätigkeit neue Thüren. Bisher waren nur nach Amerika in die Iowasynode Sendboten zur Sammlung der zerstreuten Glaubensgenossen geschickt worden, nun bat ihn auch eine australische Synode um Zusendung von Pastoren. 1875 ging der erste Sendling dorthin. Jetzt besteht eine ganze Dettelsauer Synode dortselbst und fast über ganz Australien sind Dettelsauer Zöglinge zerstreut. Ferner that sich im Jahr 1878 der Gesellschaft die lang geschlossene Thür zur Heidenmission wieder auf. Zunächst nur zur Mitwirkung an der Arbeit der austral. Immanuelsynode in Bethesda, welche Station unter der Pflege von Missionar Flierl zu einer lieblichen Oase in der Wüste sich gestaltete. Von hier aus geschah aber endlich der Schritt zur selbständigen Heidenmission; zunächst in Australien (Elim) dann in Neu-Guinea. Von allen Gesellschaften Deutschlands war die von Herrn Pf. Löhe 1849 gegründete Gesellschaft für innere Mission die erste, welche in den neu gewonnenen Kolonien die Hand an das Werk legte. Von jetzt an nahm sie in ihre Selbstbezeichnung auch den Zusatz „für äußere Mission“ auf. Durch alles dieses erfuhr der Umfang der Thätigkeit des dermaligen Missionsinspektors eine große Erweiterung und erlangte eine Bedeutung für Kreise, die bisher keinen Zusammenhang mit ihm gehabt hatten. Er trat in Beziehung mit den Vertretern der Missionsbestrebungen des ganzen evangelischen Deutschlands. Unvermerkt war er selber von Gott in die Heidenmission als seine Hauptthätigkeit hineingeführt worden. Damit hatte er den Höhepunkt in seinem Leben erklommen, freilich um den Preis doppelter Mühen. Er hatte jetzt nicht bloß seine Sache bei Missionsfesten zu vertreten und bei

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Hermann von Bezzel: Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer. C. H. Beck, Nördlingen 1897, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zum_Ged%C3%A4chtnis_des_Herrn_Johannes_Deinzer_12.png&oldid=- (Version vom 20.7.2016)