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diesem traurigen Ereignis vielen im Glauben und Bekenntnis mit dem Entschlafenen verbundenen Brüdern unwillkürlich die Frage nach dem Warum? dieses göttlichen Thuns auf die Lippen gedrängt. Doch, meine Gedanken sind nicht eure Gedanken! Es wird auch bei diesem traurigen Ereignis ein Rat der Weisheit des barmherzigen Gottes zu Grunde liegen, der Gedanken des Friedens und nicht des Leides über die Seinen hat, ein Rat, der zwar wunderbarlich ist, aber doch zu herrlichem Ziel führen soll. Gott lasse uns alle, die wir durch jenes gewaltige Eingreifen des HErrn betrübt worden sind, von ihm zu seiner Zeit auch wieder aufgerichtet werden.

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 Der Name des Entschlafenen ist mit dem Dettelsaus nahe verknüpft. Eine göttliche Fügung hat ihn in früher Jugend aus der Ferne an diesen Ort geführt. Seinen Voreltern nach stammte er aus dem Hersbrucker Land. Geboren wurde er den 2. September 1842 in Großengsee, Pfarrei St. Helena, einem freiherrlich v. Tucher’schen Patronat, als ältestes von 8 Geschwistern, deren 2 frühzeitig gestorben sind. Sein Vater, der ehemalige dortige Pfarrer Johann Georg Deinzer, ein ernstgerichteter, strenger Mann, gehörte zu den Geistlichen der Landeskirche, welche an den kirchlichen Fragen, die damals die Landeskirche bewegten, lebendigen Anteil nahmen. Infolge des Vertrauens seiner Kapitelskollegen wurde er in die wichtige Generalsynode vom Jahre 1849 gewählt, und gehörte der entschieden konfessionell gesinnten Fraktion an, doch ohne daß er mit Löhe in näherem persönlichen Verkehr gestanden wäre. Mit dem Jahre 1854 vertauschte er aus Gesundheitsrücksichten seine bisherige Stelle mit der Pfarrei Wildenholz bei Feuchtwangen; die Erinnerung aber an seine Persönlichkeit und sein Wirken ist bei dem anhänglichen Volk jener Gebirgsgegend bis heute noch nicht erloschen. Dort in dem weltabgeschiedenen Dörflein, in einfachsten Verhältnissen, verbrachte der junge Pfarrerssohn eine frohe Jugendzeit, an deren Glück er sich später noch oftmals gern erinnerte. Mit besonderer Freude folgte er auch in den letzten Jahren dem Ruf dorthin zu Missionsfesten, wobei die Pfarrkinder ihn von vornherein als alten Jugendgespielen aufnahmen. Mit zunehmenden Jahren kam er in die Schule des Vaters, worin

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Hermann von Bezzel: Zum Gedächtnis des Herrn Johannes Deinzer. C. H. Beck, Nördlingen 1897, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zum_Ged%C3%A4chtnis_des_Herrn_Johannes_Deinzer_04.png&oldid=- (Version vom 20.7.2016)