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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

Anmerkungen.

1) Die Chronik erzählt: Anno 1633, den 30. Oktober, Sonntags Nachmittags um 2 Uhr sind die Kaiserlich Wallensteinischen Völker, 70,000 Mann, gekommen, und haben die Stadt belagert und beschossen, und Dienstags mit Accord übereingekommen, worauf der kaiserliche General Golz mit seinem Regiment zu Fuß und einer großen Esquadron zu Roß nebst etlichen Panduren hereingekommen, welche 27 Wochen bis auf den andern Mai nach Misericordias domini 1634 in der Stadt gelegen und Alles verzehrt, und stahlen noch dazu Alles denen Leuten, u. s. w.

2) Die Chronik: Zu Anfang des Jahres 1634 beschloß der Churfürst von Sachsen, Johann Georg I. die Oberlausitz wieder zu erobern. Es rückte demnach der Herzog Friedrich Wilhelm von Altenburg nebst dem General Arnim mit 40,000 Mann vor die Stadt Budissin.

3) Jemanden den rothen Hahn aufs Dach stecken, dem Dache anstecken, s. v. a. Jemanden das Haus anzünden.

4) Die Chronik erzählt: Heute den 2. Mai 1634 hat der Obrist Golz befohlen, jeder Soldat soll früh 3 Uhr sein Haus anzünden, was auch geschehen. Auf der Seidau, in der Fischergasse und den Ueberresten der Vorstadt brach das Feuer aus, flog in die innere Stadt, steckte zuerst die Juden- (jetzt Herings-) Gasse an, und legte alle Privathäuser, Kirchen (die Peterskirche, in die sich 300 Personen geflüchtet hatten, zündeten die Panduren mit Pechkränzen an) und alle andern öffentliche Gebäude, ja selbst einen Theil des nahen Dorfes Teichnitz, in Asche. Nur die St. Nicolaikirche war noch zum Gottesdienste brauchbar. Gräßliche Mordthaten, Raub, Unzucht u. a. Greuel machten diese Schreckensnacht den Bürgern von Budissin noch schrecklicher.




Druck von J. H. Nagel in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_240.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)