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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

     Der Reiter reitet schnell hinaus,
     und richtet Alles klüglich aus,
          und als der Herzog frägt,
               wer wohl den Brand

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               hab’ angelegt

               mit böser Hand,
da läugnet er’s ihm mit heuchelndem Blick,
und erhält so Gewährung, und reitet zurück,
     und zum Abzug versammelt ist

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          Alles in kurzer Frist.


     Fortzieht die Schaar mit Hörnerklang,
     mit teuflisch lust’gem Spottgesang
          und stolzem Siegerschritt.
               Voran dem Troß

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               der Hauptmann ritt

               auf schwarzem Roß.
Im Lauenthor, da schaut’ er zurück
in sein gräßliches Werk mit höhnischem Blick:
     „Hört, wie die Hunde von Budissin,

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          hört, wie sie heulen drin!“


     Und eh’ er wendet sein Gesicht,
     da ruft ihn Gott schon vor Gericht;
          sein Angesicht erbleicht,
               sein Arm erschlafft,

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               sein Körper neigt

               sich ohne Kraft
zum Falle, und schmettert auf’s Pflaster hin,
nicht mehr hört er die Hunde von Budissin!
     es knackte sein Wirbelbein. –

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          Mög’ ihm Gott verzeih’n!


Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_238.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)