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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

Und wie in dem rosenen Feiertagskleide
     heraus zu der Thüre des Hauses sie sprang,
da grüßte der Zug sie mit jauchzender Freude,

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     da tönten die Zinken mit lustigem Klang.


Drauf geht es flugs weiter durch alle die Straßen
     hinaus zu des Spieles umzäunetem Plan,
die rüstigen Pegauer Stadtpfeifer blasen
     mit Zinken und Hörnern gar lustig voran.

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Und immer noch mehrt sich die Reihe der Mädchen,

     die schönsten in Pegau, heut sind sie zu Platz,
ein jeglicher wack’re Geselle im Städchen
     holt heute wohl seinen treueigenen Schatz.

Und wie nun der Zug hinaus auf die Stelle

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     des Spieles gekommen, da eilen behend

die Mädchen mit fröhlich wetteifernder Schnelle
     längst über die Bahn bis zum äußersten End’.

An zween mit Blumen umwundenen Stangen
     war quer ob der Bahn eine Leine gespannt,

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und mitten an diese nun wurde gehangen

     ein lebender Gäns’rich an hanfenem Band.

Das Thier hing acht Ellen hoch über der Erden,
     im gestreckten Galoppe nun mußte man ihn,
um Sieger und König im Spiele zu werden,

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     mit Gewalt seinen hanfenen Banden entzieh’n.


Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)