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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

Nach drei Tagereisen kam er
     bei der Felsenklause an;
jätend kniet’ in seinem Gärtchen
     just der alte fromme Mann,

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doch als er den Fremdling nahe

vor dem Zaune halten sahe,
     stand er eilends auf, und sprach:
„Edler Ritter, seyd gegrüßet,
und so’s euch gefällt, genießet

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     bei mir einen Ruhetag.“


Boleslav ¹) – so hieß der Böhme –
     stieg vom Rosse flink, und band
es am Pförtchen fest, und reichte
     ihm zum Gegengruß die Hand:

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„„Ja, gern will ich bei euch rasten,

und ihr werdet von den Lasten
     banger Zweifel mich befrei’n;
von euch will ich all’ die Lehren
eures heil’gen Jesu hören,

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     und ein frommer Schüler seyn!““


Freudig glänzte Dippolds Auge:
     „Heil euch, Heil! wer ihr auch seyd,
euer guter Engel führte
     euch in diese Einsamkeit.

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Kommt, ihr sollt den Gott erkennen,

den wir Christen Vater nennen,
     sollt euch des Erlösers freu’n.
Kommt!“ Mit freudig raschem Schritte
führte Dippold in die Hütte

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     seinen neuen Schüler ein.


Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)