Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band. | |
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Mächtig wirkte seine Kunde,
neu erglühten ihre Augen,
ihre Wangen färbten sich.
Wenig Wochen drauf vermochte
schon zur Zeche sie zu geh’n,
ihrer Häuer anzuseh’n.
Die empfingen sie mit einem
ungeheuchelten Glückauf,
denn in Tellern ging dem Bergvolk
Täglich hob sich Tellers Reichthum,
bald war er im ganzen Land
als der reichste Eigenlöhner 14)
und der beste Herr bekannt.
nie des Reichthums große Pflicht,
in der Noth war er dem Bergvolk
stets ein tröstlich Grubenlicht. 15)
In der Wiesenthaler Kirche
der mit starker Hand und Schulter
nimmermüd’ ein Betchor stützt.
Das ist Teller. Heut noch steht er
in der Häuerkleidung da,
er sich selber stehen sah.
Eigenlöhner sind diejenigen, welche auf eigne Kosten, oder in Gesellschaft mit Andern, die nicht über drei seyn dürfen, eine Grube bebauen.
15) Grubenlicht, ein Licht, das in der Grubenblende (einer kleinen hölzernen, nur auf einer Seite offnen Laterne) steckt, welche mit dem an der hintern Seite befindlichen Haken in ein Knopfloch des Grubenkittels gehängt wird. Es ist dem Bergmann die einzige Leuchte in den gefährlichen Finsternissen der Teufe.
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_151.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)