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Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.

     Die Beiden beseh’n das Gebäude von Thon,
und wie sie bewundernd vor selbigen stehen,
     da gelüstet den Prinzen zu steigen hinein.

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Man bringt eine Leiter. Er macht auf den Zehen

     gar sacht, daß der Topf nicht bräche drob ein,
hinab auf den Boden die drollige Reise.

     Er freute sich drinnen, wie Knaben sich freu’n,
doch zog der Hofjunker gar heimlich und leise,

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     den Rückweg abschneidend, die Leiter heraus.


„Ei seht doch, hier hat sich ganz seltsamer Weise
     ein Vöglein gefangen, und weiß nicht wo aus!“
So lachte der Junker von oben hinunter.

     Doch Friedrich besah sich sein irdenes Haus

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nicht lange, da rief er gar fröhlich und munter:

     Habt Acht nur, ihr Schalk, gleich mach’ ich mich frei!“

Daruf schlug er den Topf an der Seite, o Wunder!
     mit einem einzigen Schlage entzwei,
und wand sich heraus nun mit herzlichem Lachen,

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     Und rief: „Daß der Schaden ersetzt euch sey,

ihr ehrlichen Töpfer, so will ich es machen,
     daß ihr werdet von jeglichen Abgaben frei!“

Da hatten die Töpfer denn freilich gut Lachen.
     Der Prinz blieb seinem Versprechen getreu,

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und befreite sie alle von jeglicher Steuer.







Empfohlene Zitierweise:
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_138.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)